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Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck

Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck

Titel: Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
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»nun schlaf dich man schön aus, und morgen früh sieht alles ganz anders aus. Wir bringen dich jetzt in ein feines Bett, und dann kannst du deine Frau anrufen und dir eine hübsche Ausrede ausdenken, was?«
    »Siehst du?« sagte Melina. Bedrich flog an allen Gliedern.
    »Ja«, sagte er. »Ja. Aber — ich kann hier nicht länger bleiben. Mach das Fenster zu. Die Gardine!«
    Melina gehorchte.
    »Sei nicht blöd!« sagte sie. »Jetzt, in der Nacht, hast du keine Chancen. Alle Straßen sind bestimmt schon gesperrt. Ich kenne das doch! Sie sind verdammt fix hier, wenn sie jemanden jagen.«
    »Eben!« schrie Bedrich. »Ich muß weg! Und wenn es zu Fuß durch die Wälder ist. Ich muß das Schiff in New York erreichen, ehe sie mich haben!« Melina betrachtete ihren Bruder mitleidsvoll. Der arme Wan ja, dachte sie, jetzt steht er so kurz vor seinem Ziel und wird es doch kaum erreichen. Sie wandte sich zu ihm.
    »Du kannst meinen Wagen haben, wenn du dir etwas davon versprichst.« Bedrich stierte vor sich hin. Er hatte den Kopf in beide Hände gestützt.
    »Man müßte wissen, wo die Streifen stehen. Hast du eine Karte von dieser Gegend?«
    »Nur die Straßenkarte. Warte, ich hol’ sie dir!« Sie schlurfte zum Schrank und brachte ihm eine sauber zusammengefaltete Karte, wie sie die Benzingesellschaften verschenken. Er faltete sie auseinander und studierte das weitmaschige Netz der Überlandstraßen.
    »Hier werden sie nicht sperren«, murmelte er. »Dann müßten sie drei Straßen abriegeln. Aber wenn sie hier stehen, an der Abzweigung, dann kommen sie mit einer Sperre aus. Und vor der Kurve biegt ein Waldweg ab. Das könnte gehen. Bis zur nächsten Ortschaft sind es vielleicht drei Meilen. Das kann ich schaffen. Melina?«
    »Ja?«
    Er deutete auf die Karte.
    »Wenn du mir deinen Wagen gibst, kann ich bis hierher fahren. Ich stelle ihn im Wald ab — da wird er morgen bestimmt gefunden, und du kannst sagen, er wäre gestohlen worden.«
    »Und du?«
    »Ich gehe durch den Wald bis in den nächsten Ort. Da finde ich einen Wagen, der mich weiterbringt.«
    »Du willst einen Wagen stehlen?«
    Wan ja Bedrich lachte verbissen.
    »Nein. Nach den Gesetzen dieses Landes entwende ich ihn nur zum vorübergehenden Gebrauch. Man würde mich unter anderen Umständen nicht einmal wegen Diebstahls festsetzen können.«
    »Und —dann?«
    »Ich werde ein Schiff bekommen, in New York. Andernfalls melde ich mich bei unserer Botschaft. Was meinst du, mit welcher Freude sie mich aufnehmen werden. Asyl werden sie mir geben. Und vielleicht bringen sie mich heraus, oder sie tauschen mich aus gegen jemand anders!«
    Melina Frederic sah das Leuchten in seinen Augen, und abermals befielen sie Zweifel, ob das noch ihr Bruder Wanja war, mit dem sie vor fünfzehn Jahren hierhergekommen war.
    »Der Wagen steht unten im Hof. Er ist unverschlossen. Aber du mußt die Zündung kurzschließen, damit es wie ein Diebstahl aussieht.«
    »Gut.« Er stand auf und nahm sein Köfferchen.
    »Wanja…«
    »Ja?«
    »Wir werden uns wohl nicht mehr Wiedersehen.«
    Er zauderte.
    »Wahrscheinlich. Du willst es ja nicht anders.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »So meine ich es nicht. Aber du wirst verfolgt. Du hast keine Chance. Die Grenzen sind geschlossen.«
    »Na und?« fragte er gereizt zurück. »Ich habe niemanden umgebracht. Ich habe ein Haus angesteckt, das mir gehörte. Pollack war schon tot. Der Tolpatsch von Feuerwehrmann brauchte ja nicht in meinen Sachen herumzuwühlen, und der Tramp auch nicht.«
    Er ging zur Tür.
    »Warte, Wanja!« sagte seine Schwester. Sie stopfte ihm eine Büchse Corned beef in die Tasche und ein Paket Dauerbrot.
    »Du wirst vielleicht Hunger kriegen.«
    »Danke«, sagte er. Dann, nach einem kurzen Zögern, nahm er sie in die Arme und küßte sie auf die linke und auf die rechte Wange.
    »Leb wohl!« sagte sie leise.
    ***
    Killer-Bell zerrte sich die Schläuche seines Horchgeräts aus den Ohren und steckte sich mit fahrigen Bewegungen eine Zigarette an.
    »Jetzt schläft er wieder«, murmelte er. »Aber eine feine Spur werden sie mir morgen legen, die beiden Bullen!«
    Er sog hastig an der Zigarette. Vom Nachttisch nahm er eine Whiskyflasche und trank in langen Zügen. Das leistete er sich allerdings nur, wenn mindestens eine gute Meile zwischen ihm und Jerome Blunt lag. Er wußte genau, wie der Whisky seine Hand fahrig und unsicher machte — das beste Beispiel hatte er täglich an Blunt vor sich. Aber wenn die Gelegenheit günstig war,

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