Jerry Cotton - 0567 - Auf Bestellung eine Leiche
geschlagen worden?« fragte ich.
Sie strich sich mit beiden Händen durch das rote Haar. »Sie stellen verdammt dämliche Fragen, G-man«, fauchte sie wütend. »Glauben Sie, die Kerle hätten mich gestreichelt?«
Ich klopfte meine Tasche nach Zigaretten ab, fand das Päckchen und hielt es ihr hin. Sie bediente sich, und auch ich klemmte mir eine Zigarette zwischen die Lippen. »Sie werden mir genau erklären müssen, was sich hier abgespielt hat«, sagte ich und reichte ihr Feuer.
Sie griff nach einer schmalen weißen Bank, die sie mit den Füßen umgestoßen hatte, um mich aufmerksam zu machen. Wir stellten die Bank auf und setzten uns.
Florence Ward zog nervös an ihrer Zigarette. »Sieht so aus, als hätte ich gleich am Anfang einen Fehler gemacht«, sagte sie. »Ich fürchtete mich. Ich glaubte, wenn ich Sie darauf aufmerksam machte, was hier los war, würden wir beide, Sie und ich, niedergeschossen werden.«
»Immer der Reihe nach, Miß Ward.«
»In Ordnung. Eine knappe halbe Stunde, bevor Sie hier auftauchten, läutete es an meiner Tür. Der Mann, der davorstand, sagte, er käme im Auftrag einer Kundin. Ich ließ ihn ein. Es waren zwei Männer. Sie verlangten, daß ich ihnen einen bestimmten Schrank in diesem Raum öffnete.«
Ich blickte mich um. An den Wänden des Raumes, der offenbar den Kundinnen des Salons zum Umkleiden diente, standen zahlreiche weiße Schränke. Die Tür eines einzigen stand offen. Alle anderen waren geschlossen.
»Ich weigerte mich«, fuhr Florence Ward fort, »und sie sprangen nicht gerade sanft mit mir um. Dann läuteten Sie, G-man, und die Kerle wurden nervös.«
»Sie konnten nicht wissen, daß ein Polizist vor der Tür stand«, warf ich ein.
»Sie wußten es. Einer blickte vom Fenster auf die Straße hinunter und rief: ,Der Jaguar, das ist der G-man!‘ Nach der ersten Verwirrung befahlen sie mir, zu öffnen und Sie fortzuschicken. Sie drohten, sofort zu schießen, falls ich versuchte, Sie auf die Anwesenheit der Gangster aufmerksam zu machen. Einer ging in den Behandlungssaal, der andere in den Umkleideraum.« Florence Ward machte eine hilflose Geste mit der Hand. »Ich war überzeugt, daß Pistolen auf uns gerichtet waren, G-man, während Sie und ich in der Diele standen. Wir standen im Licht, und wir hätten wohl keine Chance gehabt. Darum versuchte ich, Sie vom Betreten des Behandlungssaales abzuhalten.«
»Was geschah, als ich doch hineinging? Ich meine, was machten die Gangster mit Ihnen?«
»Als das Licht verlöscht war, wurde ich niedergeschlagen.«
»Von wem?«
»Ich nehme an, von dem Gangster, der sich in diesem Raum versteckt hatte.« Vorsichtig tastete sie mit den Fingerspitzen über die geschwollene und gerötete Stelle unter ihrem linken Auge. »Wie stark schwillt so etwas an?« fragte sie mit einem kleinen Lächeln. »Ich nehme an, Sie haben Erfahrung?«
»Wann kamen Sie wieder zu sich?«
»Als ich geschüttelt und geohrfeigt wurde. Ich schlug die Augen auf und lag schon in diesem Zimmer. Die Gangster verlangten, daß ich einen bestimmten Spind öffnete.« Sie zuckte leicht mit den Achseln. »Ich sagte ihnen, wo der Schlüssel war.«
Ich ging zu dem Spind, dessen Tür offenstand. Auf einer kleinen angehefteten Karte stand der Name »Constance Brook«. Das Schränkchen enthielt nur einen weißen Bademantel und ein paar Badesandalen.
»Haben die Gangster etwas aus dem Spind genommen?« wollte ich wissen.
»Ich konnte es nicht sehen. Sie standen mit dem Rücken zu mir. Vielleicht war ich auch zu aufgeregt und zu erschreckt, um überhaupt darauf zu achten.«
»Hielten die Männer nichts in den Händen, als sie sich wieder Ihnen zuwandten?«
»Der kleinere der Gangster hatte eine Pistole.«
»Was geschah dann?«
»Sie fesselten und knebelten mich. Sie nahmen dafür die Leinen von den Vorhängen des Duschraumes. Bevor sie gingen, schalteten sie die gesamte Beleuchtung aus.« Florence Ward ließ die Zigarette fallen und zertrat die Glut. »Plötzlich schienen die Gangster jedes Interesse an mir verloren zu haben«, sagte sie. »Sie drohten mir auch nicht. Sie sagten nicht einmal, daß ich schweigen sollte. Sie gingen einfach.«
Miß Ward wandte mir den Kopf zu und blickte mich an. »Ich dachte, sie hätten Sie getötet«, fügte sie dann leise hinzu.
»Nein«, knurrte ich, »anscheinend handelte es sich um Menschenfreunde. Können Sie die beiden beschreiben?«
»Selbstverständlich.« Sie lieferte eine Beschreibung, die zwar ziemlich genau war, mir
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