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Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Titel: Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sommerkleid, das sie jung und zerbrechlich erscheinen ließ.
    »Hallo, G-man«, sagte sie.
    »Hallo, Miß Hunter«, sagte ich.
    Sie lachte. »Das war doch nur ein Scherz! Ich heiße Birchman.«
    »Das habe ich inzwischen erfahren. Warum sind Sie nach der Explosion weggelaufen?«
    »Ich wollte nichts auf den Kopf bekommen«, sagte sie.
    »Seltsam. Sie waren gar nicht neugierig, was da gekracht hatte — ganz zu schweigen davon, daß vorher ein Schrei zu hören war?«
    Leonie setzte sich. Sie schlug ein Bein über das andere. »Nein«, sagte sie und schaute mich an. »Ich war nicht neugierig. Wollen Sie nicht Platz nehmen?«
    Ich setzte mich ihr gegenüber. Cuther murmelte etwas Unverständliches und ging ziemlich wütend ins Haus. Leonie lachte leise. »Er ist manchmal ein bißchen komisch. Das dürfen Sie nicht ernst nehmen. Im Grunde ist er ein netter Kerl.«
    »Sie sind mit ihm befreundet?«
    »Ja und nein. Jedenfalls nicht so, wie Sie denken mögen. Ich wohne nicht allein mit ihm hier draußen. So etwas käme für mich nicht in Frage. Es sind noch mehr Gäste hier.«
    »Wo sind sie?«
    »Unterwegs — zur Jagd.«
    »Seit wann sind diese Gäste hier?«
    »Die meisten sind mit mir vorgestern herausgekommen. Von New York.«
    »Kam gestern abend jemand dazu?«
    »Nein.«
    »Stammt einer der Gäste aus Springfield?«
    »Es sind ausnahmslos New Yorker«, meinte Leonie. »Was haben Sie nur immerzu mit diesem komischen Springfield?«
    Ich blickte auf meine Uhr. »Empfehlen Sie mich Mr. Cuther, bitte.«
    Mir war es so, als wollte mich das Girl zurückhalten, aber dann ließ es mich doch gehen. Ich blickte kein einziges Mal zurück. Als ich um das Haus zurückging, blieb ich stehen. Ich hörte ein Geräusch, das sich leicht deuten ließ. Es kam aus einem offenen Fenster des Obergeschosses und machte mir klar, daß sich dort oben jemand übergab.
    Cuther? Er hatte nicht so ausgesehen, als litte er an einem nervösen Magen. Ich hob den Kopf und blickte nach oben. Genau in diesem Moment schaute Cuther aus dem Fenster. Sein Gesicht sah grünlich aus.
    »Kommen Sie herauf«, japste er. »Kommen Sie — schnell!«
    Ich flitzte zurück auf die Terrasse. Leonie saß unverändert auf dem Gartenstuhl. Sie machte ein verdutztes Gesicht, als ich an ihr vorüberschoß, und rief mir etwas hinterher, was ich nicht verstand. Ich hastete durch das rustikale, behaglich eingerichtete Wohnzimmer in die kleine Diele und die Holztreppe hinauf.
    Cuther stand am oberen Rand und hielt sich am Geländer fest. »Folgen Sie mir«, sagte er. Seine Stimme klang fremd und heiser.
    Ich begann zu ahnen, was mich erwartete.
    Cuther blieb an einer Tür stehen. »Gehen Sie bitte da hinein«, sagte er.
    Ich stieß die Tür auf.
    Das kleine Gästezimmer hatte zwei Betten. Auf dem schmalen Teppich, der den Zwischenraum ausfüllte, lag ein Mann. Er trug eine blaugraue verknitterte Popelinehose und einen ledernen Lumberjack. An den Füßen hatte er staubige, blau-weiße Seglerschuhe. Er hatte seinen Kopf zur Seite gedreht, so daß man sein Gesicht sehen konnte — aber von diesem Gesicht war nicht mehr viel vorhanden. Es sah so aus, als sei das meiste davon durch eine Schrotladung weggerissen worden.
    Der Mann war tot.
    ***
    Ich hörte, wie Cuther ins Bad rannte und sich dort übergab. Die Wasserspülung begann zu rauschen. Mir selbst war mehr als flau zumute. Ich hatte das Gefühl, nur noch von Tod und Verbrechen umgeben zu sein.
    Ich ließ mich neben dem Toten auf die Knie und klopfte ihn nach Papieren ab. Er hatte keine bei sich. Auch sonst befand sich nichts in seinen Taschen. Es schien so, als hätte sein Mörder ihn gründlich gefilzt.
    Das, was sie von ihm übriggelassen hatten, ließ darauf schließen, daß er so um die dreißig Jahre herum gewesen war. Seine Hände machten nicht den Eindruck, als hätten sie jemals schwere Arbeit kennengelernt. Sie waren sehr schmal, gut gepflegt und feingliedrig.
    Aus der Kleidung ließen sich keine Schlüsse auf den sozialen und gesellschaftlichen Status des Toten ziehen. Hier draußen im Wald traten selbst Dollarmillionäre in salopper Kleidung auf. Cuther war ein Beweis dafür.
    Ich hörte, wie er das Badezimmer verließ und langsam heranschlurfte. Ich erhob mich.
    »Wer ist es?« fragte ich ihn.
    Cuther lehnte sich gegen die Wand und strich sich mit dem Handrücken über die Stirn. Er vermied es, in das Zimmer zu blicken und den Toten anzusehen.
    »Ich glaube nicht, daß ich ihn kenne«, meinte er mit schwacher

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