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Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Chance.
    Er rammte mir die Waffe gegen den Leib. Mich durchzuckte ein Gefühl, als würde ich mit tausend Volt gespeist. Der brennende Schmerz schockte mich. Ich verlor die Balance und kippte rücklings in die Grube.
    Die schwarze ölige Flüssigkeit schlug über mir zusammen. Ich kam hoch und rang nach Luft. Ich öffnete die Augen, mußte sie aber sofort wieder schließen, weil das widerwärtige, stinkende Öl sie verschmierte.
    Der Graukopf drehte die Stange um. Ich beobachtete sein Vorgehen blinzelnd. Mein Gegner visierte mich an. Er wollte mich offenbar voll an der Schläfe treffen.
    Ich versuchte, einen toten Winkel am Rand zu erreichen. Der Alte lachte nur höhnisch und trat dicht an die Grubenkante.
    »Sei vorsichtig, Jimmy!« sagte Gipsy.
    Der Graukopf atmete schwer. In seinen Augen funkelten Mordlust und Angst zugleich — die typische Gefühlsmischung eines Feiglings, der eine unangenehme Arbeit schnell beenden will.
    Als das scharfkantige Ende auf mich zukam, warf ich mich zur Seite. Das Rohrende klatschte dicht neben meiner Schulter in das aufspritzende Öl.
    Ich griff nach der Waffe, konnte sie aber nicht festhalten. Meine Hände waren so glitschig, daß der Graukopf keine Mühe hatte, mir das Rohr zu entwinden.
    Meine Reaktion machte ihn wütend und mutig zugleich. Wütend, weil ich mich wehrte, und mutig, weil er sah, wie hilflos ich war. Ich klammerte mich an den Grubenrand und erwartete seine nächste Attacke.
    Grinsend hob er einen Fuß, um nach meinen Händen zu treten. Das war sein Fehler.
    Ich packte blitzschnell zu und bekam sein rechtes Bein zu fassen. Der rauhe Stoff des Overalls gab mir festen Halt. Der Graukopf stieß einen entsetzten Schrei aus, als ich ihn nach vorn riß. Er ließ die Stange fallen und trat mit dem freien Fuß nach mir.
    Das wurde ihm zum Verhängnis. Als er auf einem Bein stand, ruckte ich zum zweitenmal.
    Der Graukopf segelte prompt kopfüber zu mir in die Ölgrube. Ich schloß rechtzeitig die Augen, um nicht von dem hochspri’tzenden öl getroffen zu werden.
    »Idiot!« schrie Gipsy.
    Ihr malvenfarbener Hosenanzug hatte einige häßliche Spritzer abbekommen.
    Der Graukopf kam würgend, ächzend und spuckend an die Oberfläche. Er riß die Augen weit auf und heulte wie ein getretener Hund.
    Ich schaute Gipsy an. Sie blickte mit hochrotem Kopf zur Werkstatt hinüber. Ich wußte nicht, ob sie Hilfe erwartete, oder ob sie sich vor der Rückkehr einiger Mechaniker fürchtete.
    »Los«, stieß ich hervor. »Nennen Sie mir den Namen des Schuftes! Ihm bleibt sowieso nur noch eine Gnadenfrist.«
    Gipsy blickte mich an. »Wovon reden Sie überhaupt?«
    »Von dem Verrat. Und dem Verräter. Wer ist es?«
    Ich merkte, wie es in dem Girl arbeitete. Sie mußte eine rasche Entscheidung treffen. Es war klar, wie sie ausfallen würde. Wenn ich ihr nicht zuvorkam, war diese Grube dazu bestimmt, mein Grab zu werden.
    »Endlich!« sagte ich und blickte hinüber zur Werkstatt.
    Gipsys Kopf zuckte herum, um meinem Blick zu folgen. Ich nutzte die Chance, die mir der Bluff bot. Ich spritzte dem Girl eine Handvoll Öl ins Gesicht.
    Gipsy stolperte zurück. Mit einer Hand versuchte sie sich das Öl aus den Augen zu wischen. Die Worte, die sie dabei äußerte, waren keineswegs ladylike.
    Ich zog mich an dem Grubenrand hoch. Der Graukopf merkte, worum es ging. Er griff nach mir, um mich zu stoppen. Ich keilte mit dem Fuß aus und traf sein Gesicht. Er ließ mich los und griff sich an den Mund.
    Ich schwang mich aus der Grube und kam auf die Beine. All das geschah in Sekundenschnelle. Ich hechtete auf Gipsy zu und ging mit ihr zu Boden. Das Girl schrie wie am Spieß. Der wunderschöne Hosenanzug wurde blitzschnell in einen häßlichen, schmierigen Lappen verwandelt. Ich nahm Gipsy die Waffe ab und erhob mich.
    »Bemühen wir uns ins Office«, sagte ich. »Ich möchte telefonieren. Dann setzen wir unsere Unterhaltung fort. Ich wüßte niemanden, mit dem ich in diesem Moment lieber spräche als mit Ihnen.«
    Gipsy erhob sich wie betäubt. Sie atmete flach und sehr rasch. Fassungslos blickte sie an ihrem ölbeschmutzten Hosenanzug hinunter. Ich warf einen Blick in die Grube. Der Graukopf hatte sich in eine schwarzglänzende, ölige Kugel verwandelt, in die die weit aufgerissenen Augen grotesk anmutende Akzente setzten.
    Er sah so komisch aus, daß ich mich versucht fühlte, darüber zu lachen. Es gab freilich einige Gründe, die mich meine spöttische Heiterkeit schnell wieder vergessen ließen. Da

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