Jerry Cotton - 0578 - Sie schossen mit silbernen Kugeln
Kanister an die Pumpe anschließen sollte. Es ging um zwei Gallonen.
Langsam lief der Kanister voll. Und ebenso langsam drehte Newland das Ventil zu.
»Pumpe stop!« brüllte der Exsergeant in die Halle. -Die beiden Gangster an der Pumpe waren es inzwischen gewöhnt, die Befehle des Mannes, den sie erst seit einigen Stunden kannten, akkurat auszuführen. Das Zischen der pneumatischen Pumpe verstummte augenblicklich. In der großen Halle war es jetzt unheimlich still.
Diese plötzliche Stille wirkte alarmierender, als es ein Schuß oder ein entsetzter Aufschrei fertiggebracht hätte. Doch auch dieser entsetzte Aufschrei kam noch.
»Achtung! Auf passen — ’raus hier!« brüllte unvermittelt einer der Gangster, »’raus — das Napalm geht hoch!«
Zwei, drei Gangster setzten sich in Bewegung, liefen auf die Tür zu.
»Halt!« brüllte Newland. Doch er konnte die Gangster nicht aufhalten. Newland und Eisenstone hatten übersehen, daß sich unter den Mitgliedern der Gang noch mehr ehemalige Army-Angehörige befanden. Einer davon hatte während seiner Dienstzeit auch Napalm kennengelernt. Er hatte jetzt die panische Flucht ausgelöst.
Schutzhandschuhe flogen durch die Halle. Gesichtsmasken wurden heruntergerissen. Schreiend und fluchend rannten die Gangster zur Hallentür. Ihre Schritte waren nicht zu hören, da sie Gummischuhe trugen.
In Sekunden war der Spuk vorbei. Nur Newland stand noch in der Halle. Er schüttelte den Kopf. »Idioten«, brummte er.
Er verließ ebenfalls die Halle und wollte den gepflasterten Hof überqueren, um den Schuppen zu erreichen. Als er den Weg zur Hälfte zurückgelegt hatte, öffnete sich die Schuppentür.
»Was ist los? Das Zeug geht hoch?« stammelte Eisenstone entsetzt, wobei er verstört die Halle musterte. »Was reden die Burschen da von Napalm? Ich denke…«
»Deine Männer spinnen«, gab Newland zurück. »Überhaupt nichts ist passiert, und du weißt ja, was in dem Tankzug war.«
»Collin sprach etwas von Napalm«, raunzte Eisenstone. »Er sagt, er kennt das Zeug. Stinkt nach Benzin und sieht aus wie Gelee. Es soll…«
»Quatsch«, winkte Newland ab. Der Unbekannte in Hoboken hatte ihm eingeschärft, daß niemand etwas von der wahren Eigenschaft des Tankinhaltes erfahren dürfe.
»Quatsch?« fragte Eisenstone zurück. »Wenn es Quatsch ist, dann laß mich dieses Zeug sehen! Und erkläre mir, warum meine Männer Schutzanzüge tragen mußten!«
Newland schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Hast du schon mal etwas davon gehört, daß Heizöl auch brennen kann?«
»Wenn man es anzündet, ja!«
»Drüben in Jersey City ist vor ein paar Jahren mal ein Heizöltank in die Luft gegangen«, erinnerte Newland. »Niemand Weiß, wieso.«
»Stimmt«, sagte Eisenstone nachdenklich.
»Also«, bekräftigte der Exsergeant. »Erzähl das deinen Leuten und laßt mich noch eine Viertelstunde in Ruhe. Wie es dann weitergeht, mußt du wissen.«
Newland erzählte Eisenstone nichts davon, daß er eine Zündvorrichtung in den Tankwagen, der noch 1000 Gallonen Napalm enthielt, einzubauen hatte.
Und Eisenstone erzählte nichts davon, daß er nach Ablauf der nächsten Viertelstunde, wenn Newland seine Arbeit beendet hatte, in ein seit Stunden unweit des Industriegeländes parkendes Taxi steigen würde. Die Funkanlage des Taxis war die Verbindung zwischen Eisenstone und seinem ihm unbekannten Hintermann.
»Beruhige deine Kerle«, knurrte Newland. Er machte eine vielsagende Kopfbewegung zu dem Schuppen, aus dem erregte Stimmen klangen.
»Die werden schon ruhig werden«, nickte der Gangsterboß.
Er konnte nicht ahnen, wie recht er haben sollte. Aber das wußte nicht einmal der Exsergeant.
***
Sie war direkt beleidigt. »Du bist das erste männliche Wesen, das in meiner Gegenwart ständig kälter wird. Ungefähr wie ein Kühlschrank, bei dem der Thermostat kaputt ist.«
Um ihre Worte zu unterstreichen, hatte sie inzwischen einen schwarzen Hosenanzug aus Samt angezogen. Wie eine schwarze Katze saß sie jetzt in ihrem Sessel und beobachtete mich, als wäre ich eine Maus.
»Guter Vergleich«, bestätigte ich. »Vielleicht beruhigt es dich etwas, wenn ich dir sage, daß ich im Dienst für verschiedene Dinge unempfänglich bin. Ich trinke beispielsweise gern einen guten Scotch. Im Dienst sage ich dazu nein. Ich verachte kein Steak, aber wenn ich mit dem Hotelkönig Hilton dienstlich zu tun habe, müßte ich auch eine Einladung von ihm zu einem Steak ablehnen.«
»Oder du zahlst es
Weitere Kostenlose Bücher