Jerry Cotton - 0571 - Ich gegen die Mafia
meinte Zeery und grinste zufrieden. Besser konnte er seinen Auftrag gar nicht durchführen, als wenn sie sich ihm geradezu an den Hals warf. Er nickte zustimmend, und sie ergriff ohne viel Umstände seinen Arm.
»Du bist mir aber ein Süßer«, hauchte sie in sein Ohr.
Hui, dachte Zeery. Die geht aber ’ran. Ob ich mir vorsichtshalber Verstärkung kommen lasse?
»Hast du auch einen Namen?« wollte Vitessa wissen.
»Klar doch. Aber nur einen.«
»Genügt doch. Wie heißt du denn?«
»Zeerokah.«
»Wie?«
»Zee-ro-kah.«
Sie sprach es mit gespitzten Lippen nach. Dann fragte sie: »Ist das der Vorname oder der Familienname?«
Es war ja unvermeidlich gewesen. Zeerys Leben schien nur darin zu bestehen, allen möglichen Leuten seine Herkunft und die Stammessitten zu erklären.
»Ich sagte ja, daß ich nur diesen einen Namen habe. Ich bin nämlich wirklich ein Indianer. Und bei uns gibt es nur einen Namen. Jedesmal, wenn ich ein amtliches Formular ausfüllen muß, weiß ich nicht, in welche Rubrik ich ihn schreiben soll. Es ist schon ein Kreuz, nur einen Namen zu haben in einer Welt, die mindesten zwei verlangt, das können Sie mir glauben.«
»Ein richtiger Indianer? Huch, Junge, du regst mich auf. Ich habe noch nie einen richtigen Indianer kennengelernt. Hör mal, Sonnyboy, wenn du mal einen Augenblick stehenbleiben könntest…« »Ja?« sagte Zeery arglos und tat es.
Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn, bevor er wußte, wie ihm geschah. Ein paar Halbwüchsige, die die Szene zufällig beobachtet hatten, pfiffen schrill. Großer Manitou, dachte Zeery erschrocken. Wenn das der gute alte Hoover gesehen hätte. Der würde mich auf der Stelle aus dem FBI hinauswerfen. Immer nach dem Motto, das in einer beliebten Scherzfrage auf der FBI-Akademie in Quantico zum Ausdruck kam: Was hält ein G-man hoch, wenn er nicht einmal mehr die Arme hochheben kann? Die Fahne der Moral.
»Puh!« sagte Zeery, als Vitessa ihn wieder losließ.
»Puh«, stöhnte Vitessa und lächelte vielversprechend. »Ein bißchen schüchtern«, fügte sie hinzu. »Aber gute Anlagen. Aus dir könnte ich was machen, was jeder Frau gefallen würde, Sonnyboy. Komm, ich habe Durst.«
Sie fanden eine kleine Bierbar und betraten sie. Vitessa zog ihn kurzerhand in die kleinste Nische, die noch frei war.
»Ich will einen doppelten Whisky«, verkündete sie energisch, »ohne Soda, aber mit Eis. Sonnyboy, Mutti hat ihre Spendierhosen an, also zier dich nicht lange. Was trinkst du?«
»Auch einen Whisky«, sagte Zeery entschlossen.
»Fein. Gibt es hier eine Bedienung in diesem müden Schuppen?«
Es gab keine. Also holte Zeery ihre beiden Getränke an der Theke ab und wollte sie, wie üblich, gleich bezahlen. Aber da stand Vitessa auch schon neben ihm und klappte die Handtasche auf. Aus den Augenwinkeln sah Zeery gebündelte Banknoten, die zusammen mindestens fünfhundert Dollar sein mußten.
»Kommt nicht in Frage, Sonnyboy«, erklärte Vitessa kategorisch. »Ich habe dich eingeladen, und ich bezahle. Da, Mister, es stimmt so.«
Sie kehrten mit ihren Gläsern in ihre Nische zurück, nachdem Vitessa schnell noch drei Platten in der Musikbox gewählt hatte. Sie tranken, Vitessa rückte Zeery auf den Pelz, so daß ihm warm wurde, und dann drückte sie ihm einen Zehner in die Hand und befahl: »Den versaufen wir. Keinen Widerspruch, Sonnyboy. Du gefällst mir, und ich habe tausend Dollar, die ich verjuxen kann. Hol uns noch zwei.«
Zeery tat es. Als Belohnung erhielt er einen Kuß, der ihn in Atemnot brachte.
»Hm«, brummte Vitessa genießerisch. »Schon besser. Küssen Indianer auch? Ich meine, wenn sie ganz unter sich sind?«
»Keine Ahnung«, bekannte Zeery. »Da müßte ich meine Mutter fragen. Und das trau ich mich nicht.«
»Schüchtern«, meinte Vitessa und nickte sachverständig. »Das habe ich dir gleich angesehen. Prost, Schatz. Du bist ein richtiger Indianer-Sonnyboy.«
»Cheers«, sagte Zeery.
»Hol noch einen«, meinte Vitessa. Zeery hatte sein Glas noch nicht einmal halb ausgetrunken. Er stürzte den Rest hinunter und schleppte die nächsten beiden heran.
»Sie können aber was vertragen«, meinte er.
»Kunststück«, sagte sie trocken. »Ich muß jede Nacht mitsaufen. Ich bin Bardame. Stört dich das?«
»Warum sollte es mich stören?«
»Du bist lieb, Schatz.« Vitessa küßte ihn aufs Ohrläppchen. »Wenn ich nicht Bardame wäre, hätte ich die tausend Dollar nicht.«
»Was für tausend Dollar?« fragte
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