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Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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scharfes, dünnes Geräusch zerschnitt die Luft, als der Cowboy das zweite Messer warf. Ich zuckte zur Seite. Das Messer nagelte um ein Haar mein Ohr fest.
    »Nicht bewegen!« rief er warnend. »Wollen Sie sich denn auf spießen lassen?«
    Ich stand wie erstarrt. Der Cowboy setzte sein Bombardement fort. Insgesamt rahmte er mich mit einem halben Dutzend Messern ein. Dann klatschte er vergnügt in die Hände und kam grinsend auf mich zu.
    »Sie sehen blaß aus, Mister«, spottete er.
    Seine sporenbewehrten Cowboystiefel und die lederbesetzten Hosen mit den Messingknöpfen, diese ganze phantastische Western-Ausrüstung klingelte bei jedem Schritt wie ein Schellenbaum. Dicht vor mir blieb er stehen.
    »Ich bin Rod Morrison«, erklärte er grinsend und streckte mir seine Hand entgegen.
    Als ich sie ergriff und kurz drückte, merkte ich, daß meine Rechte schweißfeucht war. Morrison ließ meine Hand los und blickte an mir vorbei. Er schien erst jetzt zu bemerken, daß die Vergrößerung an der Wand mich darstellte. »Das sind Sie ja!« stieß er hervor.
    Ich wischte mir die Hände an der Hose trocken. »Sie haben gute Augen«, sagte ich grimmig.
    »Die gehören zu meinem Beruf«, meinte er stolz. »Ich bin der beste Messerwerfer, den dieses Land jemans hervorbrachte. Niemand will mich mehr engagieren. Und wissen Sie auch, warum? Weil die Leute angeblich keine Messerwerfer mehr sehen wollen. Die sen großen Unsinn behaupten jedenfalls die Agenturdirektoren. Mein letztes Engagement hatte ich vor vier Jahren. Jetzt lebe ich von dem, was meine Tochter mir an Unterstützung zukommen läßt und hoffe auf bessere Zeiten. Um nicht einzurosten, halte ich mich in diesem Schuppen fit. Ich trainiere zweimal täglich — nachmittags und nachts.«
    »Warum denn nachts?« fragte ich ihn mißtrauisch.
    »Um in der Übung zu bleiben. Ich bin ja nachts aufgetreten. Ich bin, gewissermaßen ein Nachtarbeiter.«
    »Waren Sie heute nachmittag hier?«
    »Klar«, erwiderte er. »Zwischen fünf und halb sechs.«
    »Klebte da schon dieses Bild an der Wand?«
    »Nein«, antwortete er und riß die Vergrößerung herunter. Unter dem Bild wurden dicke, mit unzähligen Messerstichen übersäte Holzbohlen sichtbar. Mit bunter Kreide war eine weibliche Figur auf das Holz gemalt.
    »Geben Sie mir das Foto«, sagte ich. »Gehören diese Messer Ihnen?«
    »Ich arbeite mit Spezialmessern, das sehen Sie ja. Meine Werkzeuge haben bestimmte Wurf- und Flugeigenschaften. Das da sind gewöhnliche Jagdmesser, billige Massenware. Wie, zum Teufel, erklärt sich das Ganze?«
    »Jemand hat sich mit mir einen Scherz erlaubt«, sagte ich. »Wo wohnen Sie, Mr. Morrison?«
    »181 Ralph Avenue«, antwortete er. »Ganz in der Nähe.«
    Ich rollte das Bild zusammen und packte die drei Messer hinein. Dann verabschiedete ich mich von dem arbeitslosen Messerwerfer und ging.
    Es war denkbar, daß Morrison mir ein Märchen erzählt hatte. Vielleicht war er beauftragt worden, mir einen gehörigen Schrecken einzujagen, aber das bezweifelte ich — obwohl es die von dem City Slicker eingefädelte Aktion auf sehr wirksame Art abgerundet hätte. Ich glaubte Morrison. Offen blieb nur die Frage, wem ich die seltsame Warnung verdankte, und warum sie inszeniert worden war.
    Am nächsten Morgen begab ich mich zuerst zu Peiker, unseren talentierten Zeichner. Nach meinen Angaben stellte er je eine Zeichnung von dem City Slicker und dem Girl mit den apfelgrünen Augen her. Zusammen mit den geschätzten Größenangaben wurden die Bilder an die Fahndungsabteilung weitergeleitet.
    Mein Freund und Kollege Phil Decker fand zwischendurch für mich heraus, daß Mr. Morrison tatsächlich ein berühmter Messerwerfer gewesen war. Es stimmte auch, daß für Leute seines Berufes schlechte Zeiten herrschten. Er war nicht vorbestraft und hatte das Hofgebäude in der Ralph Avenue für Trainingszwecke gemietet.
    Bei dem Vergrößerungspapier, das mein Konterfei darstellte, handelte es sich um eine gängige Sorte. Sie wurde in jedem Fachgeschäft verkauft und brachte uns nicht weiter. Das Bild enthielt Morrisons Fingerabdrücke, aber das ging in Ordnung, denn er hatte die Vergrößerung ja abgerissen.
    Die Jagdmesser waren billige Kaufhausware. Sie enthielten keine verwertbaren Fingerabdrücke.
    Unerwarteterweise ergab sich eine Fährte, als ich die Nummer des 64er Fairlane überprüfte, den das blonde Girl gesteuert hatte, mit dem der City Slicker weggefahren war. Er gehörte einer Nora Cassel, die in

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