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Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Titel: Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sie statt der vorgesehenen Injektion eine völlig harmlose Spritze erhielten — eine Calciumlösung.«
    Ich verengte die Augen zu Schlitzen. Mein Herz begann zu hämmern. Ich fragte mich, ob ich Leonie trauen durfte. Welchen Vorteil erreichten sie oder die Gangster damit, wenn sie mich in dem Dodge wegbringen ließen? Ich wußte keine plausible Antwort. Im Grunde blieb mir keine andere Wahl, als auf Leonie zu setzen. Vielleicht sagte sie die Wahrheit.
    »Es ist genau die richtige Zeit«, meinte sie. »Die Wachen schlafen. Ich sage Ihnen, wie Sie nach draußen kommen.« Ich stand auf. »Warum tun Sie das?«
    »Jetzt ist keine Zeit, Fragen zu stellen«, meinte sie ungeduldig. »Es macht Ihnen doch nichts aus, ohne Socken und mit einem zerrissenen Hemd von hier zu verschwinden? Gehen Sie den Gang links hinab. Öffnen Sie die Tür mit der Aufschrift ›Wäschekammer‹. Von dort führt eine Wendeltreppe in den Keller. Die Tür zum Hof ist offen. Gehen Sie um das Haus herum. Der Dodge steht neben den Garagen. Legen Sie sich in den Kofferraum und warten Sie dort auf mich.«
    »Warum soll ich mich im Kofferraum verstecken?«
    »Wir müssen zwei Kontrollposten passieren. Niemand darf Sie sehen.«
    »Haben Sie vor, hierher zurückzukehren?«
    »Das braucht Sie nicht zu kümmern.«
    »Man wird Ihnen vorwerfen, die Flucht inszeniert zu haben.«
    »Das muß man mir erst einmal beweisen«, sagte Leonie. »In den letzten vier oder fünf Stunden sind mehr als ein Dutzend Wagen stadteinwärts gefahren — jeder von ihnen käme als Flucht wagen in Frage.«
    Ich ging auf sie zu. »Ich möchte nicht allein von hier verschwinden«, sagte ich. »Wo ist Phyllis?«
    »Ich kann keine Massenflucht inszenieren«, meinte Leonie.
    »In diesem Fall bleibe ich.«
    »Sie sind verrückt! Ein zweites Mal kann ich die Spritzen nicht vertauschen. Prime ist kein Narr. Wenn er Sie nachher untersucht, wird er sofort merken, daß die Injektion nicht die gewünschte Wirkung gezeigt hat.«
    »Ist Prime sein richtiger Name?«
    »Sie fragen zuviel«, stieß Leonie hervor. »Meinen Sie, ich wüßte alles?«
    »Nennen Sie mir den Namen des Brillenonkels«, bat ich.
    Leonie schüttelte den Kopf. »Kommen Sie jetzt, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.«
    »Okay«, sagte ich.
    Wenn ich blieb, konnte ich Phyllis Carter nicht helfen. Es kam jetzt vor allem darauf an, daß ich meine Freiheit zurückgewann.
    Als ich über den Korridor in die Wäschekammer huschte und von dort die Wendeltreppe hinabeilte, herrschte in dem Gebäude Totenstille. Durch den Keller gelangte ich ins Freie. Im Osten dämmerte ein schmaler silbergrauer Lichtstreifen herauf, aber auf dem Erdboden hockte noch undurchdringliches Nachtdunkel.
    Der Dodge stand neben dem Garagenkomplex. Ich prägte mir seine Nummer ein. Er war in New York zugelassen.
    Ganz in der Nähe parkten noch andere Fahrzeuge. Ich schaute mir sie an und merkte mir die Nummern der größeren Wagen. Dann kletterte ich in den Dodge. Der Boden des Kofferraums war mit einer Wolldecke ausgelegt. Ich zog die Klappe zu und wartete.
    Schritte ertönten. Es war das Geklapper von Damenschuhen.
    »Kann es losgehen?« flüsterte Leonie.
    Ich klopfte mit dem Knöchel leise gegen das Blech, um mein Einverständnis zu signalisieren. Im nächsten Moment drehte sich ein Schlüssel im Schloß der Kofferraumklappe.
    »He, was soll das bedeuten?« fragte ich laut.
    »Machen Sie sich deshalb keine Sorgen«, meinte Leonie. Sie kletterte in den Wagen, und wir fuhren los.
    Nach einigen hundert Yard stoppte der Wagen. »Hallo, Miß Birchman«, sagte eine männliche Stimme. »So früh schon auf den Beinen?«
    »Sagen Sie lieber: so spät«, maulte Leonie. »Ich hatte bis jetzt Dienst.«
    »Ich wünschte, ich könnte mit Ihnen in die Stadt fahren«, meinte der Mann und gähnte laut. »Dieser Job ist zum Kotzen langweilig.«
    »Nehmen Sie’s nicht so tragisch und trösten Sie sich mit der guten Bezahlung«, sagte Leonie.
    Wir fuhren weiter. Es ging noch eine kurze Strecke über eine nicht befestigte Straße, dann rollten wir auf einer asphaltierten Oberfläche davon. Wir überholten Wagen und wurden überholt, wenn auch nicht sehr oft.
    Die Fahrt dauerte etwa anderthalb Stunden. Ehe wir stoppten, neigte sich das Fahrzeug in einem Winkel von fast dreißig Grad. Es gab keinen Zweifel, daß wir über eine steile Einfahrt in eine Kellergarage gelangt waren.
    Leonie stieg aus und öffnete den Kofferraum. Ich kletterte hinaus und machte ein paar

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