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Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Titel: Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte ihn schon einmal gesehen. Es war der Mann, der nicht im Telefonbuch stand.
    Es war Dr. Prime.
    ***
    Er fächelte sich mit seinem Bowlerhut Kühlung zu und lächelte mir fröhlich ins Gesicht. »Es tut mir leid, daß ich Sie warten lassen mußte«, meinte er, »aber Sie werden verstehen, daß die junge Dame Vorrang hatte.«
    Ich beobachtete, wie er umständlich seinen anthrazitfarbenen Wettermantel auszog und über einen Bügel hängte. Dann rieb er sich die Hände wie jemand, der froh ist, wieder zu Hause zu sein, oder dem es Freude macht, sich einer hochwillkommenen Tätigkeit widmen zu können.
    Er setzte sich an den Schreibtisch und knipste seine Arbeitslampe an. Er drehte den Schirm herum, so daß ich den starken Lichtstrahl voll ins Gesicht bekam. »So sehe ich Sie besser«, schnaufte er zufrieden. »Es wird ein sehr interessantes Experiment werden!«
    »Was haben Sie mit Phyllis Carter angestellt?« fragte ich ihn.
    »Ich habe sie mitgebracht«, erklärte er. »In meinem Wagen. Es ist erstaunlich, wie willfährig sie wurde, nachdem ich ihr die angebliche Beruhigungsspritze verpaßt hatte. Vor morgen früh wird sie kaum wieder zu sich kommen.«
    »Was bedeutet das Ganze?« wollte ich wissen.
    »Alarmstufe eins«, sagte er. »Sie sind uns ein bißchen zu aktiv geworden, mein Freund. Wir haben das Gespräch belauscht, das Sie mit Phyllis Carter führten. Danach war uns klar, daß wir handeln müssen.«
    »Wir?« fragte ich.
    »Das Team«, nickte er stolz.
    »Sind Sie der Boß?«
    »Ein Team hat keinen Boß«, erklärte er, »sondern nur gleichberechtigte Partner.«
    »Wie haben Sie das Girl belauscht?«
    »Ach, wissen Sie — wir hatten von Anbeginn die Befürchtung, es könnte herauskommen, daß wir unsere Informationen über Springfield von Phyllis Carter erhielten. Da Phyllis einige unserer Teammitglieder kennt, hielten wir es für ratsam, eine Sendeanlage in ihrem Apartment zu installieren. Phyllis hatte davon natürlich keine Ahnung. Wir sagten uns, daß früher oder später ein Schnüffler dort auftauchen würde — ein Schnüffler Ihres Kalibers — und daß es nützlich sein könnte, über die bei dieser Gelegenheit geführten Gespräche unterrichtet zu sein.«
    »Aber weshalb haben Sie Phyllis entführt?«
    »Das ist Ihre Schuld, mein Lieber. Warum haben Sie dem Mädchen erzählt, was Sie vermuten? Sie waren damit auf dem richtigen Weg. Wir können es uns nicht erlauben, daß Phyllis oder Sie diese Weisheiten unter die Leute bringen.«
    »Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit«, spottete ich. »Sie beweist mir, daß Borletti Regie führt.«
    »Ich wiederhole, daß wir Teamarbeit leisten«, meinte Prime und lächelte breit.
    »Kommen Sie zur Sache«, sagte ich. »Ich stehe einer privaten Nervenklinik vor — einer Klapsmühle, wenn Sie so wollen«, meinte er. »Die meisten Patienten werden hier durchaus ordnungsgemäß behandelt, einige werden sogar geheilt. Hauptsächlich dient die Anstalt aber dem Zweck, unliebsame Zeitgenossen aus dem Verkehr zu ziehen. Einige von ihnen sind wirklich verrückt, bei einigen anderen helfen wir nach.«
    Ich merkte, wie mich ein häßliches Frösteln überkam. Obwohl sich in meinem Gesicht kein Muskel rührte, schien Prime genau zu fühlen, was in mir vorging.
    »Eine kleine, wirksame Spritze wird aus dem G-man Jerry Cotton ein lallendes, täppisches Kind machen«, versicherte er händereibend. »Ein paar weitere Injektionen werden Sie so weit ruinieren, daß wir Sie getrost nach Hause schicken können — vorausgesetzt, daß Sie dann überhaupt noch wissen, wie Sie heißen und wo Sie einmal wohnten. Sie werden am Leben bleiben, aber wenn wir mit Ihnen fertig sind, dürften sich die Funktionsfähigkeiten Ihres Gehirns und Gedächtnisses in der Größenordnung eines Neugeborenen bewegen.«
    Mein Mund wurde trocken. Ich spürte, daß Prime nicht scherzte. Was er mir ankündigte, war schlimmer als der Tod.
    Die Erfinder des tödlich wirkenden Kampfgases VM 8 besaßen sicherlich auch die Fähigkeit, mit einer teuflischen Substanz die Kraft und den Intellekt eines Mannes auf Null zu schalten. Von den Verantwortlichen des Todes von Springfield konnte ich weder Gnade noch Milde erwarten.
    Prime beugte sich nach vorn und drückte auf einen Knopf der Sprechanlage. »Die Spritze, bitte«, sagte er sanft. »Sie ist doch vorbereitet, hoffe ich?«
    ***
    Ich hatte nichts mehr zu verlieren. Diese Erkenntnis bestimmte mein Handeln. Ich beugte den Oberkörper nach vorn und senkte das

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