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Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Titel: Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke Kostenlos Bücher Online Lesen
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Silbe auszusprechen. Denn die Rechte von Harris schoß vor und traf ihn mit voller Wucht genau unter das Kinn. Der junge Cop stürzte rückwärts in die gegenüberliegende Sitzreihe. Für ein paar Sekunden war er paralysiert. Und diese kurze Frist genügte Harris.
    Er schwang sich zum Fenster hinaus und überquerte den Bahnsteig mit drei, vier weiten Sätzen. Die Türen des Zugs schoben sich zu, als er noch mitten zwischen ihnen war. Sie klemmten ihn mit sanftem Druck ein, aber er konnte sich hineinschieben, und im selben Augenblick fuhr der Zug auch schon an.
    Keuchend lehnte Harris sich mit dem Rücken gegen die Tür. Das war geschafft. Buchstäblich in letzter Sekunde. Jetzt mußte er erst einmal zurück zum Ort des Überfalls. Irgendwo dort mußte Lindsay auf eine Gelegenheit lauern, an sein Versteck heranzukommen. Da um diese Zeit die Bahnsteige keine halbe Minute lang von Menschen frei waren, würde er warten müssen. Das bedeutete für Harris wiederum, daß er sich Zeit nehmen konnte für das zweite, das er noch zu tun hatte: Er mußte sich zivile Kleidungsstücke verschaffen. Um jeden Preis. Aber wo? Es gab eine Menge Läden im Bahnhof, aber dazu hätte er Geld gebraucht. In der Uniform fanden sich ganze zweieinhalb Dollar.
    Harris hatte so geschwitzt, daß ihm die Uniform am Leib klebte. Er hätte sich waschen müssen, duschen. Den Schweiß der Angst und der Aufregung abspülen. Duschen. Duschen!
    Harris verzog das Gesicht. Die Waschräume im Tunnel der Unterführungen! Dort gab es immer Männer, die ein Bad nahmen, unter der Dusche standen oder nur vor einem Waschbecken einen Teil ihrer Oberkleidung abgelegt hatten. Es mußte möglich sein, sich dort wenigstens eine Jacke zu besorgen.
    Die Uhren in New York standen auf neun Uhr dreiundvierzig, als der Zug wieder in den Bahnhof einlief, wo Harris den Lieutenant Fred Alster erschossen hatte. Der Zug hätte auf dem Bahnsteig halten müssen, auf dem die überfallene Bankfiliale lag. Wegen des Überfalls hatte man den Zug jedoch umdirigiert auf ein sieben Bahnsteige entfernt gelegenes Gleis. Harris war dankbar dafür. Hier gab es keinen Polizisten, der sich für ihn interessiert hätte.
    Er hastete die Treppe hinunter in den Unterführungstunnel und lief auf die Schwingtüren zu, die zu den Herrentoiletten und -waschräumen führten. Er durchquerte den langen Waschraum und ging nach hinten, wo die Kabinen für die Duschen und Wannenbäder lagen. Noch wußte er nicht, wie er an unauffällige Kleidungsstücke kommen sollte. Erst wollte er einmal die Lage sondieren. Langsam ging er an der Reihe der Kabinen entlang, hinter denen er Geplätscher oder das Rauschen einer Dusche hörte.
    Und dann sah er am Schloß einer Kabine, daß sie nicht von innen verriegelt war, obgleich sie offenbar benutzt wurde. Harris sah sich schnell um. Der Farbige, der hier den Dienst versah, unterhielt sich weiter vorn mit einem der Männer, die an den Waschbecken standen. Niemand beachtete Harris.
    Er drückte die Tür zum Waschraum auf und schob sich schnell hinein. In der Wanne saß ein kicherndes Mädchen. Auf dem Rand der Wanne hockte ein etwa sechzehn- oder siebzehnjähriger blonder Junge in Jeans und Nylonjacke. Von seinem linken Arm baumelte eine Fahrradkette. Kaum erblickte er Harris, da sprang er vom Wannenrand auf und wirbelte die Fahrradkette herum.
    »Soso«, sagte er fast schläfrig. »Sogar in der Badewanne wird man von Bullen behelligt. Soso…«
    Er ging langsam auf Harris zu. Das Mädchen grabschte nach etwas, das auf dem Rand der Wanne gelegen hatte. Erst als sie es schon gepackt hatte, erkannte es Harris. Es war ein zusammenschiebbarer Totschläger mit einer Stahlkugel an der Spitze.
    ***
    Die Uhr im Fundbüro stand auf neun Uhr einundvierzig, als Hank Jolly hereinkam. Er trug einen verwaschenen hellblauen Overall und die dicken Gummischuhe, die ihn schützen sollten, wenn er bei seinen Gängen einmal versehentlich an die stromführende Mittelschiene stoßen sollte. Denn Hank Jolly war Streckenbegeher der U-Bahn.
    Vor den endlosen Regalreihen saß Walter McDonald an seinem uralten muffigen Schreibtisch und befeuchtete gerade einen Finger, um das Magazin umblättern zu können, in dem er nicht etwa las — McDonald hielt Lesen für eine nutzlose Anstrengung —, sondern in dem er Fotos einer ganz bestimmten Art suchte und fand. Das Magazin gehörte, wie außer der Möbeleinrichtung alles in diesem Raume, zu den Fundsachen.
    »Tag, Walter«, sagte Hank Jolly. McDonald

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