Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck

Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck

Titel: Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
drüben?« Mein Blick ging zu dem Käfig, aber ich konnte darin nichts Lebendes erblicken.
    »Ich hatte einen kleinen Hänfling. Mein Bruder hat das Teufelszeug aus einer Wasserpistole auf das arme Tier geschossen, und es ist sofort daran gestorben. Ich habe mich noch nicht getraut, es anzufassen. Das muß ein fürchterliches Gift sein!«
    »Das ist es auch. Und Ihr Bruder ist damit unterwegs. Haben Sie eine Ahnung, was er eigentlich damit anstellen will?«
    Sie nahm noch einen Schluck aus der Flasche. »Ja. Er hat es mir gesagt.«
    »Was denn?«
    »Er ist… Ich glaube, er ist nicht mehr ganz bei sich. Er hat den Abschied von unserer Heimat nie ganz verwunden. Immer hat er an einer Erfindung gearbeitet, die ihm — oder uns — die Heimkehr ermöglichen sollte. Jetzt hat er wohl ein ganz fürchterliches Gift erfunden, das auch in einem Krieg verwendet werden kann. Damit will er seine Rückkehr erkaufen. Er ahnt nicht, daß er schon überall gesucht wird, daß die Grenzen für ihn gesperrt sind. Das sind sie doch, nicht wahr?«
    »Allerdings. Und er war bei Ihnen, um Sie für seinen Plan zu gewinnen?«
    »Sicher. Aber ich habe nicht eingewilligt.«
    »Sie glauben nicht an seine Chancen?« Eine leichte Röte flog über ihr Gesicht.
    »Das weiß ich nicht. Dazu kann ich natürlich auch nichts sagen. Aber… ich möchte lieber hierbleiben.«
    »Ja?«
    »Ich… will demnächst hier heiraten. Ich will hier nicht fort. Mir gefällt es hier. Ich will nicht zurück. Verstehen Sie?«
    »Natürlich.« Es war ein lahmer Versuch, ihr beizustimmen, aber draußen sangen die Sirenen der Mordkommission ihr Lied aus, und es wurde Zeit, daß ich mich wieder mit dem eigentlichen Fall befaßte und weniger mit den leidtragenden Randfiguren.
    »Wissen Sie, wohin sich Ihr Bruder wenden wollte?«
    »Er sprach von einem Schiff in New York. Vielleicht wollte er sich auch an seine Gesandtschaft wenden oder an das Konsulat.«
    »Danke«, sagte ich. »Ich denke, das bringt uns schon etwas weiter.«
    Phil kam herein. Er zeigte mit dem Daumen hinunter auf die Straße. »Die Kollegen sind da«, sagte er.
    »Ja, gut. Ich werde sie hier erwarten. Willst du über Funk in New York Bescheid sagen? Bedrich will sich dort auf ein Schiff begeben, das ihn in seine Heimat bringen soll. Oder er geht zu seinem Konsulat beziehungsweise zu seiner Gesandtschaft. Man muß die Leute vorwarnen.«
    »Mache ich«, sagte Phil. »Und ich wette, daß Mr. High noch am Telefon sitzt.«
    »Die Wette hast du jetzt schon verloren, mein Lieber. Entweder hat er neben dem Telefon gewacht, oder er hat es mit auf seine Couch genommen. Grüße ihn von mir!«
    ***
    Bedrich brach durch die Büsche und sah sich kurz vor dem kleinen Fluß, der zusammen mit der auf der anderen Seite verlaufenden Straße die Staatsgrenze bildete.
    Lange Zeit passierte nichts. Dann kam von rechts ein Streifenwagen der Polizei. Der Suchscheinwerfer huschte über die Büsche, streifte ihn fast und leuchtete dann einen blendend hellen Kalksteinfelsen am anderen Ufer an, während der Wagen leise schnurrend weiterfuhr.
    Bedrich wartete abermals ein paar Minuten. Dann erhob er sich und tastete sich zum Ufer hinunter. Als die ersten Wellen über seine Füße spülten, hielt er inne. Er tauchte die Wasserpistole in den Fluß zu seinen Füßen und sog sie voll. Dann nahm er sie zwischen seine Zähne, während die Hände sich mit dem Ampullenkoffer beschäftigten. Sie lösten von einem der Glaskörper einen Gummi Verschluß. Sie nahmen die Pistole aus seinem Mund, öffneten die Verschraubung des Gummisäckchens mit der Mündung und träufelten etwas von der tödlichen Lösung hinein. Dann verschwand die Ampulle gut verstöpselt im Koffer, und die Wasserpistole, eigentlich ein Kinderspielzeug, hatte sich abermals in eine todbringende Waffe verwandelt. Bedrich lachte böse, als er sie in seine Brusttasche schob. Den Ampullenkoffer hielt er hoch über seinen Kopf, als er entschlossen in das Wasser hineinstieg.
    Es reichte ihm auch in der Mitte des Flußlaufes nur bis an die Hüften.
    Er watete drüben aufs Trockene und stieg zur Straße hinauf. Er nahm sich nicht einmal Zeit, seine nassen Spuren zu verwischen, als er die Straße überquerte und auf einem schmalen Pfad den Weg zu der kleinen Siedlung einschlug.
    Es wurde langsam hell. Eine kleine Wildente, die durch ihn aufgeschreckt den Weg zum nahen Wasser einschlagen wollte, nahm er belustigt zur Kenntnis. Er verfolgte sie ein Stück mit den Augen. Dann griff seine

Weitere Kostenlose Bücher