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Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Titel: Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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warten, dann meldete er sich wieder. »Aufgefallen ist mir eine Puppe. So eine Figur entgeht keinem Mann. Ich sah sie zum erstenmal im Hause.«
    »Eine Besucherin?«
    »Ja, sie wollte sich als Tippse beim Personalchef vorstellen. Sie war etwa zehn Minuten im Haus, würde ich sagen.«
    »Verbinden Sie mich mit dem Personalbüro, bitte.«
    Zwei Minuten später wußte ich, daß sich in der letzten halben Stunde kein Mädchen vorgestellt hatte. Ich holte mir wieder den Portier an die Strippe.
    »Wie alt war das Mädchen?«
    »Schwer zu sagen. Etwas über Zwanzig vielleicht.«
    »Würden Sie sie wiedererkennen?«
    »Nur dann, wenn sie die gleichen Klamotten trägt«, sagte er zögernd. »Sie hatte ein Kopftuch umgebunden und trug eine riesige Sonnenbrille. Vom Gesicht war da nicht viel zu sehen. Aber daß sie Klasse war, steht außer Zweifel — dafür hat man schließlich einen Blick.«
    »War sie blond?«
    »Nein, dunkel. Natürlich war nur eine kleine Strähne an der Stirn zu sehen…«
    Ich legte nachdenklich auf. »Erwartete Ferguson Besuch?« fragte ich Ander-' son.
    »Nicht, daß ich es wüßte.«
    »Sie sagten, daß er feiern wollte. Er hat Sie weggeschickt, um Whisky zu besorgen.«
    »Er wollte irgend etwas begießen. Aus Mädchen machte er sich nicht, viel. Hin und wieder brachte er mal ’ne Blonde angeschleppt. Blond war seine Farbe, darauf stand er. Jedesmal war’s ’ne andere. Feste Bindungen waren nicht seine Sache.«
    Wenig später traf die Mordkommission ein. Sie wurde von Lieutenant Shamrock geleitet, einem ruhigen, pfeiferauchenden Typ, der die Angewohnheit hatte, niemals seinen Hut abzunehmen. Während der Polizeiarzt und die Fotografen an die Arbeit gingen, schilderte ich dem Lieutenant, was geschehen war und was ich bisher herausgefunden hatte.
    Dann zog ich wieder ab. Es tat gut, auf der Straße die frische Luft in die Lungen zu pumpen. Noch vor einer halben Stunde hatte ich fast geglaubt, daß es damit für immer aus und vorbei sein würde.
    Ich hatte eine vage Mordtheorie entwickelt. Sie war jedoch wertlos, wenn ich sie nicht konkret untermauern und beweisen konnte.
    Ich fuhr zu Vicky Ramsgate. Sie öffnete mir die Tür.
    Vicky sah blaß und mitgenommen aus, aber nicht einmal diese Spuren von Trauer und Erschöpfung taten ihrer Schönheit Abbruch. Sie trug noch immer das schwarze Kostüm.
    »Was wünschen Sie?« fragte sie, als sie mich eintreten ließ.
    Ich ging ins Wohnzimmer voran. Vicky folgte mir. Ich wandte mich um und wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Ich schaute sie an. Vicky hielt meinem Blick stand.
    »Ich klage Sie an, Jesse Ferguson erschossen zu haben«, sagte ich mit fester Stimme.
    ***
    Die junge Witwe stand sehr aufrecht. Sie schluckte meine Worte, ohne mit der Wimper zu zucken. Meine Selbstsicherheit erhielt einen spürbaren Knacks. Trotzdem wiederholte ich den Satz. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß Vicky ihn nicht begriffen hatte. Schließlich gab sie sich einen Ruck. Sie trat an einen kleinen runden Tisch und entnahm einer Holzschachtel eine Zigarette. Als sie sich die Zigarette anzündete, war ihre Hand ganz ruhig. Beim Inhalieren legte sie den Kopf leicht in den Nacken. Sie vermied es jetzt, mich anzusehen.
    »Haben Sie mich nicht verstanden?« fragte ich Vicky.
    Sie blickte mich an. »Wen soll ich denn getötet haben?« fragte sie. Sie sprach ganz ruhig, weder aufgeregt noch beleidigt — und schon gar nicht empört.
    »Jesse Ferguson«, sagte ich.
    »Wer ist das?«
    »Einer von Finnegans Leuten.«
    »Sie operieren mit Namen, die mir nichts bedeuten.«
    »Darf ich mich setzen?«
    »Bitte«, sagte sie und ließ sich in einer Sofaecke nieder. Sie schlug ein Bein über das andere. Beine dieser Qualität sieht man nur selten, aber ich war nicht hergekommen, um mich daran zu erfreuen.
    »Ferguson war der Mörder Ihres Mannes«, stellte ich fest. »Sie waren dabei, als es geschah…«
    »Waren Sie dabei?« unterbrach sie mich und nahm mir die Antwort ab. »Nein, natürlich nicht! Wie könnten Sie sonst derart absurde Behauptungen auf stellen?«
    »Ich habe inzwischen einige Recherchen angestellt und erfahren, daß Finnegan und Ferguson daran interessiert waren, Ihren Mann für sich zu gewinnen. Es liegt nahe, anzunehmen, daß Paul Ramsgate sich weigerte, darauf einzugehen — und daß er deshalb sterben mußte.«
    Vicky seufzte. »Finden Sie nicht, daß Sie mir damit ein bißchen viel zumuten? Wenn ich wüßte, wer Paul tötete, hätte ich längst

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