Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Titel: Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
spröde und müde. »Es gibt keinen Ort auf dieser Welt, an dem mich nicht die Erinnerung an das Erleben von heute verfolgen würde.«
    »Sie hatten viele Freunde in Springfield?«
    »Ich kannte fast jeden der Einwohner. Ich bin dort groß geworden.«
    Ich schwieg. Es gab nicht viel darauf zu sagen. Was waren schon Worte des Trostes angesichts ihres Schmerzes und dieser unfaßbaren Katastrophe?
    »Was werden Sie jetzt tun?« fragte Phyllis kurz vor Lafayette.
    »Die Mörder suchen«, antwortete ich. »Wer sagt Ihnen, daß es mehrere waren?«
    »Einer allein kann das nicht geschafft haben.«
    »Wo werden Sie beginnen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie schon einen Verdacht?«
    »Nicht den geringsten.«
    Phyllis schaute mich an. »Sie müssen doch einen Ausgangspunkt wählen!«
    »Der findet sich. In diesem Fall wird es sehr wahrscheinlich der Landeplatz Ihrer Cessna sein«, antwortete ich.
    ***
    Wir trafen abends gegen neunzehn Uhr zwanzig in New York ein. Ich brachte Phyllis nach Hause. Sie wohnte in einem eleganten Apartmenthaus an der Fünften Avenue. Phyllis fragte mich, ob sie mir zum Dank für meine Mühe einen Kaffee anbieten dürfte. Ich lehnte ab, obwohl ich gern einen Kaffee getrunken hätte. Phyllis hatte dunkle Ringe unter den Augen und stellte die Frage aus purer Höflichkeit.
    Phyllis brauchte dringend Ruhe und Vergessen. Es war freilich zweifelhaft, ob sie Schlaf finden würde. Ich nahm mir vor, mich in den nächsten Tagen ein wenig um sie zu kümmern — vorausgesetzt, daß meine Arbeit mir das gestatten würde.
    Ein Taxi brachte mich zum District Office. Mein Freund, Phil Decker, und unser Chef, Mr. High, erwarteten mich bereits. Sie waren bereits weitgehend über das Geschehen unterrichtet und wünschten von mir noch Einzelheiten zu hören — meine persönlichen Beobachtungen, und die Schlüsse, die ich daraus zog.
    Es wurde ein langes Gespräch. Was dabei herauskam, war ein halbes Dutzend Theorien. Wir mußten wohl oder übel den nächsten Tag abwarten. Ein paar Spezialisten aus Washington — namhafte Wissenschaftler — waren nach Springfield geflogen, um dem ratlosen Dr. Knight die Obduktionen abzunehmen.
    Nach dem Verlassen des Distriktgebäudes erwartete mich noch eine traurige Pflicht. Ich mußte Mrs. Stenton davon unterrichten, daß ihr Mann tot war.
    Mrs. Stenton nahm die Nachricht gefaßt auf. Es war zu spüren, daß das Ringen um Beherrschung sie fast zerbrach — aber solange ich bei ihr war, vergoß sie keine Träne. Fast bedauerte ich das. Tränen wirken erlösend. Ich wußte, daß sie weinen würde, nachdem ich gegangen sein würde, und verabschiedete mich rasch.
    Danach war ich depremierter als zuvor. Ich hatte das Gefühl, versagt zu haben, ohne recht sagen zu können, weshalb.
    Ich schwor mir, Rays Tod nicht ungesühnt zu lassen. Er war nur einer von achtundsiebzig Toten. Aber für mich stand er stellvertretend für alle Opfer des gigantischen Verbrechens. Eine Zahl ist leer und seelenlos. Sie bekommt erst Leben und Gewicht, wenn man sie mit einem Menschen identifizieren kann.
    Als ich zu Hause im Bett lag, schlief ich erstaunlicherweise sofort ein. Am nächsten Morgen riß mich das Telefon aus dem Schlaf. Ich war sofort hellwach. Die Zeiger meines kleinen Reiseweckers wiesen auf sechs Uhr zehn.
    Mr. High war am Apparat. »Ich rufe von zu Hause an«, teilte er mir mit. »Ich wurde soeben davon unterrichtet, daß man die Cessna gefunden hat — zwei Meilen östlich von Darlington am Highway 202. Ein Farmer hat sie entdeckt. Der Sheriff von Darlington erwartet Sie. Es ist am besten, Sie fahren sofort los.«
    Ich jumpte erst unter die Dusche und dann in meine Sachen. Nach einer elektrischen Husch-Husch-Rasur verließ ich das Haus und setzte mich in meinen Jaguar. Um sechs Uhr zwanzig brummte ich ab. Ich raste über die George Washington Bridge hinüber nach Jersey und nahm dann Kurs auf den mir von Mr. High genannten Ort.
    Der Hauptverkehr rollte um diese Zeit stadtwärts. Ich kam schnell voran.
    Darlington liegt am Fuße der Ramapo Mountains, etwa sechzehn Meilen Luftlinie von Manhattan entfernt. Wenn man erst mal in diese Gegend kommt, fällt es einem schwer zu glauben, daß man New York gerade erst zwanzig Meilen hinter sich gelassen hat. Wälder, Hügel und Berge, kleine Ortschaften und provinzielle Stille prägen das Bild der Umgebung.
    Der Sheriff hieß Paul Wellington. Er hatte das runde, pralle Gesicht eines behäbigen Mittvierzigers, den scheinbar nichts aus der Ruhe

Weitere Kostenlose Bücher