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Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck

Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck

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    »Schlaft ihr denn nie?« maulte Ben Carter, den wir an die Strippe bekamen. »Was wollt ihr denn nun schon wieder?«
    »Paß auf, Ben«, instruierte ich ihn. »Du mußt unbedingt sofort versuchen, einen leitenden Mann von der Einwanderungsbehörde aufzutreiben. Er soll im Archiv nachsehen, ob unser Bedrich damals, es war 1953, allein gekommen ist, oder ob er Verwandte dabei hatte.«
    »Menschenskind, Jerry, wie stellst du dir das vor — mitten in der Nacht? Die Knaben schlafen doch jetzt alle.«
    »Das ist mir egal, Ben. Dann hol die Knaben aus den Betten. Es eilt. Schließlich steht mehr auf dem Spiel als die gestörte Nachtruhe einiger Beamter.«
    »Okay«, stimmte Ben Carter zu, »ich setze alles in Bewegung. Eure Nummer hab’ ich ja, ich rufe gleich zurück.«
    Es dauerte genau dreiundzwanzig Minuten, bis unser Kollege sich wieder meldete. Ich nahm den Telefonhörer auf. »Cotton hier.«
    »Hallo, Jerry«, begann Ben Carter. »Da hast du vielleicht einen Wirbel verursacht. Aber leider…«
    »Sag bloß nicht, ihr hättet es nicht herausgekriegt!« fiel ich ihm ins Wort.
    »Du sagst es«, besänftigte mich Ben, »der Leiter der Einwanderungsbehörde hat Urlaub. Sein Vertreter ist irgendwo auf einer Party, Kein Mensch weiß, wo wir ihn finden können, Der Leiter des Archivs liegt seit gestern im Krankenhaus. Autounfall. Er wird gerade operiert. Von den anderen Beamten, die wir zu fassen kriegen konnten, hat keiner die Vollmacht, mitten in der Nacht…«
    »Vollmacht, Quatsch«, warf ich ein. »Es geht hier nicht um Vollmachten, sondern daß wir möglichst schnell das Archiv einsehen können. Gibt es denn keinen anderen Weg?«
    »Mr. High hat bereits das zuständige Ministerium wachgerüttelt. Aber da sitzen jetzt auch nur ein paar unwichtige Leute und schieben Nachtwache«, erläuterte Ben. »Der Chef meint, vor neun Uhr, wenn die Herren zum Dienst erscheinen, wird kaum etwas zu machen sein!«
    »Danke, Ben«, brummte ich. Und zu Phil gewandt: »Kannst du dir das vorstellen. Da soll kein Mensch aufzutreiben sein, der mal ins Archiv der Einwanderungsbehörde blicken kann…«
    »Hörst du ihn?« fragte Phil mich. »Hören, wen?« fragte ich verdutzt. »Den Amtsschimmel — wiehern!« grinste Phil, »Hau ab«, brummte ich. »Und solltest du mich noch einmal besuchen wollen heute nacht, dann pfeif vor der Tür den Yankee Doodle, sonst schieße ich nämlich im Liegen auf alles, was mich noch einmal weckt.«
    Phil stand schon an der Tür. »Ich werd’s dem Zimmermädchen sagen«, murrte er. »Hoffentlich kann sie den Yankee Doodle!«
    Bedrich schreckte von seinem provisorischen Lager hoch. Unter seinem Fenster erstarb eine Polizeisirene, Stimmengewirr wurde laut, und irgendwo pochten Fäuste gegen eine Tür.
    »Melina!« rief er halblaut. »Melina! Was ist das?«
    In der Tür erschien schlaftrunken seine Schwester in einem langen Nachthemd, über das sie sich gerade einen Bademantel zog.
    »Was soll denn sein?« fragte sie gähnend.
    »Da — hör doch!«
    Unten im Haus begann eine lautstarke Auseinandersetzung. Melina schüttelte den Kopf.
    »Das kommt fast jede zweite Nacht vor. Irgendeiner hat nicht bezahlen können, und dann holen sie eben einen Streifenwagen, und der bringt die Sache in Ordnung.«
    Bedrich hatte sich aufgerichtet und lauschte nach unten. Eine Tür schlug zu, es klang, als wälzten sich zwei Leute auf dem Boden. Flaschen klirrten, und dann krachte etwas entwei. Bedrich fuhr auf. Seine Haare standen ihm vom Kopf ab, und die Hände zitterten.
    »Ruhig, Wanja«, sagte Melina Frederic. »Das sind eben die Sachen, die man in Kauf nehmen muß, wenn man hier eine billige Wohnung hat.«
    Aber ihre Worte machten keinen Eindruck auf ihren Bruder. Er war aufgestanden, und eine unbestimmte, namenlose Angst zeichnete sein Gesicht.
    »Melina, weißt du noch? Damals? Sie fingen genauso an!«
    »Aber Wanja! Dies ist ein anderes Land! Niemand wird hier festgenommen, wenn er nicht etwas verbrochen hat. Hier gibt es keine Uniformierten, die dich morgens früh aus dem Bett holen und wegbringen. Es ist nur die Streife, die einen Betrunkenen zur Raison bringt!«
    Auch diese Worte verfehlten ihre Wirkung.
    »Ich — ich kann hier nicht länger bleiben, Melina!«
    Melina Frederic trat zum Fenster und zog den Vorhang zur Seite. Unten wuchteten zwei stämmige Polizisten einen ziemlich willenlosen und abgerissenen Burschen in ihr Fahrzeug.
    »Komm, Freundchen«, sagte der eine, und es klang bis zu ihr herauf,

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