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Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Titel: Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke Kostenlos Bücher Online Lesen
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blickte auf. Er kniff die Augen ein ‘wenig zusammen. »Ach, du bist’s«, brummte er. »Na, was bringst du mir diesmal?«
    Hank legte etwas Struppiges auf den Schreibtisch. »Das da.«
    »Sieht wie ’ne Perücke aus. Meinst du nicht?«
    Jolly legte den Ko£f schief und sah zu, wie McDonald das struppige Ding auseinanderzog. Im Lichtschein der Neonröhre leuchtete rötliches, stark glänzendes Haar.
    »Tatsächlich«, sagte McDonald nach einer Weile. »Eine Perücke. In der vorigen Woche hat einer ein Gebiß auf einem Sitz liegenlassen. Und heute bringst du eine Perücke. Bin mal gespannt, wann einer den ganzen Kopf liegenläßt.«
    McDonald kicherte, weil er seine Bemerkung für witzig hielt. Hoch über dem Schreibtisch summte der Lautsprecher, den sich McDonald dort aufgehängt hatte. Er war allein in seinem kleinen Reich, und er verschaffte sich ein wenig Abwechslung dadurch, daß er alle Durchsagen im Bahnhofsbereich mit seinem Lautsprecher mithörte.
    »Wo hast du das Ding gefunden?« fragte er und schielte auf das Foto einer üppigen Blondine in seinem Magazin. Jolly interessierte sich seltsamerweise gar nicht dafür, obgleich die Blonde weiß Gott genug fürs Auge anbot.
    »Da wirst du aber staunen!« versprach Jolly.
    »Ich? Glaube ich nicht. Ich habe mir das Wundern hier unten abgewöhnt. Was die Leute alles vergessen, geht auf keine Kuhhaut. Brieftaschen mit sechshundert Dollar Bargeld. Regenschirme, Aktentaschen, Hüte, Mäntel und Handschuhe. Einen Kinderwagen mitsamt dem Baby, einen Karton mit einer elektrischen Spielzeugeisenbahn, einen Kasten mit acht Stangen Dynamit und einem noch nicht angeschlossenen Zünder, ein auseinandergeschraubtes Gewehr mit Zielfernrohr, eine Tasche mit Manöverplänen der Marine, eine Schachtel mit einer abgetrennten menschlichen Hand — was denkst du, worüber ich mich da noch wundern soll, he? Also sag’s schon! Wo hast du die Perücke gefunden?«
    »Auf dem Gleis neben dem Bahnsteig, wo sie vorhin die Bank ausgenommen haben.«
    »Na und? Warum sollen die Leute nicht auch auf dem Bahnsteig was vergessen oder liegenlassen?«
    Aus dem Lautsprecher über ihren Köpfen tönte ein Knacken und dann eine laute Männerstimme: »Achtung, Achtung! Wir geben weitere Einzelheiten zu dem Banküberfall auf Bahnsteig vierzehn bekannt. Lieutenant Fred Alster von der U-Bahn-Polizei, der als erster den Bankräubern gegenübertrat und dabei verwundet wurde, ist vor wenigen Minuten seiner schweren Verletzung erlegen. Wir verlieren nicht nur einen unserer fähigsten Polizisten, sondern auch einen liebenswerten Kameraden und Freund. Die Trauerfeier für Fred Alster wird…«
    Die beiden Männer sahen zu dem Lautsprecher hinauf. Die Perücke auf dem Schreibtisch hatten sie bereits vergessen.
    ***
    So, dachte Lindsay grimmig, als er aus dem Abteil hinaus auf den Bahnsteig sprang. Da wären wir wieder. Ein bißchen riskant, natürlich, aber hier sucht mich Harris nie.
    Lindsay sah hinüber zu der Bankfiliale, die kaum sechs Yard von ihm entfernt lag. Die Glastür bestand nur noch aus ein paar gezackten Scherben, die noch im Stahlrahmen saßen. In der Filiale standen außer den Angestellten noch ein paar andere Männer. Lindsay spürte ein leises Prickeln, als er die Angestellten ansah. Wenn die wüßten, dachte er, wenn die wüßten, daß ich hier stehe; nur ein paar Schritte von ihnen entfernt…
    Er wandte sich ab und ging langsam den Bahnsteig entlang, noch unschlüssig, wohin er sich wenden sollte, als er plötzlich das Hinweisschild zum Büro der U-Bahn-Polizei sah. Ein verwegener Gedanke schoß ihm durch den Kopf. Er zögerte. Es war schon mehr als verwegen — aber warum eigentlich nicht! Von der Polizei hatte ihn niemand während des Raubzuges zu Gesicht bekommen; wie sollte ihn also jemand von denen wiedererkennen können?
    Lindsay zupfte seine Krawatte zurecht, schob die Hände in die Hosentaschen und betrat lässig den Wachraum der U-Bahn-Polizei.
    »Hallo«, sagte er und sah sich um. »Hörte, daß es bei euch was gegeben haben soll. Kann mir einer die Geschichte erzählen?«
    Im Wachraum befand sich ein einziger Polizist, ein älterer grauhaariger Sergeant, der Telefonbereitschaft versah. Froh über die Unterbrechung, beugte er sich vor und fragte Lindsay: »Presse, was?«
    »Na klar doch«, sagte Lindsay. »Die gute alte Tante Zeitung ist nicht totzukriegen, nicht vom Fernsehen, nicht vom Radio und nicht von der Wochenschau. Also erzählen Sie mal. Was war los?«
    Der Sergeant

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