Jerry Cotton - 0566 - Sie hetzten mich als Moerder
schaute Zagano offen ins brutale Gesicht. »No, Boß, mit fünf Mann schaffen wir das nicht. Vielleicht ist dieser Cotton nicht allein in der Bude. Wenn noch zwei, drei Kerle vom FBI dabei sind, machen Sie Hackfleisch aus uns!«
»Verdammter Feigling!« knurrte Zagano und ließ sich entmutigt auf einen unter seinem Gewicht ächzenden Stuhl fallen und brütete dumpf vor sich hin. Nach kurzem Nachdenken sah er seine Komplicen der Reihe nach an. »Wenn es dabei etwas zu holen gäbe, würdet ihr mitmachen, was?«
»Da ist nichts zu holen, Boß!« meinte der grobschlächtige Newman. »Oder willst du diesen Cotton etwa auf dem Fleischmarkt verkaufen?«
Zagano grinste brutal. »Auf dem Fleischmarkt nicht, du Idiot! Aber…« Die Gesichter der Gangster waren in dem Dämmerlicht des finsteren Hinterzimmers dieser Kneipe nur als helle Flächen zu erkennen. Trotzdem spürte Zagano, daß seine acht Komplicen ihn gespannt anschauten.
»Mach es nicht so spannend, Boß!« ließ sich Newman vernehmen. »Wenn du eine gute Idee hast, sind wir alle dabei. Das weißt du. Auch ich sage nur so lange nein, wie bei der Sache nichts herauskommt.«
Zagano grinste bösartig. »Ja, verdammt, ich habe einen guten Plan. Das FBI soll einmal am eigenen Leib spüren, wie das so ist.«
»Wie was so ist?« fragte jetzt Ronny, den Zagano vorher als Feigling bezeichnet hatte.
»Auf Lucky Watch können wir uns verlassen. Seine Tips sind immer in Ordnung. Wenn er gesehen hat, daß Cotton allein in dieser Baracke ist, dann ist er allein dort. Es ist also überhaupt kein Risiko!«
»Laß doch, wir haben abgestimmt, das war deine eigene Idee! Du weißt, daß vier Mann nicht mitmachen!« erinnerte Newman.
»Bei einer Sache ohne Beute macht ihr nicht mit«, bestätigte Zagano. »Wir werden aber eine verdammt gute Beute machen! Wir werden diesen Cotton kidnappen! Richtiggehend kidnappen. Und wenn das FBI seinen Mann wiederhaben will, muß er zahlen!«
Aufgeregt murmelten die Gangster ihre Kommentare.
Zagano hatte ein scharfes Gehör. So vernahm er deutlich, daß sich jetzt schon die Mehrheit für ihn abzeichnete. Nur Newman und Miller, ein fuchsgesichtiger Jüngling, waren offensichtlich noch gegen seinen Plan. Unter diesen Umständen kam Zagano schnell zu einer Entscheidung.
»Das Ding wird gemacht! Sofort! Dies ist ein Befehl, und wer noch irgend etwas dagegen hat, soll es laut sagen!«
Plötzlich war es still. Die Diskussionen verstummten.
»Also?« forschte Adam Zagano.
Die Situation war anders als fünf Minuten zuvor. Deshalb wunderte es jetzt keinen der Gangster, daß auch Newman umfiel.
»Los, Maul auf, wer etwas dagegen hat!« bellte Newman. Er wartete dann noch eine Sekunde und sagte dann entschlossen: »Niemand hat was dagegen, Boß!«
***
»Kommen Sie, Jerry!«
Ich merkte sofort, daß eine Entscheidung gefallen sein mußte. Mr. High bleibt zwar auch in den kritischsten Situationen völlig ruhig, aber wer ihn kennt, weiß um sein Mienenspiel. Ich rutschte in den Sessel vor seinem Schreibtisch.
»Die Nebel lichten sich, Jerry. Beim 21. Polizeirevier befindet sich ein Mann, der seinen Namen nicht nennen will, er will aber eine wichtige Information verkaufen. Über einen Mann, den er angeblich kennt. Einen gewissen Jerry Cotton.«
Normalerweise achte ich beim dienstlichen Verkehr mit unserem Chef auf die in solchen Fällen üblichen Umgangsformen. Diesmal aber konnte ich es mir nicht verkneifen, leise, aber vielsagend durch die Zähne zu pfeifen.
Mr. High lächelte. »Genauso habe ich auch gepfiffen, als der Anruf vom Revier kam. Leider war die Nachricht sehr dürftig. Nicht mehr als das, was ich Ihnen eben gesagt habe. Die Kollegen von der City Police haben natürlich versucht, aus dem Mann etwas herauszubekommen, aber er weigert sich. Er will seine Information verkaufen.«
»Und man kennt ihn nicht?« stieß ich noch einmal nach.
Mr. High schüttelte den Kopf. »Nein. Die Kollegen haben gefragt, ob sie ihn zu uns bringen sollen oder ob er erkennungsdienstlich behandelt werden soll. Ich habe zu beiden Vorschlägen nein gesagt. Jetzt hat man ihn im Polizeirevier in eine Zelle gesperrt. Nach meiner Ansicht sitzt er dort vorerst am sichersten.«
»Und was schlagen Sie vor?«
»Darüber bin ich mir selbst noch nicht im klaren, Jerry. Deshalb habe ich Sie rufen lassen.«
»Natürlich fahre ich sofort hin und nehme mir diesen Kunden einmal vor«, sagte ich.
Wieder huschte ein Lächeln über Mr. Highs Gesicht. »Nicht so stürmisch,
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