Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben
bei der flüchtigen Prüfung der Pilotenkanzel etwas übersehen haben«, sagte ich unzufrieden. »Der Kerl wäre sonst nicht zurückgekehrt, um die Maschine in die Luft zu jagen.«
»Vielleicht hatte er Angst, daß man seine Fingerabdrücke sicherstellen könnte«, vermutete Wellington. Das Sprechen bereitete ihm sichtlich Mühe. »Aber weshalb hat er mit der Sprengung bis heute früh gewartet?«
»Er mußte sich erst Sprengstoff besorgen, nehme ich an«, sagte ich.
»Ich saß am Funkgerät und sprach mit meinem Assistenten in Darlington«, erinnerte sich der Sheriff. »Während des Gesprächs ist es dem Gangster gelungen, ungesehen heranzukommen. Mann, hatte der einen Bums!«
»Haben Sie geschrien?«
»Ich? Nicht, daß ich wüßte — aber möglich ist’s schon«, meinte Wellington. Er suchte mit seinen Blicken die Umgebung ab. »Weit kann er nicht gekommen sein.«
Ich beobachtete, wie der Sheriff anschließend die Sprechtaste des in dem Jeep installierten Funksprechgerätes herabdrückte.
»Hallo, Laurel — hörst du mich?« Stille. »Laurel!« schrie Wellington ein zweites Mal.
Ich bückte mich und blickte unter das Armaturenbrett. Einige Drähte hingen lose herab.
»Unser gemeinsamer Freund hat das Gerät lahmgelegt«, stellte ich fest. »Er hat die Verbindungskabel zur Batterie aus dei Verankerung gerissen.«
»Dieser gerissene Lump!« keuchte er. »Fahren Sie zurück in den Ort, und veranlassen Sie das Notwendige«, bat ich. »Sie wissen ja, worauf es ankommt. Vergessen Sie bitte nicht, einen Arzt zu konsultieren. Ich bleibe hier in der Gegend.«
»Sind Sie bewaffnet?« fragte er.
»Nein.«
»Hier, nehmen Sie meine Kanone«, sagte er und überreichte mir eine Pistole. Ich bedankte mich und schob den Schießprügel in meinen Hosenbund. »Bis später!«
Er drückte auf den Starter. Die Maschine sprang sofort an. Ich blickte dem Jeep kurz nach, dann hastete ich über die Wiese zurück. An dem brennenden Flugzeug vorbei rannte ich quer durch den Wald bis zu der sonnigen, romantischen Lichtung. Den Springfield Morning Star trug ich noch immer unter meinem Arm.
Ich stoppte am Rand der Lichtung. Das Bild der sonnenüberfluteten Lichtung hatte etwas von seiner einladenden, reizvollen Freundlichkeit verloren.
Das Girl war verschwunden!
***
Ich ging zu dem Stein, auf dem Leonie Hunter gesessen hatte. Im Gras sah ich noch den Abdruck der schweren Anglertasche. Ich war enttäuscht, aber auch beunruhigt und mißtrauisch. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wohin ich mich wenden mußte, um das Girl zu finden.
Ein paar Dinge gefielen mir niäit. Da war einmal das Exemplar des Springfield Morning Star und zum anderen der verdächtige Umstand, daß Leonie es nicht für notwendig erachtet hatte, die Ursache der Explosion zu ergründen. War das Mädchen weggelaufen, weil es plötzlich Angst bekommen hatte? Das bezweifelte ich. Leonie Hunter hatte keinen ängstlichen Eindruck gemacht.
Ich ließ mich von meinem Instinkt leiten und übersprang den Bach, überquerte die Wiese und betrat den Wald. Von hier führte der Weg ziemlich steil bergan. Gelegentlich blieb ich stehen, um einen Blick zurückzuwerfen.
Die Rauchfahne über dem brennenden Flugzeugwrack war weithin zu sehen. Als ich höher kam, sah ich sogar die Wiese mit dem Wrack. Die Explosion hatte einige Neugierige angelockt. Es waren drei Männer und eine ältere Frau, die ein Kopftuch trug. Die Gesichter konnte ich nicht erkennen, aber sie sahen wie Farmer oder Waldarbeiter aus.
Ich kletterte weiter nach oben und gelangte eine Viertelstunde später auf ein Hochplateau, das von einem stillen Teich und einem dunklen Nadelwald begrenzt wurde.
Am anderen Ende des Teiches lag eine Jagdhütte. Beim Näherkommen entdeckte ich, daß es ein ziemlich großes Holzhaus war — lediglich der Baustil ließ es als Hütte erscheinen. Das Haus hatte eine Veranda und ein spitzes Giebeldach. Die grüngestrichenen Fensterläden waren geöffnet. Ein Holzsteg führte vom Haus bis in die Mitte des Teiches. An dem Steg schaukelte ein kleines rotes Ruderboot.
Ich ging um den Teich herum auf das Haus zu und blieb dabei im Schutz der Bäume und Büsche, um nicht vorzeitig gesehen zu werden. Es gab eigentlich keinen Grund für diese Vorsichtsmaßnahme. Ich handelte instinktiv.
Als ich mich dem Haus bis auf etwa hundert Yard genähert hatte, ertönten Schreie.
Es war fast schon ein Quieken, schrill, wütend, aber auch angstvoll. Es war schwer zu ergründen, ob der Schrei von
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