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Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten

Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten

Titel: Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten Kostenlos Bücher Online Lesen
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Heuballen vom Wagen zu reißen pflegen. In einer Box neben den Heuballen lägen Sattel- und Zaumzeug, aber ein Pferd war nirgends zu sehen.
    Ich dachte mir, daß es nichts schaden könnte, sich die Nummern aller hier versammelten Wagen aufzuschreiben. Über die Kennzeichen konnten wir die Namen ihrer Besitzer erfahren. Also zückte ich mein Notizbuch. Als ich den Stift in die Hand nahm und mich zum ersten Nummernschild hinabbeugte, raschelte etwas hinter mir. Ich drehte mich schnell um.
    Er trug einen schwarzen Anzug. Aber auch ein Frack hätte aus dem Burschen keinen Gentleman gemacht. Er hatte ein viereckiges Gesicht mit einem Kinn wie ein Vorschlaghammer. Die Augen standen zu dicht beisammen, und der verkniffene Mund machte sein Gesicht auch nicht hübscher.
    Das alles wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn das Messer in seiner Hand nicht die kalte Drohung seines Gesichtes so überdeutlich unterstrichen hätte. Er walzte stumm auf mich zu. Ich trat schnell zwei Schritte von der Reihe der Wagen weg, um mehr Bewegungsraum zu gewinnen. Natürlich hätte ich den Revolver ziehen können.
    Aber ein Schuß hätte nur Verstärkung für ihn herangeholt, wodurch sich meine Lage nur verschlechtern konnte. Also ließ ich den Revolver, wo er steckte.
    Er sprang plötzlich vor. Ich klatschte ihm das Notizbuch auf das Messer, wischte ihm eine Rechte an den Kiefer, nachdem ich meinen Stift fallen lassen hatte, und sprang sofort zurück. Er schüttelte den Kopf, lässig, ohne Anzeichen von Wirkung. Ich hatte ihn nur wachsam gemacht.
    Ein paar Sekunden tänzelte er um mich herum. Dann sprang er wieder vor. Ich hatte inzwischen auch noch das Notizbuch fallen lassen und dadurch beide Hände frei. Als er kam, nahm ich ihn mit Karate an. Wozu, zum Teufel, bringen sie einem das sonst bei, wenn man es nicht gebrauchen sollte? Er bekam die halb gekrümmten Karatefinger mit mörderischer Wucht in die Brustgrube, während die Hand mit seinem Messer nach oben flog, von meinem Ellenbogen abgelenkt. Er riß den Mund auf, bekam aber trotzdem keine Luft. Ich setzte ihm einen ganz gewöhnlichen Uppercut auf die Kinnspitze. Der Schlag dröhnte mir selbst bis in den Kopf hinauf. Einen Augenblick sah es so aus, als wüchse er plötzlich sichtbar. Dann schob sich ein glasiger Schleier über seine Augen, und er sackte kraftlos in sich zusammen.
    Ich zog ihm die Krawatte ab und fesselte ihm die Handgelenke auf dem Rücken. Den schmalen Sportgürtel seiner Hose verwendete ich für die Füße. Keuchend schleppte ich den nicht eben leichten Burschen zu den Heustapeln. Ich wuchtete ihn mühsam auf die unterste Ballenschicht, kletterte hinauf, schob ein paar Preßballen zurecht und wuchtete den Kerl eine Etage höher. Schließlich landete er auf der dritten und endlich gar auf der vierten Ballenreihe von unten her. Dort oben konnte ihn niemand sehen, der nicht selbst ins Heu kletterte. Ich kramte in seinen Taschen und steckte seinen Führerschein ein. Zu meiner Überraschung fand ich zwei saubere Taschentücher bei ihm. Ich schob ihm den zusammengedrehten Zipfel des einen in den Mund und band das zweite davor, damit er den Knebel nicht ausspucken konnte. Als ich damit fertig war, lief mir der Schweiß am Halse herab. Ich hockte neben ihm und wischte mir den Schweiß ab. Da hörte ich draußen das Brummen eines Automotors. Ich streckte mich auf dem Heu aus und lugte hinab.
    Ein schwarzer Cadillac rollte im Schrittempo herein. Er trug einen Stander, die kleine Flagge einer ausländischen diplomatischen Vertretung. Am Heck glänzten ehrfurchtgebietend die Buchstaben CD — »Corps Diplomatique«, immun, unantastbar für gewöhnliche, kleine Sterbliche, auch wenn sie Polizisten sind. Das hatte mir gerade noch gefehlt.
    Der Wagen stoppte mitten in der Scheune, aber der einzige Mann, der darin saß, dachte nicht ans Aussteigen. Vielleicht der Fahrer, dachte ich. Ein armer Teufel, der sich hier die Nacht um die Ohren schlagen darf, während sein Chef da drüben an weiß der Teufel was für einer mysteriösen Zusammenkunft teilnimmt.
    Ich hatte mich geirrt. Nach ungefähr fünf Minuten kam ein Chevrolet mit Washingtoner Kennzeichen. Ein Major der Air Force stieg aus und sah sich suchend um. Er trug die abendliche Ausgehuniform, aber seinem -Gesicht nach schien er sich gar nicht wohl zu fühlen. Die Tür des Cadillac ging auf. In der schwachen Beleuchtung der nackten Glühbirne, die hoch oben an der Decke hing, konnte ich nicht viel mehr erkennen als einen Mann in

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