Jerry Cotton - 0562 - Die Peitschenmaenner
Wagoner?«
Oakland zeigte auf den Toten, der durch den Tisch verdeckt nicht gleich zu sehen war.
»Keine Fragen jetzt«, sagte er scharf. »Wagoner mußte getötet werden. Ich trage die Verantwortung.«
»Ich soll Ihnen sagen, .daß die Distriktchefs morgen bei Manhattan II zusammentreten. Es liegt etwas in der Luft und…«
Oakland schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Bereiten Sie alles für die Sprengung vor. Nichts darf übrigbleiben, es muß ein grandioses Feuer geben. Haben Sie mich verstanden?«
Torfino nickte und gab seinen Leuten die entsprechenden Anweisungen.
»Wir haben Banknoten im Haus«, begann Oakland.
»Abtransportieren?« fragte Torfino kurz. »Ich kann die Transportabteilung benachrichtigen.«
»Nein, ich habe den Funkverkehr bereits unterbrochen. Außerdem haben wir keine Zeit. Kommen Sie mit in den Keller. Ich will Ihnen die Kisten zeigen.«
Als sie unten waren, öffnete Oakland die Tür und zeigte auf die Kisten und Kartons, die er selbst verpackt und gestapelt hatte.
»Wieviel?« fragte Torfino kurz.
»Ein paar Millionen.«
»Und das soll alles mit in die Luft gehen?« Torfino trat in den Keller und schickte sich an, die Kisten zu untersuchen.
Oakland nestelte das Etui hervor und nahm den Füllhalter in die Hand. Es waren Augenblicke höchster Spannung. Doch dann drehte sich Torfino um, ohne die Kisten berührt zu haben.
»Sie tragen die Verantwortung«, sagte er nochmals. Er legte selbst mit Hand an, um die Sprengladung in diesem Keller anzubringen.
Erst als er damit fertig war und den Raum verließ, steckte Oakland den Füllhalter ins Etui zurück.
Auf seiner Stirn perlten feine Schweißtropfen.
Die weiteren Vorbereitungen gingen planmäßig voran. Die Gangster verstanden ihr Gewerbe. Nachdem alle Sprengladungen miteinander verbunden waren, schloß Torfino die Leitungen an ein kleines Gerät an.
»Fertig?« fragte Oakland.
Der nickte.
»Wir haben 180 Sekunden Zeit.« Dann drückte er auf den Auslöser.
Oakland verließ das Haus als erster.
Die anderen folgten, als er bereits auf der Straße war.
***
Der Luftdruck der Explosion hatte uns zu Boden gerissen. Als ich mich aufrichtete, sah ich den hellen Feuerschein über Wagoners Grundstück.
Neben mir rappelte sich Phil in die Höhe. Am Ende der Straße sah ich vier Männer laufen. Plötzlich schob sich ein Wagen in das Blickfeld, die Männer sprangen auf und brausten davon. Eine Verfolgung wäre zwecklos gewesen.
Wir konnten nur noch die Feuerwehr benachrichtigen und auf ihr Eintreffen warten.
Es dauerte ungefähr fünf Minuten, bis die ersten Einsatzwagen ankamen. Fast gleichzeitig erschienen zwei Streifenwagen der Polizei.
Ich gab dem Einsatzführer der Fire Police einen kurzen Bericht, während Phil den Beamten die Lage auseinandersetzte. Sofort wurde Großarlarm gegeben, Brücken und Ausfallstraßen gesperrt, aber ich hatte wenig Hoffnung, daß uns die Gangster ins Netz gingen.
Doch es gab eine Spur. Eine Spur, mit der wir zunächst noch nichts anzufangen wußten. Der Wagen, mit dem uns die Gangster zur Kiesgrube gefahren hatten, war auf einen Mann namens Gordon Harwarth zugelassen. Das brauchte nichts zu bedeuten, der Wagen konnte gestohlen sein, wenn uns auch keine Verlustmeldung des Eigentümers vorlag.
Dieser Mr. Harwarth wohnte in Oaks Village. Und zwei Minuten später kam die Meldung über den Polizeifunk, daß man meinen Jaguar gefunden hatte. In Oaks Village…
Mr. Harwarth’ Wagen wurde ins Distriktgebäude gefahren, um sofort untersucht zu werden. Phil und ich benutzten einen Streifenwagen der City Police. In zehn Minuten waren wir in Oaks Village, und ich konnte meinen unbeschädigten Wagen in Empfang nehmen.
Ein Polizist des zuständigen Reviers hatte ihn in einem Park gefunden.
»Kennen Sie einen Gordon Harwarth?« fragte ich ihn.
Sein Gesicht erhellte sich. Er freute sich sichtlich, mir mit einer genauen Auskunft dienen zu können.
»Jawohl, Sir«, sagte er. »Jeder in Oaks Village kennt Mr. Harwarth. Er ist wohl der reichste Bürger in diesem Stadtteil. Schon über siebzig Jahre alt, aber noch sehr rüstig.«
Meine Hoffnung, in Mr. Harwarth ein Glied in der Kette gefunden zu haben, schrumpfte zusammen. Ein Mann über siebzig!
Doch dann, hatte ich trotzdem noch Glück. »Wie ich hörte, Sir«, sagte er, »ist das Haus von Mr. Wagoner in die Luft geflogen. Das wird Mr. Harwarth bestimmt leid tun. Die beiden sollen Schulfreunde gewesen sein.
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