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Jerry Cotton - 0578 - Sie schossen mit silbernen Kugeln

Jerry Cotton - 0578 - Sie schossen mit silbernen Kugeln

Titel: Jerry Cotton - 0578 - Sie schossen mit silbernen Kugeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein einziger Laut. Wieder vergingen Sekunden. Nichts geschah.
    Und doch wußte ich genau, daß ich nicht allein war. Ein anderer Mensch befand sich im gleichen Raum. Er war nicht zu sehen und nicht zu hören. Trotzdem wußte ich, daß er da war.
    Ich hatte keine Ahnung, wer es war und wo ich ihn in der Dunkelheit finden konnte. Es war wirklich stockfinster. Im wahrsten Sinne des Wortes so, daß ich keine Hand vor den Augen sehen konnte. Das Girl mußte das Licht von außen so fürchten wie andere Leute die Pest. Die Vorhänge an den Fenstern waren so undurchdringlich, daß ich schon fast das Vorhandensein von Fenstern bezweifelte.
    Ich lag unter dem Tisch und wartete darauf, daß mein Mitmensch die Nerven verlieren würde. Doch er tat mir den Gefallen nicht. Ich wiederum konnte mich in dieser unheimlichen Stille auch nicht bewegen, ohne mich zu verraten. Und dann?
    Die Sekunden summierten sich zu Minuten. Die Lage blieb unverändert. Schließlich wurde es mir zu dumm.
    Wennschon — dennschon, dachte ich.
    »Hallo«, sagte ich so laut, daß ich vor meiner eigenen Stimme erschrak, »ist die Übung jetzt endlich beendet?«
    Die Stimme, die haargenau zu dem durchsichtigen Dreß paßte, lachte leise. »Ich dachte schon, es hätte dich wirklich erwischt, Jerry. Es wäre schade gewesen. Wir haben wahrscheinlich noch einige Stunden vor uns.«
    Plötzlich flammte das Licht wieder auf. Caroline hatte seit Beginn der Vorstellung ihre Stellung nicht geändert. Sie schaute mich aus ihren Schlafzimmeraugen forschend an und lächelte.
    »Ist es bei dir immer so lustig?« fragte ich.
    »Das kommt auf meine Freunde an. Manche mögen’s bekanntlich heiß. Ich habe den Eindruck, daß du dazu gehörst.«
    »Dafür habe ich den Eindruck, daß deine Freunde mal an einer Schießbude in Coney Island ein bißchen üben müßten. Sie sind vermutlich nicht in der Lage, auf zehn Schritt Entfernung einen Möbelwagen zu treffen.«
    Ich drehte mich um und schaute nach, wo der Schuß getroffen hatte. Dann mußte ich doch schlucken. Der Schuß saß genau in der Ecke, wo zwei Wände und die Decke zusammentrafen.
    »Der Schuß war gezielt, G-man«, sagte Caroline ruhig. »Wenn du es nicht glaubst, können wir die Show wiederholen.«
    »Lieber nicht, sonst bekommst du Schwierigkeiten mit dem Hausbesitzer.«
    »Nein«, lächelte sie rätselhaft.
    »Was sollte das? Es war ein eindrucksvolles Theater, aber ich weiß immer noch nicht, wofür es gut sein soll.«
    »Ganz einfach, Jerry. Du sprachst davon, daß du mich mit zum FBI nehmen wolltest. Das Theater, wie du es nennst, sollte dir zeigen, daß du hier nichts zu bestimmen hast. Du bist hier, um unsere Bedingungen zu hören und dich bereit zu erklären, sie zum gegebenen Zeitpunkt weiterzugeben.«
    »Und wenn ich es nicht tue?«
    Sie lächelte wieder und räkelte sich dabei so in ihrem Sessel, daß sich ein Hochdruckeinfluß bemerkbar machte. Das äußerte sich darin, daß sich die Wolke, in der Caroline steckte, aufzulösen begann. Vielleicht hatte sie recht damit, wenn sie normalerweise ohne dieses Ding in ihrer Wohnung herumlief. Viel nutzte es ohnehin nicht.
    »Auf solche Genüsse beispielsweise…«
    »Stop!« unterbrach ich sie. »Ich glaube, ich vergaß dir zu sagen, daß ich zur Zeit Blondinen bevorzuge.«
    »Aha«, nahm sie es zur Kenntnis. »Blondinen sind zwar eingebildet und fade, aber das ist deine Sache. Auf jeden Fall interessiert es dich, daß der Napalmwagen mitten in Manhattan hochgeht, wenn du dich weigerst, unser Mittelsmann zu sein.«
    »Dann seid ihr euer Erpressungsobjekt los, und du wirst das erste Mitglied deiner Gang sein, das ich verhafte.«
    Jetzt war nichts mehr von einer schnurrenden Pantherkatze an ihr. Sie war offensichtlich wütend. Irgendwie hatte sie sich mit ihrem linken Arm in der durchsichtigen Perlonwolke verheddert. Mit einem einzigen Ruck befreite sie sich daraus, womit die Wolke endgültig erledigt war.
    Diesmal machte sie es nicht, um mich in Verlegenheit zu bringen. Ihre Stimme war eiskalt, als sie sagte: »Wenn das Napalm hochgeht, hast du einen Trost. Du wirst es nicht erleben!«
    ***
    Der aus der Army ausgestoßene Pionier-Sergeant David W. Newland beobachtete genau die Meßuhr der Armaturenklappe am Tankzug. Der kleine Zeiger stand auf dem »A«, der große kroch, rückwärts laufend, langsam auf das »O« zu.
    Newland warf einen schnellen Blick auf den Kanister. Er war fast randvoll. Einen Moment überlegte der Exsergeant, ob er noch einen weiteren

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