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Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Titel: Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Staubfahne zu erkennen sein, die er hinter sich her zog.
    »Der Wasserturm!« sagte ich. »Kommen Sie mit.«
    Die hohe Stahlkonstruktion mit dem riesigen Wassertank überragte die Dächer des Ortes um mehr als zwanzig Yard. Er war mit großen schwarzen Lettern bemalt, die den Namen der Stadt weit ins Land hinein signalisierten: »Springfield.« Der Turm war etwa zweihundert Schritte von der Main Street entfernt.
    »Was wollen Sie dort?« fragte Phyllis, die Mühe hatte, meinem Tempo zu folgen.
    »Das Land übersehen«, erklärte ich. »Ich muß wissen, wohin der Bursche fährt. Vielleicht holen wir ihn noch ein.«
    Wenige Minuten später kletterte ich auf den Turm hinauf. Ich hatte das Gefühl, als bewegte ich mich auf glühendem Eisen. Die Hitze, die die Stahlträger ausstrahlte, war eher zum Braten von Spiegeleiern als für Kletterpartien geeignet.
    Ich verbiß mir den Schmerz, stoppte kurz und wickelte mein Taschentuch um die rechte Hand. Das erleichterte den Aufstieg. Ich brauchte nicht bis zur Spitze zu klettern. Ich sah die Staubfahne schon, als ich erst ein Drittel der Gesamthöhe erreicht hatte.
    Nur entfernte sich die Staubfahne nicht von Springfield. Sie kam rasch näher. Ich sah, daß es sich um drei Fahrzeuge handelte. Sie fuhren sehr schnell. Kein Zweifel: Die Truppe des County Sheriffs war im Anmarsch.
    ***
    Richard Ferguson war ein strohblonder Hüne von knapp fünfunddreißig Jahren. Er hatte blaue Augen und eine gebräunte, wie gegerbt wirkende Haut. Außer mir war er der einzige, der in dieser Hitze keinen Hut trug. Später hörte ich, daß seine Leute ihn »Wikinger« nannten. Der Name paßte zu ihm.
    Er kam mit drei Assistenten, dem Bezirksstaatsanwalt und dem Polizeiarzt. Der Doktor hieß Albert Knight. Er war ein kleiner, untersetzter Mann, der sich beständig mit einem weißen Tuch über das runde, verschwitzte Gesicht wischte.
    Der Staatsanwalt hieß Fred Gerber. Er machte einen mürrischen, verschlossenen Eindruck und schien zu bereuen, bei dieser Hitze überhaupt mitgekommen zu sein.
    Phyllis und ich gaben eine kurze Erklärung ab und führten die Gruppe zunächst in das Hotel. Knight stellte seinen Instrumentenkoffer neben Ray ab und machte sich an die Untersuchung. Wir schauten schweigend zu.
    Knight erhob sich, etwas ratlos, wie es schien. »'Alles, was ich im Moment feststellen kann, ist, daß der Mann etwa achtundvierzig Stunden lang tot sein dürfte«, meinte er.
    »Todesursache?« fragte Ferguson, der seine Hände in die Gesäßtaschen geschoben hatte. Er sah ruhig und beinahe desinteressiert aus, aber es war zu spüren, daß er zu den Menschen gehörte, denen nichts Wesentliches entging.
    »Das wird die Obduktion ergeben«, meinte Knight. »Äußerliche Spuren von Gewaltanwendung sind nicht zu entdecken.«
    Dann setzte sich der Trupp in Bewegung, um Miß Archibald anzusehen, und schließlich begaben wir uns in den Saloon, um dort die Toten zu untersuchen. Knight wurde immer verwirrter. »Es sieht so aus, als seien sie alle zur gleichen Zeit gestorben — vor achtundvier-, zig Stunden!« meinte er.
    Ferguson runzelte die Augenbrauen. Er schien etwas sagen zu wollen, verzichtete dann aber darauf. Gerber schielte immer wieder zu Phyllis hinüber. Er war nicht der einzige, der sie mehr oder weniger verstohlen musterte. Auch die Assistenten konnten ihre Blicke nicht von dem Mädchen wenden. Es war keineswegs so, daß sie in Phyllis eine Lösung des Rätsels suchten oder vermuteten. Sie waren ganz einfach hingerissen von ihrer Schönheit. Vielleicht faszinierte sie auch dieser seltsame Kontrast zwischen der lebendigen Vollkommenheit und dem fremden, mysteriösen Massensterben.
    »Vor achtundvierzig Stunden gestorben — alle miteinander«, murmelte der Staatsanwalt. Er trug eine randlose Brille und hatte sehr kurz geschnittenes Haar. Obwohl er kaum älter als Ferguson war, zeigte er einen deutlichen Bauchansatz. Jetzt schaute mich Gerber an, irgendwie vorwurfsvoll, als hätte ich ihn aus purer Bosheit mit dieser Katastrophe konfrontiert. »So etwas gibt’s doch gar nicht!« meinte er. »Es sei denn — nun, es sei denn, jemand hätte dieses Massensterben bewußt inszeniert!« Ferguson zog die Hände aus den Gesäßtaschen. »Und warum? Es gibt kein. Verbrechen ohne Motiv.«
    »Verrückte haben keine Motive«, sagte Gerber und rückte an seiner Brille herum. »Sie geben einem perversen Drang nach, das ist alles.«
    »Mag sein, daß es so ist«, meinte Ferguson. »Aber wie erklären Sie

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