Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten
nur noch ein Haus ansehen. Gegen sieben oder halb acht könnten wir dann zusammen essen.
Mit dem Wagen, den ich mir geliehen hatte, fuhr ich zu der Adresse, die ich im Telefonbuch gefunden hatte. Die Adresse eines Mannes, dessen Name schon im Zusammenhang mit unseren Ermittlungen gefallen war. Und eine Telefonnummer, die mit einer doppelten Fünf endete.
Es war gerade die Zeit des Büroschlusses, und die Ausfallstraßen waren verstopft vom Heer der vielen tausend Angestellten, die jetzt nach Hause strebten. Ich hatte sowieso Hunger, setzte mich in den nächsten Drugstore und aß eine Kleinigkeit, um anschließend noch eine Tasse Kaffee zu trinken und eine Zigarette zu rauchen. Dabei studierte ich in Ruhe meinen Stadtplan. Als ich mich nach etwa einer Stunde wieder ans Steuer setzte, war die Rush hour fast verklungen. Ich suchte mir einen Weg nach der Orientierung, die mir der Stadtplan verschafft hatte.
Das Haus lag am Stadtrand. Nach links führte eine Art Hohlweg von der Straße ab, während die von mir gesuchte Adresse auf der rechten Seite lag. Ich fuhr ein Stück den Hohlweg hinein, geriet in ein Wäldchen und ließ den Wagen stehen. Zu Fuß erklomm ich eine kleine Anhöhe. Im Schutz der Bäume hatte ich einen guten Blick auf das Haus, das etwa hundertzwanzig Yard von meinem Beobachtungsposten entfernt lag. Die darauf zuführende Straße lief erst in etwa dreißig Yard Entfernung unterhalb meines Standortes vorbei, um dann auf das Gebäude zu einzuschwenken.
Eigentlich war es mehr als nur ein Haus. Es war eine kleine Farm, die aber offensichtlich nicht mehr betrieben wurde. Das Herrenhaus war zweistöckig und weitläufig angelegt. Rechts schloß sich ein flaches, niedriges Gebäude an, das wie eine Stallung aussah. Hinter dem Hause stand im rechten Winkel dazu noch eine große Scheune. Das Ganze war von einer fast mannshohen Hecke eingerahmt. Dichte Baum- und Strauchgruppen zogen sich hinter dem Gebäudekomplex über eine große Weide hin. Wenn der Mann, dem dies alles gehörte, den Besitz nicht geerbt hatte, mußte er allerhand Geld aufgebracht haben, um ihn zu erwerben.
Ich setzte mich in das weiche Waldgras, lehnte mich mit dem Rücken gegen einen Baum und genoß die warmen Sonnenstrahlen dieses herrlichen Frühlingstages. In New York kann man vergessen, daß es so etwas überhaupt gibt: der Duft von harzigen Bäumen, Waldgras und Erde.
Unten auf der Straße rollte ein Wagen heran. Ich duckte mich noch etwas tiefer ins Gras. Der Wagen hatte eine Washingtoner Zulassungsnummer, wie ich an der Farbe des Nummernschildes erkennen konnte. Er hielt vor dem Eingang zu dem zweistöckigen Gebäude, und ein einzelner Mann ging ins Haus. Vermutlich der Mann, dessen Namen ich im Telefonbuch gesucht und gefunden hatte. Kurz darauf kam ein anderer heraus und fuhr den Wagen hinter das Haus.
Ich begann, alles, was wir in diesem Fall bisher erlebt oder von Clifford erfahren hatten, unter dem Gesichtspunkt zu prüfen, daß da drüben der Boß irgendeiner uns noch ziemlich unbekannten Organisation wohnte. Es gab noch eine Menge weißer Flecken auf der Landkarte dieses Falles.
Es war gegen halb sieben, als wieder ein Wagen kam. Diesmal war es ein schwarzer Cadillac, aus dem vier Männer ausstiegen. Kaum waren sie im Hause verschwunden, erschien wieder der dienstbare Geist, um den Wagen hinter das Haus zu fahren. Dabei wäre davor genug Parkplatz für ungefähr ein halbes Dutzend Wagen gewesen. Warum wurden die Autos überhaupt hinter das Haus gefahren? Sollte man sie nicht davor stehen sehen?
Ich beschloß, noch ein bißchen zu warten. Gemütlich rauchend, blieb ich im Gras liegen. Das nächste Auto, das kam, war ein Buick. Zugelassen im Bundesstaat Virginia. Dann erschien ein Pontiac aus Maryland. Ein weiterer Cadillac aus Pennsylvania. Ein blütenweißer Mercedes-Sportwagen aus Delaware. Ein Ford Lincoln aus West Virginia. Und so ging es weiter. Prunkschlitten aus allen benachbarten Bundesstaaten und nur hin und wieder ein Wagen aus Washington. Ich lag und beobachtete, bis es so dämmrig geworden war, daß ich die Farbe der Nummernschilder nicht mehr erkennen konnte. Aber bis zu diesem Augenblick hatte ich siebzehn Fahrzeuge gezählt, aus denen insgesamt mehr als fünfzig Leute ausgestiegen waren. Und jeden Wagen hatte der dienstbare Geist hinter das Haus gefahren. Wer zufällig an diesem Hause vorbeifuhr, hätte nie auf den Gedanken kommen können, daß es in dem Haus jetzt von Besuchern wimmeln mußte.
Ich sah auf
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