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Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Titel: Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
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war wachsbleich. Wimperntusche, Augenbrauenstift und Lippenrot waren verschmiert. Der Blick drückte Angst aus. Trotzdem war er flach und starr, wie ich es oft bei Menschen gesehen habe, die unter einem Schock stehen. In jeder Hand hielt Mary einen Koffer.
    »Mary…« Elsa war fassungslos. Sie blickte von ihr zu mir, ihr Mund öffnete sich, aber sie sagte nichts.
    Mary kam herein. Sie setzte die Koffer ab. Sie mußten leer sein, denn beim Aufsetzen entstand ein hohles Geräusch. Angewidert glitt ihr Blick über mich.
    »Da ist er ja, euer großer Freund. Hätte ich gewußt, wie mies er ist, Elsa, hätte ich ihn nicht angerufen.«
    »Mary, du irrst dich. Jerry wird dir erklären, warum er sich so verhielt. Mein Gott, Mary, woher kommst du jetzt?«
    »Aus dem Keller.«
    »■Wie bitte?«
    »Aus dem Keller. Wie du siehst, habe ich meine Koffer geholt. Ich bin restlos bedient von New York. Während der letzten Stunden wäre ich fast gestorben vor Angst. Ich packe jetzt, und mit dem nächsten Zug fahre ich nach Hause.«
    Mary taumelte plötzlich. Sie streckte die Hand aus und suchte Halt an der Wand. Elsa stand näher als ich und legte rasch den Arm um die Schultern der jungen Frau.
    »Das Packen hat Zeit, Mary. Komm erst mal ’rein. Du brauchst eine Stärkung.«
    Wir gingen in den Wohnraum. Elsa nahm Mary den Regenmantel ab. Mary zitterte. Ihre Lippen hatten sich bläulich verfärbt. Ich hörte, wie ihre Zähne aufeinanderschlugen. Völlig erschöpft sank sie in eine Ecke der Couch. Elsa kam mit einem großen Glas und flößte Mary die wasserhelle Flüssigkeit ein. Ich roch den Gin. Mary hustete. Aber sie schluckte, und der Alkohol half. Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück. Das Zittern ließ nach. Mary lehnte sich zurück und schloß die Augen.
    »Möchtest du einen Drink, Jerry?«
    »Danke, Elsa, jetzt nicht.«
    Wir setzten uns. Elsa sagte: »Kannst du noch zuhören, Mary, oder willst du dich hinlegen?«
    »Es geht wieder«, murmelte Mary. Aber ihre Lider blieben gesenkt.
    »Jerry hat dir eine Komödie Vorspielen müssen, Mary. Er hat dich nicht im Stich gelassen, wie du gedacht hast. Während ihr spracht, saß einer von Nick Meshers Gangstern in der Nische nebenan. Nur um Mesher zu täuschen, hat dich Jerry so schroff abfahren lassen.«
    Mary öffnete die Augen und sah mich an. Jetzt war ihr Blick um vieles milder.
    »Vor der Zwinkernden Eule habe ich im Wagen auf Sie gewartet«, setzte ich Elsas Erklärung fort. »Aber Sie kamen nicht. Nur der Gangster verließ nach einiger Zeit die Kneipe. Als Sie immer noch auf sich warten ließen, ging ich hinein. Der Wirt sagte mir, daß Sie im Waschraum wären. Ich habe Sie dort gesucht und bin dabei auf zwei Ganoven gestoßen.« Ich erzählte mein Erlebnis mit Milbert und dem Blonden. Ich erklärte, wie ich mir ihr, Marys, Verschwinden zusammengereimt hatte. »Seitdem werden Sie von allen Polizisten dieser Stadt wie eine Stecknadel gesucht«, schloß ich.
    Mary schwieg lange. Sie atmete tief. Schließlich stahl sich ein kleines Lächeln in ihre Mundwinkel. »Ich habe mich in Ihnen geirrt, Mr. Cotton. Bitte, verzeihen Sie mir. Aber daß wir belauscht wurden — das konnte ich nicht wissen.«
    »Natürlich nicht. Und nun erzählen Sie bitte, was mit Ihnen passiert ist!«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß nur wenig. Ich war im Waschraum. Als ich auf den Gang trat, schlug mir jemand mit furchtbarer Wucht ins Genick. Ich habe noch gespürt, wie ich umfiel und wie ein bohrender Schmerz durch meinen Kopf jagte. Was dann mit mir geschehen ist, habe ich nicht mitbekommen. Als ich aufwachte, waren mir Hände und Füße gefesselt. Über meine Augen hatte- man einen Leukoplaststreifen geklebt. Auf die gleiche Weise war mein Mund verschlossen. Ich konnte nichts sehen. Ich konnte nicht um Hilfe rufen. Außerdem steckte ich in einem sehr engen Raum. Später ist mir klargeworden, daß es eine Kiste war. Sie stand in einem Wagen. Ich spürte Schaukelbewegungen. Ich hörte den Motor. Ich hörte die Geräusche des Straßenverkehrs. Nach einiger Zeit hielt der Wagen. Da war ich schon wie gelähmt vor Angst.«
    Mary hielt inne, sammelte sich, bat Elsa um eine Zigarette und fuhr fort, nachdem ich ihr Feuer gegeben hatte. »Die Kiste wurde mit mir aus dem Wagen gehoben und in ein Haus getragen. Dann haben sie — an dem Murmeln hörte ich, daß es zwei Männer waren — den Deckel aufgeklappt und mich herausgezerrt. Dabei sind sie sehr roh mit mir umgegangen. Ich habe gewimmert vor Schmerzen, aber

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