Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Titel: Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
der vergangenen Nacht erschrak ich, als ich ihn sah. Er ist einfach nicht der Mann, den eine Frau nachts ansprechen würde — er macht einem Angst.«
    Auch das klang einleuchtend. Als ich ging, war ich sehr nachdenklich. Von meinem Jaguar aus telefonierte ich mit der Zentrale. Phil informierte mich über den Toten.
    »Er ist gerade identifiziert worden«, sagte er. »Heißt Paul Curson. Wohnt drüben in Queens, 1184 Norther Boulevard. Mehrfach vorbestraft, aber keine schwerwiegenden Delikte, Autodiebstahl, versuchter Rauschgifthandel. Es wird schwer sein, den Dschungel seiner Bekanntschaften zu durchleuchten. Burschen seines Kalibers kennen fast jeden im Viertel.«
    »Wir müssen diesen Weg gehen«, sagte ich. »Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Soll ich gleich beginnen?« fragte er. Ich grinste. »Warum nicht? Sonst kommst du noch auf dumme Gedanken.«
    »Ich wüßte nicht, was ich ohne deinen weisen Rat beginnen sollte«, meinte er und legte auf.
    Ich steckte mir eine Zigarette an. Ich dachte an Fay Merlin. Sie war eine Frau, die man nicht so leicht vergaß, wenn man sie nur einmal gesehen hatte. Ich fragte mich, wie ihr Mann beschaffen sein mochte.
    Eine Stunde später stoppte ich vor seinem Bungalow. Inzwischen war es einundzwanzig Uhr geworden. Über mir wölbte sich ein zarter rosaroter Abendhimmel. Seine Pastellfarben tauchten das Grundstück der Merlins in ein sanftes Licht. Allerdings hätte es nicht dieser Illumination bedurft, um zu erkennen, wie groß, teuer und gepflegt das Anwesen war, egal, ob man den riesigen Garten, den modernen, aus Glas und Beton errichteten Bungalow oder den Swimming-pool betrachtete.
    Vor den Garagenboxen, ich zählte vier, stand ein Iso Rivolta IR-350, das letzte Modell. Ich stellte meinen Jaguar daneben ab. Neben dem Rivolta nahm er sich geradezu bescheiden aus. Ich näherte mich dem Bungalow.
    Noch ehe ich ihn erreicht hatte, fielen die Schüsse. Es waren drei. Sie peitschten so dicht hintereinander durch den trügerischen Abendfrieden, daß sie fast ineinander verschmolzen.
    Ich gab mir einen Ruck und sprintete los.
    Ich folgte den Schüssen und hetzte um den Bungalow herum auf die Terrasse. Dort blieb ich stehen, sah aber keinen Menschen. Haus und Landschaft ruhten noch immer in diesem unwirklichen bonbonfarbenen Licht. Hinter den zum Garten weisenden Glaswänden waren die unifarbenen Vorhänge geschlossen. Eine der Schiebetüren stand weit offen.
    Ich trat auf die Schwelle und hörte ein Geräusch, das ich nicht sofort zu deuten wußte. Es war eine seltsame Mischung, ein Ächzen, Stöhnen und Schluchzen, aber auch ein Würgen, das eher verzweifelt als furchtsam klang.
    »Hallo!« rief ich.
    Das Wohnzimmer war groß genug, um einer 100-Mann-Party den rechten Rahmen zu geben. Nirgendwo brannte eine Lampe. Wegen der geschlossenen Vorhänge herrschte in den Ecken und Winkeln ein diffuses Halbdunkel. Ich sah plötzlich hinter einem Empiresofa eine Hand auftauchen. Sie klammerte sich an die Rückenlehne und gab dem Körper Halt, der sich daran hochzog.
    Der Hand folgten ein Kopf, ein paar mäßig breite Schultern und schließlich der Oberkörper. Der Mann atmete rasch, wie nach einem anstrengenden Lauf. Er stand vornübergebeugt urid starrte mich an. Ich sah erst jetzt, daß er eine Pistole in der rechten Hand hatte. Er legte auf mich an.
    »Nehmen Sie die Hände hoch«, sagte er.
    Ich irgnorierte die Aufforderung und sagte: »Jerry Cotton vom FBI. Sind Sie Mr. Merlin?«
    Der Klang meiner Stimme brachte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Spannung in seinem blassen verzerrten Gesicht legte sich. Trotzdem blieb ein Hauch von Mißtrauen darin zurück.
    »Ihren Ausweis!« forderte er.
    Ich holte ihn aus der Tasche. Als ich auf den Mann zuging, sah ich seine Verletzung. Aus seinem linken Mundwinkel sickerte ein dünnes Blutrinnsal. Seine Krawatte war verrutscht, und sein dunkelblondes, schon etwas schütteres Haar hing ihm strähnig in die Stirn.
    Er nahm mir den Ausweis ab. »Ach so«, sagte er dann, als hätte er Mühe, in die Wirklichkeit zurückzufinden. »Es ist wegen Fay, nicht wahr? Entschuldigen Sie bitte meine Verwirrung. Ja, ich bin Anthony Merlin.«
    Ich nickte und steckte die ID-Card ein. »Haben Sie geschossen?«
    Er strich sich mit dem Handrücken über den Mund. Verdutzt musterte er die Blutspur, die darauf zurückblieb. »Dieser Bandit«, murmelte er. »Ich wünschte, ich hätte ihn umgebracht!« Ich wurde ungeduldig. »Was ist geschehen?«
    Merlin

Weitere Kostenlose Bücher