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Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Titel: Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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kamen.
    Ich trat auf die Schwelle zum Nebenzimmer und sah Ferguson von hinten.
    Er saß vor dem eingeschalteten Fernseher und war tief in den bequemen Ohrensessel gerutscht.
    Der Film, der über die Mattscheibe flimmerte, zeigte eine Schneelandschaft. Im nächsten Moment wedelte eine Dreiergruppe von Skiläufern einen sonnenüberfluteten Hang herab.
    »Kühlen Sie sich auf diese Weise ab, Ferguson?« fragte ich. Ich erwartete, daß er zusammenzucken oder aufspringen würde, aber nichts dergleichen geschah. Offenbar hatte ihn der Klang meiner Stimme gelähmt.
    Ich ging auf ihn zu und blieb neben ihm stehen. Dann war ich es, der zusammenzuckte.
    Ferguson konnte nicht mehr antworten. Er war tot.
    ***
    Die beiden Einschußwunden lagen in Höhe seines Herzens. Die Pulverränder ließen erkennen, daß der Mörder aus einer Entfernung von etwa drei Yard geschossen hatte. Fergusons Augen standen weit offen. Der Mund war seltsam verzerrt. Die erstarrte Grimasse drückte eine Mischung von Torheit, Erstaunen und Todesangst aus.
    Ferguson war noch warm. Der Mörder konnte noch nicht weit gekommen sein.
    Ich durchsuchte gründlich die ganze Wohnung. Überall herrschte leidliche Ordnung. Nirgendwo hatte ich den Eindruck, daß der Täter etwas gesucht, durchstöbert oder mitgenommen hatte. Es gab keine Kampfspuren. Ferguson war offensichtlich sitzend gestorben. Entweder hatte ihn der Mörder beim Fernsehen überrascht, oder Ferguson war sitzen geblieben, weil er den Täter gekannt und nicht mit einem Anschlag gerechnet hatte.
    Plötzlich vernahm ich ein Geräusch. Ich hastete aus dem Badezimmer in den Wohnraum zurück und sah einen Mann auf der Schwelle stehen. Er hatte einen braunen Einkaufsbeutel in der Beuge seines linken Armes. Er wandte mir den Rücken zu und ging dann auf Ferguson zu. Erschreckt ließ er plötzlich den Beutel fallen. Die Whiskyflasche, die darin gewesen war, ging klirrend zu Bruch.
    »Hallo, Mr. Anderson«, sagte ich.
    Chubby Anderson wirbelte herum. Seine Hand zuckte dabei nach oben, aber er ließ sie sofort wieder fallen, als er den Revolver in meiner Rechten sah.
    Der alt gewordene Gangster schluckte. Er zitterte sogar ein wenig, als er seine Hände in die Luft streckte. Chubby Andersons Haar war noch voll und nur mit wenigen grauen Strähnen durchzogen, aber das faltige, von wäßrigen Augen beherrschte Gesicht zeigte deutlich, daß Chubbys wahrer Boß der Alkohol geworden war.
    Ich nahm ihm seine Kanone ab und forderte ihn auf, Platz zu nehmen. Dann trat ich an das Telefon und rief die Mordkommission an.
    »Der schöne Whisky«, jammerte Chubby und blickte entgeistert auf die Scherben. »Der schöne Whisky!«
    Ich legte auf, zog mir einen Stuhl heran und setzte mich Chubby gegenüber. »Ist das alles, was Sie quält?« fragte ich.
    Er schluckte abermals. »Es mußte ja mal so kommen«, meinte er. »Sind Sie ’n Bulle?«
    »Jerry Cotton vom FBI«, stellte ich mich vor. »Wann sind Sie weggegangen?«
    »Vor ’ner halben Stunde«, sagte Chubby. »Der Boß hat mich losgeschickt. Ich sollte ’ne Flasche vom Besten holen. Er wollte irgend etwas feiern, er hatte prima Laune. Und nun hat es ihn erwischt!«
    »Erreicht man die Wohnung nur über den Lift?«
    »Es gibt noch ’ne Feuerleiter, aber die ist ziemlich halsbrecherisch angelegt«, meinte er.
    Ich ging hinaus, um mir die Feuerleiter anzusehen. Die dicke Rost- und Staubschicht, die auf den Sprossen lag, machte mir klar, daß der Täter nicht diesen Weg gewählt hatte. Der Mörder war also mit dem Lift heraufgekommen, und er hatte das Gebäude auf die gleiche Weise wieder verlassen.
    Der Lift lag im Erdgeschoß gleich neben der Portiersloge. Der Portier mußte den Mörder also gesehen haben.
    »Verbinden Sie mich mit dem Portier«, befahl ich Anderson.
    »Nummer neun«, sagte er kläglich und traf keine Anstalten, sich zu erheben.
    »Bundry«, meldete sich eine knappe männliche Stimme, nachdem ich die Neun gewählt hatte.
    »Haben Sie innerhalb der letzten Stunde einmal Ihren Platz verlassen?« fragte ich ihn.
    »Nein. Mit wem spreche ich denn?«
    »Mit Jerry Cotton vom FBI. Waren innerhalb der letzten dreißig Minuten fremde Besucher da?«
    »FBI?« fragte er dagegen. »Mann, was ist denn passiert?«
    »Beantworten Sie meine Frage, bitte!«
    »Ich- achte nicht auf jeden, der hereinkommt«, meinte der Portier. »Schließlich muß ich auch noch das Telefon bedienen. Jetzt fällt schon wieder eine Klappe! Moment mal, bitte.« Ich mußte einige Sekunden

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