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Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Titel: Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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sagte Lord John. Das Girl huschte wortlos hinaus. Finnegan war kein Mann, dessen Befehle man in Frage stellte.
    Natürlich war ich mit Finnegan nicht allein im Zimmer. Der Hüne mit den Muskelpaketen setzte sich neben die Tür. Es war klar, daß es keinen Sinn hatte, diesen Gorilla loswerden zu wollen. Finnegan gehörte zu den Leuten, für die ein Leibwächter wo wichtig ist wie das Atmen.
    »Jerry Cotton!« sagte Finnegan. Er strahlte, als sei ich sein Lieblingsstar. »Freut mich, Sie endlich einmal persönlich kennenzulernen! Wir sprechen oft über Sie. Sie gelten als einer der tüchtigsten FBI-Agenten. Ja, Sie sind fast so etwas wie ein Held.«
    Er grinste breit und griff nach einer Tasse Kakao, die vor ihm auf dem Kristallglastisch stand. Er rührte das Getränk um, ohne mich aus den Augen zu lassen. Die vierbeinige Katze stand auf und machte einen Buckel. Sie schaute mich dabei mißbilligend an.
    »Ein Held!« fuhr Finnegan mit gespielter Nachdenklichkeit fort. »Helden leben gefährlich, nicht wahr? Es ist die Tragödie unseres Lebens, daß gerade diese Symbolfiguren oft so früh sterben müssen.«
    »Ich bin kein Held«, beruhigte ich ihn und setzte mich, nachdem er eine einladende Geste gemacht hatte. Die Art, wie Finnegan lautstark seinen Kakao schlürfte, stand im schroffen Widerspruch zu seiner parfümierten Erscheinung. Für einen Gangster sah er gar nicht so übel aus. Sein glatt nach hinten gekämmtes silbergraues Haar kontrastierte vorteilhaft mit dem schmalen gebräunten Gesicht. Er hatte helle Augen, ein festes Kinn und schmale, grausam wirkende Lippen. Eigentlich verrieten nur die Lippen, wie er wirklich war.
    »Ich bin«, fuhr ich fort, »ein Special Agent, der an Recht und Gesetz glaubt und entschieden dafür eintritt. Das ist kein Heldentum, sondern eine Selbstverständlichkeit. Darf ich erfahren, was Sie in der letzten Nacht von Vicky Ramsgate wollten?«
    Die Frage überraschte ihn nicht. Er lächelte sacharinsüß. »Darüber rede ich nicht gern«, meinte er. »Offen gestanden, ist es mir peinlich.«
    »Sie sind so sensibel«, sagte ich, ohne mir den Spott allzu deutlich anmerken zu lassen. »Wie schwer müssen Sie es oft haben!«
    »Der Mensch muß leiden«, nickte Finnegan todernst. »Ich wünschte, ich hätte auf diesen Kondolenzbesuch verzichtet. Er war gut gemeint, aber er endete mit einem schrillen Mißklang.« Er blickte zur Tür. »Stimmt’s, Touchy?«
    »Stimmt«, sagte Touchy.
    Finnegan lächelte matt. »Bereiten Sie sich auf ein paar unangenehme Dinge vor, G-man«, riet er mir. Er beugte sich plötzlich nach vorn. »Glauben Sie, daß Ramsgate ein in Ihrem Sinne ehrenwerter Mann war?«
    »Mir ist nichts Gegenteiliges bekannt«, sagte ich kühl. »Seine Freunde und Vorgesetzten rühmen die aufrechte, kompromißlose Art, die ihn im Dienst auszeichnete.«
    »Ich muß Sie enttäuschen«, sagte Finnegan genüßlich. Seinem Gesicht war anzusehen, wie sehr ihn die Worte befriedigten. »Paul Ramsgate war unser Mann! Er arbeitete für uns. Sie wissen, wie das zu verstehen ist? Er war so korrupt wie eine orientalische Bürgermeisterei.«
    Ich starrte ihm in die Augen. Er lächelte nur breit und setzte die Kakaotasse ab. Die Katze legte beide Vorderpfoten auf den Tisch, um an das Getränk heranzukommen. Finnegan drängte den schnurrenden Hausgenossen mit der Hand zurück.
    Ich schwieg. Ich glaubte Finnegan kein Wort und war überzeugt, daß er in bestimmter Absicht die Unwahrheit über den Toten sagte. Finnegan genügte es offenbar nicht, daß ein guter Polizist ermordet worden war, er wollte auch noch Paul Ramsgates Ruf ruinieren.
    Ich merkte, wie Bitterkeit in mir hochstieg, aber ich ließ mir nichts anmerken.
    »Er war auf unserem Gebiet unser zuverlässigster Mann«, behauptete Finnegan unverfroren und liebkoste das glänzende Fell der Katze. »Ich hielt es daher für meine Pflicht, der kleinen Frau zu helfen. Wir sind sentimentaler, als Sie es anzunehmen scheinen. Wir sind füreinander da. Leider gab mir Vicky Ramsgate einen Korb, als ich ihr eine kleine Rente anbot.«
    »Wer tötete Paul Ramsgate?«
    Finnegan hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Ich wünschte, ich wüßte es«, seufzte er. »Immerhin war er Polizist. Er hatte, wie es aussieht, auch Feinde.«
    Ich wußte, daß ich keine konkreten Auskünfte von dem Gangsterboß bekommen würde. »Ich werde mit Vicky Ramsgate sprechen«, sagte ich und stand auf.
    »Sie wird Ihnen meine Worte bestätigen«, versicherte Finnegan

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