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Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Titel: Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich wieder auf den Beinen stand, machte ich einige Freiübungen, um meine Blutzirkulation anzukurbeln. Dann stolperte ich durch die Dunkelheit in die Richtung, die der Wagen genommen hatte. Ich sah in der Ferne ein Scheinwerferbündel auftauchen und wieder verschwinden. Irgendwo da drüben war also die Straße.
    Als ich sie erreicht hatte, entdeckte ich nach kurzem Marsch ein Hinweisschild nach Gloster, New Jersey. Jetzt wußte ich, daß ich mich etwa acht Meilen westlich von der New Yorker Stadtgrenze befand. Jenseits des Hudson glomm über der City eine riesige Lichtglocke.
    Ich trampte bis nach Gloster und klingelte den Besitzer einer Tankstelle aus den Federn. Nachdem ich mich entschuldigt und ausgewiesen hatte, war er bereit, mir seinen Zweitwagen zu leihen. Damit fuhr ich nach Hause und war endlich um halb vier Uhr morgens im Bett. Am Morgen fühlte ich mich wieder topfit. Nur die Haut an meinen Handgelenken sah aus, als hätte ich sie mit grobem Sandpapier bearbeitet. Ich fuhr ins Office. Phil wat schon da und schlürfte aus einem Pappbecher heißen Kaffee.
    »Wir haben sie«, sagte er.
    »Wen denn?« spottete ich. »Eine neue Kaffeeköchin? Helen hat das nicht um uns verdient!«
    »Witzbold«, grunzte Phil. »Ich spreche nicht von Mr. Highs Sekretärin, sondern von Berrys langhaarigen Freunden.«
    »Wo hat man sie geschnappt?«
    »Nirgendwo. Sie haben sich vor einer Stunde selbst gestellt.«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte ich. »Sie haben gehört, daß ihr Boß tot ist und wissen, daß sie sich hinter seinem Rücken verstecken können.«
    »Sie behaupten, in der ersten Panik mit Berry abgehauen zu sein und geben zu, daß sie ihm geholfen haben, den Toten wegzubringen. Die Leiche wurde inzwischen gefunden. Sie befindet sich im Leichenschauhaus.«
    »Wurden die ›Killer‹ über Berrys Hintermänner befragt?«
    »Sie bestreiten, etwas über eine Syndikatslenkung zu wissen. Vielleicht trifft das sogar zu. Ich halte es jedoch für wahrscheinlicher, daß sie den Mund halten, weil sie die Rache der Gangster fürchten. Ich knöpfe sie mir noch einmal vor. Und was steht auf deinem Arbeitsplan?«
    »Der gepflegte Umgang mit der Geldaristokratie«, spottete ich. »Ich besuche Lord John.«
    »Den Supergangster John Finnegan?« staunte Phil. »Was willst du denn von dem?«
    »Ein paar Auskünfte. Ich bin neugierig, wie er sich aus der Affäre zieht. Er hat Vicky Ramsgate seine nächtliche Aufwartung gemacht. Ich hätte ihn gern nach seinen Gründen dafür gefragt, aber einer seiner Buhmänner hinderte mich daran. Ich wurde ausgeknockt und in der freien Natur abgelegt. Es war halb vier, als ich endlich ins Bett gekommen bin.«
    Phil grinste. »Deine Nächte sind selten langweilig«, sagte er anerkennend.
    »Stimmt«, nickte ich, »aber ich könnte mir drei oder vier Dinge vorstellen, wie sie sich noch kurzweiliger gestalten ließen.«
    »Spielt bei diesen Erwägungen zufällig die attraktive Witwe Vicky Ramsgate eine Rolle?«
    »Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sie in derlei Gedankengänge einzuordnen — aber das wäre momentan recht pietätlos«, meinte ich und griff nach dem Telefon. Ich sprach mit dem zuständigen Abteilungschef und erfuhr, wo Lord John, wenn er sich in New York auf hielt, zu wohnen, pflegte: entweder im Waldorf-Astoria oder in seiner Stadtwohnung 671 Fifth Avenue. Ich telefonierte mit der Luxusherberge und erfuhr, daß Finnegan dort nicht gemeldet war. Daraufhin flitzte ich mit meinem Jaguar zur Fifth Avenue.
    Das Haus 671 war von kalter, marmorner Sachlichkeit. Der Portier war entsprechend. Ich taute ihn mit einer Dollarnote auf und erfuhr, daß Lord John im Hause war. Der edelholzgetäfelte Lift trug mich in die erste Etage.
    Ein Mann, der Mühe zu haben schien, seine Muskelpakete in seinem Anzug unterzubringen, nahm mich in Empfang und führte mich in einen Tanzsaal, der jedoch mit wertvollen Möbeln, Bildern und Teppichen so vollgestopft war, daß er gerade noch als Wohnraum gelten konnte.
    Lord John saß auf einem mit gelber Seide bespannten Sofa. Er trug eine giftgrüne Hausjacke aus schimmerndem Samt. Neben ihm hockten zwei Katzen auf dem Sofa, eine vier- und eine zweibeinige. Die zweibeinige Katze war ein schlankes rothaariges Girl mit schräggestellten Augen, dessen tief ausgeschnittenes Kleid interessante Einblicke gestattete. Wenn man jedoch das dümmlich-hübsche Gesicht näher betrachtete, hörte man auf, sich für diesen Einblick zu erwärmen.
    »Verschwinde, Mieze«,

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