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Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Titel: Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke Kostenlos Bücher Online Lesen
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wegen der Bande, die gerade diese Strecke unsicher machte. Bei den überall wartenden Bereitschaften war es leicht gewesen, binnen Sekunden alle derart besetzten Stationen abzuriegeln.
    Harris kniete auf den Sitz und zog das Fenster auf. Er nahm die Schirmmütze ab, bevor er den Kopf zum Fenster hinausreckte. Vorn und hinten betraten einige Cops die Wagen. Sie durchsuchten die Wagen.
    Sie durchsuchen noch einmal den ganzen Zug! schoß es Harris durch den Kopf. Verdammt, das konnte sein Verhängnis werden. Und in seiner Gürtelhalfter saß doch dieser verdammte Revolver, in dem eine Kugel fehlte. Die erste Kugel, die überhaupt abgefeuert worden war. Die Kugel, die den Mann vor der Bank in den Bauch getroffen hatte, weil der nicht auf zwei Mann gleichzeitig hatte zielen können. Wenn sie ihn mit diesem Revolver und in dieser Uniform schnappten, war es vorbei mit ihm. Für immer und ewig.
    Harris schloß die Augen und preßte die schweißnassen Hände heftig gegeneinander. Er mußte alle seine Willenskraft zusammennehmen, um die Panik zu unterdrücken, die in ihm aufzukeimen drohte.
    Mit einem Zischen schlossen sich die Schiebetüren. Harris fuhr hoch. Jetzt hatten sie ihn in der Falle. Er konnte nicht hinaus, aber jeden Augenblick würden sie auch in diesem Wagen auftauchen.
    Harris fühlte, wie ihm der Schweiß von der Stirn rann. Die Leute im Wagen unterhielten sich darüber, was denn nun wieder passiert sein müßte, weil die Polizei den Zug warten ließ. Es gab Stimmen, die laut und heftig auf die anmaßende Polizei schimpften. Der eine verpaßte dort einen Anschluß, der andere dort einen Termin. Eine Frau jammerte über einen Braten, der verbrannt sein würde, wenn sie mit soviel Verspätung nach Hause käme.
    Harris hörte nichts von diesen Gesprächen. Sie wurden ihm nur als unverständliche Geräuschkulisse bewußt. Daß seine Gegenwart — in der Uniform eines Polizisten — gerade die lautesten Schreihälse zu noch heftigeren Äußerungen über die Polizei provozierte, spürte er auch nicht. Er war damit beschäftigt, seine jagenden Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Irgend etwas mußte er unternehmen, um aus dieser hoffnungslosen Lage herauszukommen. Für ihn ging es längst nicht mehr um ein paar Jahre wegen Bankraubs. Es ging um Leben und Tod.
    Der Bahnsteig draußen war wie leergefegt. Die Cops hatten jeden, der ausgestiegen war, mit beachtlicher Eile vom Bahnsteig weggeführt. Danach waren die Zugtüren geschlossen worden. Jetzt konnten sie den Zug in Ruhe durchsuchen.
    Wenn ich bloß noch hinter Lindsay auf der vorigen Station herausgekommen wäre, schoß es Harris durch den Kopf. Möchte wissen, wo Lindsay jetzt steckt. Und warum er überhaupt vor mir das Weite gesucht hat. Das fragst du dich noch? mahnte eine Stimme in ihm. Warum sollte Lindsay denn vor dir fliehen, wenn er nicht doch das Geld der Bank hat und es nicht teilen will? Nur das ist ein sinnvoller Grund dafür, daß er ausgerissen ist.
    Er muß das Geld haben!
    Dieser eine Satz diktierte Harris’ Handeln. Jetzt wußte er, was er tun mußte, wenn er auch noch keine richtige Chance sah, es zu verwirklichen. Aber er mußte zu dem Bahnsteig zurück, auf dem alles passiert war. Nur dort konnte Lindsay das Geld versteckt haben. Und nur dort würde man es packen können, wenn man es schlau genug anstellte. Auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig fuhr der Zug ein, der die Strecke zurückfuhr, die Harris gekommen war. Die Türen öffneten sich, aber eine Lautsprecherstimme verkündete laut, daß der Zug gegenüber nicht betreten werden dürfte. Alle Leute, die in jene Richtung wollten, hätten unverzüglich den Bahnsteig zu räumen und den Zug auf Gleis neun zu nehmen, der eigens als Entlastung eingesetzt sei.
    Harris sah plötzlich die Chance, die er suchte. Schon schwang er sich mit einem Bein auf den Sitz unter dem offenstehenden Fenster. Da fragte plötzlich eine scharfe Stimme in seinem Rücken: »Was machen Sie denn da?«
    Harris fuhr herum. Vor ihm stand ein blutjunger Polizist der U-Bahn. Das kantige Kinn verriet Kraft und Energie. Und aus den scharf blickenden Augen strahlte die Entschlossenheit, den Mörder eines Kameraden nicht ungeschoren davonkommen zu lassen.
    »Tag, Kollege«, brummte Harris. »Was ist denn bei euch plötzlich los? Was soll der Rummel da draußen?«
    Harris zeigte mit dem rechten Daumen über seine Schulter. Der junge Polizist öffnete den Mund zu einer Erwiderung. Aber er kam nicht mehr dazu, auch nur eine einzige

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