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Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Titel: Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
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Anrufer gesprochen?«
    »Ja. Heute vormittag gegen elf Uhr. Er gab seine Information knapp und sachlich — in der Art eines Mannes, der verdammt genau weiß, was er will. Es kann sein, daß er die Daten von einem vorbereiteten Manuskript ablas. Er versprach sich nicht dabei und redete gewissermaßen ohne Punkt und Komma. Ich hatte Mühe mitzustenografieren.«
    »Haben Sie das Gespräch nicht auf Band aufgenommen?«
    »Nein.«
    »Sagen Sie mir noch etwas über den Anrufer. Für wie alt halten Sie ihn? Sprach er mit Akzent?«
    »Seine Stimme hörte sich an, als sei er in Brooklyn aufgewachsen. Sein Alter? Irgendwo zwischen vierzig und fünfzig, würde ich sagen. Genau läßt sich das nach dem Gehör nicht feststellen.«
    »Gab es Hintergrundgeräusche, die darauf schließen lassen, woher er anrief?«
    »Aus einer Zelle, vermute ich. Die Verständigung war nicht übermäßig deutlich. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen, Jerry. Ist die Sache denn so brisant?«
    »Hochbrisant«, sagte ich. »Noch brisanter geht’s nicht.«
    Ich legte auf. Phil hatte das Gespräch am Zweithörer mit verfolgt. »Erst der Terror — und dann die Erpressung«, sagte er leise. »Das ist ihr Plan.«
    Ich stand auf. »Machen wir ihn zunichte«, sagte ich.
    ***
    Ich fuhr zu Phyllis Carter. Als sie mir die Tür ihres Apartments öffnete, war es einundzwanzig Uhr zehn. Phyllis trug einen gestrickten, hochmodischen Hausanzug aus apfelgrünem Material. Sie hatte sich ziemlich kräftig geschminkt, um ihre Blässe zu verbergen. Irgendwie wirkte sie auf mich wie eine wunderschöne kostbare Puppe.
    »Sind Sie allein?« fragte ich sie.
    Phyllis führte mich ins Wohnzimmer. »Ich werde nie mehr allein sein«, erklärte sie bitter. »Die Erinnerungen leisten mir Gesellschaft — die Gedanken an den Tod meiner Freunde.«
    Ich setzte mich, nachdem Phyllis Platz genommen hatte. Im Zimmer hing der Rauch unzähliger Zigaretten. Vor Phyllis stand ein Glas mit Orangensaft. Ich fand es bewunderungswürdig, daß sie in ihrem Zustand auf den billigen Trost des Alkohols verzichtet hatte.
    »Haben Sie den Herald gelesen?« fragte ich sie.
    »Nein. Ich habe auch keine Nachrichten gehört«, erwiderte sie. »Was gibt es Neues?«
    »Die Geschichte mit Springfield macht die Runde. Ein anonymer Informant hat sie preisgegeben.«
    Phyllis schloß die Augen. Ihre vollen, weichen Lippen zuckten.
    »Ich habe eine Teillösung gefunden«, sagte ich. »Jedenfalls bilde ich mir das ein.«
    Phyllis hob die Lider und blickte mich an. Ihre Augen waren sehr groß.
    »Darf ich rauchen?« fragte ich. »Verzeihung. Ich bin sehr unaufmerksam«, meinte sie und schob mir ein Silberkästchen mit Zigaretten zu.
    »Danke, ich rauche meine eigene Sorte«, sagte ich und fischte das Päckchen aus meiner Tasche. Ich drückte die verkrumpelte Zigarette zurecht und klemmte sie dann zwischen die Lippen. »Ich weiß niqht, wie ich es formulieren soll«, meinte ich dann. »Offen gestanden, habe ich sogar ein bißchen Angst davor, Sie könnten es in den falschen Hals bekommen.«
    »Geht es gegen mich?«
    »Keineswegs. Aber es könnte sein, daß Sie sich Vorwürfe machen — völlig ungerechtfertigte Vorwürfe, wie ich vorausschicken möchte.«
    »Spannen Sie mich nicht auf die Folter!«
    »Sie lieben Springfield, nicht wahr?«
    »Das wissen Sie doch! Es ist meine Heimat.«
    »Ich weiß. Sie besuchten Springfield regelmäßig. Jeder Mensch spricht immer wieder über das, woran er hängt. Das ist natürlich.«
    »Lieber Himmel — über Springfield gab’s eigentlich nie sehr viel zu berichten«, meinte Phyllis. Sie nahm sich eine Zigarette. Ich gab ihr Feuer und bediente mich dann selbst.
    »Trotzdem haben Sie oft über die kleine Stadt gesprochen, nicht wahr?«
    »Schon möglich. Warum?«
    »Durch Sie erfuhren die Gangster, wie gut sich Springfield für ihr Experiment eignete — eine kleine Stadt mit älteren Leuten und ohne Kinder, genau das richtige, um das Land in Panik zu versetzen, ohne die Gefühle der Bevölkerung allzusehr anzuheizen. Kindermord hätte das Land den Verbrechern nie verziehen. Den Tod von rund achtzig alten Menschen glaubten sie ihr gerade noch Zutrauen zu dürfen.«
    »Sie — Sie glauben, ich gab den Mördern den Tip?« stammelte Phyllis.
    »Keinen Tip«, korrigierte ich. »Die Gangster schlachteten Ihre harmlosen Berichte für sich aus.«
    »Das würde bedeuten, daß ich die Mörder meiner Heimatstadt kenne?« flüsterte Phyllis atemlos.
    »Kennen ist möglicherweise zuviel

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