Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck
nutzte er sie aus.
Er zerdrückte die Zigarette im Aschbecher. Dann nahm er die Schläuche des Abhörgeräts und stopfte sie sich wieder in die Ohren. Er legte sich in die Kissen zurück, riß den Sauger des Mikrofons von der Wand und tastete so lange nach der besten Stelle, bis ihm das Ticken des Weckers im anderen Zimmer deutlich in die Ohren drang.
»Besten Dank fürs Wecken morgen früh, Mister«, murmelte er. Dann schloß er die Augen, und bald übertönte sein Schnarchen das Weckerticken in seinen Ohren.
***
Bedrich schlich die Treppe hinunter, ohne sich umzusehen. In der Bar war jetzt alles ruhig. Er stieß die Tür zum Hof raum auf und sah den Wagen seiner Schwester, vom Licht einer entfernten Bogenlampe matt beschienen, an der Rückwand des Hofes stehen.
Mit ein paar Schritten wa¥ er an der Seitentür, öffnete sie und schob den Ampullenkoffer unter den Vordersitz. Dann ließ er sich auf die zerschlissene Polsterung fallen. Seine Hände fanden die Drähte der Zündung, rissen sie heraus und drehten sie mit den blanken Enden zusammen. Der alte Motor kam sofort. Durch das offene Tor steuerte er den Wagen hinaus. Er warf keinen Blick zurück.
Die Straßen der Stadt waren leer. Er gelangte verhältnismäßig schnell zur Ausfallstraße, und bald umfing ihn das Schweigen der Wälder, durch die sich die Straße hinzog. Die Scheinwerfer seines Wagens fraßen sich gleichmäßig durchs Dunkel. Einmal begegnete ihm in einer Kurve ein langer Tiefkühlzug, und er mußte mächtig auf die Bremse treten, wobei der Ampullenkoffer etwas nach vorn gerutscht kam. Aber dann hatte er wieder die freie Strecke vor sich, und er ließ den Wagen laufen. Mitunter schaltete er die Innenbeleuchtung ein und verglich die Straße mit der Karte. Noch hatte er zehn oder zwölf Meilen freie Fahrt vor sich, wie er glaubte.
Mitunter tastete seine Hand nach dem Plastikbeutel mit der Wasserpistole, der auf dem Nebensitz lag. Hinterher fühlte er sich gleich viel sicherer. Trotzdem saß ihm die Angst im Nacken — eine unbestimmte Angst, eine Ahnung vielleicht, daß doch nicht alles so glattgehen würde, wie er es sich ausgedacht hatte.
Wieder kam eine Biegung in der engen Waldstraße auf ihn zu. Rechts und links standen die Bäume bis an den Straßengraben heran. Bedrich mäßigte unwillkürlich das Tempo.
Als er den Wagen auf die Gerade hinauszog, sah er an ihrem Ende die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Wagens. Er blendete nicht ab, und sein Licht schälte einen Jeep aus dem Dunkel.
Jetzt scherte der auf Bedrichs Straßenseite aus, und ein rotes Stoplicht begann zu zucken. Bedrich schob einen Fuß auf die Bremse. Es blieb ihm nichts anderes übrig. Er bremste am rechten Straßenrand, und seine Reifen warfen ein bißchen Kies und Splitt auf, ehe sie zum Stehen kamen.
Gebannt wartete er, bis der Jeep heran war und direkt neben ihm anhielt. Ein Uniformierter stieg aus und kam langsam, mit schlaksigen Beinen näher. Über der Schulter hatte er eine Maschinenpistole hängen und im Mundwinkel eine Zigarette.
»Hallo, Sir«, quetschte er nachlässig hervor. »Ausweis und Zulassung bitte!«
In Bedrich spannten sich alle Muskeln. Die Zulassung hing vorschriftsmäßig an der Steuersäule, aber den Ausweis gedachte er dem Mann nicht zu zeigen.
»Augenblick«, murmelte er und kramte zu seiner Rechten in dem Mantel, den er unordentlich auf den Sitz geworfen hatte. Dann faßte seine Rechte die Wasserpistole.
»Hier«, sagte er und sprühte dem Beamten den todbringenden Strahl mitten ins Gesicht. Etwas traf den in plötzlichem Erstaunen geöffneten Mund und damit die von diesem Gift besonders gefährdeten Schleimhäute. Mehr als ein kurzes Röcheln kam nicht mehr aus dem Mund. Dann sackte der junge Polizist zusammen, wollte mit der Hand noch zu seiner Gurgel fahren — aber diese Bewegung gelang ihm nicht mehr. Der Körper fiel in sich zusammen, und die MP klirrte auf die Straße. Selbst dabei behielt Bedrich seine Geistesgegenwart. Im Jeep saß ja noch jemand!
»Hallo«, sagte er und beugte sich dabei aus dem Fenster, »was ist denn mit Ihrem Kollegen? Ich glaube, wir müssen ihm helfen?«
Der Fahrer stieg aus, mißtrauisch und vorsichtig. Er hatte seine Pistole gezogen und hielt sie schußbereit.
Aber auch Bedrich war ausgestiegen und beugte sich über den Toten. Die Wasserpistole, die er in der Rechten versteckt hielt, war kaum zu erkennen.
»Stehen Sie auf!« sagte der Polizist scharf. Bedrich gehorchte.
»Zurück an den Wagen, und
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