Jerry Cotton - 0567 - Auf Bestellung eine Leiche
Tasche.«
Der Gangster rieb sich die Hände. »Das klappt großartig. Wir haben das Geld, und wenn dein unheimlicher Freund anruft, wirst du ihm sagen, daß…«
»Das geht nicht. Ich habe angerufen und berichtet, daß kein Geld in der Tasche war.«
»Du hast mit ihm gesprochen?«
»Nicht mit ihm selbst. Unter Barrow 4-6621 schaltet sich ein Tonband ein. Es zeichnet den Anruf auf.« Sie wies auf einen Telefonapparat, der auf einem kleinen Tisch stand. »Sie können es ausprobieren.«
Chilton ging hinüber und nahm den Hörer ab. »Sie müssen auf den weißen Knopf drücken!« rief Florence Ward.
»Wie war die Nummer?« fragte er. Rivera kramte in seiner Tasche nach der Zigarettenschachtel. Bevor er sie gefunden hatte, wiederholte Florence Ward: »Barrow 4-6621.«
Chilton wählte. Mit einem schwachen Knacken schaltete sich der angewählte Apparat ein und eine Frauenstimme sagte: »Sie sind mit einer automatischen Telefonanlage verbunden. Die Anschlußnummer ist Barrow 4-6621. Bitte, nennen Sie jetzt Ihre Wünsche, die auf Tonband aufgezeichnet werden. Der Anschlußinhaber bemüht sich um prompte Erledigung. Vergessen Sie nicht, Ihren Namen und Ihre Telefonnummer zu nennen. Sprechen Sie jetzt!«
»Sie können eine Nachricht für ihn hinterlassen!« rief Florence.
Chilton legte auf. »Später! Ich weiß noch nicht genau, was ich ihm sagen werde.« Er ging zu der Frau zurück und ließ sich neben ihr auf die Massagebank fallen. Mit der linken Hand griff er unter ihr Kinn und zwang sie, den Kopf herumzudrehen. »Paß gut auf, meine Schöne!« sagte er. »Du weißt, daß ich dich der Polizei übergeben könnte. Die Bullen würden dich durch ihre Verhörmühle drehen, und am Ende stündest du wegen Beihilfe zum Mord vor Gericht. Klar, daß dir mindestens zehn Jahre Knast aufgebrummt würden.« Er griff mit der anderen Hand in ihr dichtes rotes Haar. »Aber ich finde, du bist einfach zu hübsch, um hinter Gefängnisgittern zu versauern. Willst du für mich arbeiten?«
»Was soll ich tun?«
»Nicht viel! Benimm dich wie immer! Aber wenn der geheimnisvolle Mr. Dorrow dich zu einem Treffen bestellt, dann sage mir Bescheid.«
»Sie können sich auf mich verlassen«, antwortete sie. »Sie wissen, daß ich keine andere Wahl habe.«
Chilton nickte. »Wenn du auf mich setzt, Mädchen, hast du den richtigen Favoriten im Rennen.« Er ließ sie los, nahm die Zigarre aus dem Mund und blies ihr den Rauch ins Gesicht. »Deine grünen Augen gefielen mir schon im ,Teufelsnest‘ mächtig. Wie wäre es, wenn wir zusammen in den Süden fahren würden, sobald ich unseren Fall in New York abgewickelt habe?«
Florence Ward lächelte. »Erst quälen Sie mich, dann machen Sie mir verlockende Angebote. Ich glaube, ich kann nicht so schnell vergessen, was Sie meinen Armen angetan haben. Sie haben fürchterliche Kräfte.«
»Wenn ich mein Ziel erreicht habe, werde ich dir nußgroße Brillanten als Pflaster auf die blauen Flecken legen«, dröhnte Chilton. Er lachte, aber sein Lachen brach zusammen, als die Türklingel schrillte.
***
Als ich den Jaguar vor dem Haus in der 14. Straße stoppte und ausstieg, sah ich, daß hinter vier Fenstern der ersten Etage Licht brannte. Die Fenster hatten undurchsichtige Milchglasscheiben mit der Aufschrift in großen schwarzen Buchstaben: Lolitas Schönheitssalon. Anscheinend wurde trotz der späten Stunde in dem Unternehmen noch gearbeitet. Den Eingang des Hauses fand ich offen. Ich holte den Lift herunter und fuhr zur ersten Etage hoch.
Auch das Milchglas der Eingangstür 2eigte die Aufschrift: Lolitas Schönheitssalon. Ich läutete. Eine lange Zeit geschah nichts. Ich läutete noch einmal. Nahezu fünf Minuten — ich hatte währenddessen noch drei- oder viermal auf den Klingelknopf gedrückt — mußte ich warten, bis sich jemand regte. Eine Frauenstimme fragte: »Wer ist dort?«
»Cotton vom FBI.«
»Wer, bitte?«
»FBI-Agent Jerry Cotton. Darf ich Ihnen einige Fragen stellen?« Ich hatte den Eindruck, als ringe die Lady hinter der Glastür nach Luft.
»Eine Minute«, stotterte sie. »Ich muß etwas anziehen.«
Es dauerte noch einmal zwei oder drei Minuten, bevor die Tür geöffnet wurde. Vor mir stand eine hochgewachsene rothaarige Frau in einem kurzen Kittel. In dem weißen Gesicht brannten grüne Augen. Die Frau hatte ihre Hände in die Kitteltaschen geschoben und schien entschlossen, mir den Weg zu versperren.
»Was wünschen Sie?« fragte sie.
»Darf ich um Ihren Namen
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