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Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Titel: Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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der gewiß noch in der Nähe war, ruhig glauben, daß es mich erwischt hätte. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich das gleiche angenommen.
    Die Frage war jetzt, wie er sich verhalten würde. Wenn er die Tür öffnete und die Rollen ins Lager poltern ließ, konnte ich ihm demonstrieren, daß ich den tödlichen Angriff unbeschadet überstanden hatte. Wenn er es jedoch vorzog, die Rollen einfach liegenzulassen, bis es jemand einfiel, sie wegzuräumen, konnte das mein Ende bedeuten. So oder so war meine Lage prekär. Ich konnte mich weder drehen noch wenden. Es war, als hätte man mich lebendig begraben. Ich schwitzte so stark, daß mir die Sachen am Leibe klebten. Vergeblich wartete ich auf ein befreiendes Geräusch. Ich hörte nur das monotone Brummen der Druckmaschinen, die in den unteren Stockwerken arbeiteten.
    Die Zeit verstrich. Ich zwang mich dazu, meine Gedanken beieinander zu behalten und nicht in Panik zu verfallen. Immerhin wußte Phil, daß ich Ferguson besucht hatte. Wenn ich mich nicht im Office zurückmeldete, würden sie mich unter anderem auch in diesem Druckereigebäude suchen — wobei allerdings fraglich blieb, ob jemand auf die Idee kommen würde, auch hier oben nachzusehen.
    Ich weiß nicht mehr, wie lange ich reglos unter dem Tonnengewicht lag und über meine Situation nachdachte. Plötzlich hörte ich jedoch, daß die untere Tür geöffnet wurde. Jemand stieß einen Fluch aus und sprang erschreckt zurück, als die Rollen auf ihn zupolterten.
    Die Papierrollen schoben sich, von den hinteren gedrückt und gestoßen, einige Yard weit in den Lagerraum vor und kamen dann zum Stillstand.
    Ich wollte aufspringen, aber meine steif gewordenen Knochen ließen nur ein ziemlich lahmes Erheben zu. Ich griff nach meinem Smith and Wesson und betrat das Lager.
    Vor mir zuckte ein Arbeiter im blauen Overall zurück. Er trug eine Baseballkappe auf dem Kopf und sah ebenso verblüfft wie erschreckt aus.
    »Hallo, mein Freund«, sagte ich und praktizierte einige Kniebeugen, um die Blutzirkulation wieder in Schwung zu bringen. »Darf ich fragen, wer Sie sind?«
    »Mein Name ist Buckley«, erwiderte er. »Ich arbeite hier.«
    »Hier oben im Lager?«
    »Nicht immer — nur wenn Material gebraucht wird oder ankommt.«
    »Warum haben Sie die Tür geöffnet?«
    »Mir fiel auf, daß sie verbeult ist — das wunderte mich«, sagte er.
    Ich warf einen Blick auf die Tür. Buckley hatte recht. Durch den Anprall der schweren Rollen war sie verbogen worden. Es war ein Wunder, daß die Scharniere gehalten hatten.
    Ich steckte den Revolver wieder ein und trat an den Türrahmen. Ich tastete ihn ab und fand am oberen Querbalken den kleinen, verborgen angebrachten Knopf, der die tödlich wirkende Mechanik auslöste. Als ich ihn herabdrückte, senkte sich die Tür am oberen Treppenende. Ein zweiter Druck hob sie wieder.
    »Was ist denn das?« fragte Buckley erstaunt.
    »Eine Idee Ihres Chefs«, erwiderte ich. »Wo steckt er eigentlich?«
    »Mr. Ferguson? Ich weiß es nicht. Haben Sie schon im Büro nachgefragt?« Buckley blickte über die Schulter auf die runden Ungetüme, die in das Lager gerollt waren. »Ich verstehe noch immer nicht, wie das passieren konnte. Sie schulden mir eine Erklärung, Mister!«
    »Wohin führt diese Treppe?« fragte ich.
    »Früher war sie mal ein Privataufgang, aber vor einiger Zeit ist ein Reservelager da oben errichtet worden«, sagte Buckley.
    »Wo wohnt Ferguson?«
    »Im Penthouse auf dem Dach. Es ist nur mit dem Lift zu erreichen«, antwortete Buckley.
    Ich nickte und marschierte zum Lift. Buckley rief mir irgend etwas hinterher, aber ich achtete nicht darauf. Ein Blick auf meine Armbanduhr zeigte mir, daß ich etwa eine Stunde unter den Rollen gelegen hatte.
    Der Lift brachte mich zum Dach hinauf. Um das Penthouse zu erreichen, mußte man einen kleinen, hübsch angelegten Dachgarten durchqueren. Ein kleiner Springbrunnen plätscherte träge.
    Ich nahm mir nicht die Mühe, anzuklopfen. Ich öffnete die Tür des einem Bungalow ähnlichen Aufbaus und trat ein. Als ich die Diele durchquerte, zog ich erneut meinen Smith and Wesson aus der Schulterhalfter. In diesem Haus war mein Bedarf an Überraschungen voll gedeckt.
    Ich lauschte, bevor ich die Tür zum Wohnzimmer öffnete. Der große Raum war elegant möbliert. Die Tür zu einem Nebenzimmer stand offen. Ich hörte Stimmen. Ihr dumpfer, metallischer Klang machte mir klar, daß sie aus dem Lautsprecher eines Radio- oder Fernsehgerätes

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