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Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Titel: Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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warf die Pistole auf das Sofa. Er setzte sich. »Er kam plötzlich herein. Er war auf einmal da! Mitten im Zimmer, ohne Gruß, ohne Erklärung.« »Wer?« unterbrach ich ihn.
    »Ich kannte ihn nicht. Ein junger Mann. Er ging auf mich zu und schlug los, einfach so, mit beiden Fäusten! Ich setzte mich zur Wehr, so gut ich konnte. Aber er war schneller, kräftiger und viel routinierter. Er hämmerte mich zusammen. Dann machte er kehrt und spazierte wieder hinaus.«
    »Über die Terrasse?«
    Merlin nickte. »So, wie er hereingekommen war. Ich sah rot, als ich mich vom Boden aufrappelte. Ich riß meine Pistole aus der Schublade des Schreibtisches und feuerte blindlings ein paar Schüsse in den Garten. Natürlich war das idiotisch. Der Bursche war längst verschwunden. Mir ging es nur darum, meinen Zorn abzublasen. Er brauchte ein Ventil.«
    »Sie wissen nicht, weshalb der Fremde herkam?«
    »Keine Ahnung«, meinte Merlin. »Wahrscheinlich war es ein Verrückter. Er hatte Glück. Sonst ist stets James, mein Butler, in der Nähe. Heute hat er Ausgang.«
    »Wie gut können Sie den jungen Mann beschreiben?« wollte ich wissen.
    »Ich wäre in der Lage, ihn zu zeichnen«, versicherte Merlin. »Aber was hilft das schon? Er hatte ein Dutzendgesicht. Sie würden ihn nicht finden. Ich frage mich nur, was ich ihm getan haben könnte. Vielleicht arbeitete er in einem meiner Werke. Vielleicht wurde er entlassen und meinte, sich an mir rächen zu müssen. Dabei habe ich mit der Personalpolitik nur dort etwas zu tun, wo es um die Besetzung der Spitzenpositionen geht.«
    »Ich habe ihn nicht gesehen«, sagte ich. »Er muß also quer durch den Garten gegangen sein.«
    »Ja, wahrscheinlich ist er da hinten irgendwo über den Zaun geklettert.«
    »Wer sind Ihre Nachbarn?«
    »Die Leroys, die Amersons und die Füllers.«
    »Bitte, warten Sie hier auf mich«, sagte ich und verließ das Zimmer. Quer über die Terrasse ging ich in den Garten. Er war groß und gepflegt. An seinem hinteren Ende befand sich ein über mannshoher Maschendrahtzaun. Ich sah mir den Boden an und entdeckte ein paar frische Fußabdrücke. Sie zeigten deutlich die Querrippen einer Kreppoder Gummisohle.
    Die Pastelltönung des Himmels verfärbte sich rasch in ein dunkles Rot. Ich kletterte über den Zaun, um die Fußspuren auf der anderen Zaunseite verfolgen zu können. Sie endeten an einem kurz geschorenen Rasen. Ich blickte hinüber zu einem stillen weißen Haus, dann schlug ich die Richtung zur Straße ein.
    Mir war aufgefallen, daß ich in der Abendstille während der letzten Minuten kein Motorengeräusch gehört hatte. Es lag nahe, anzunehmen, daß der Unbekannte mit einem Wagen in diese Gegend gekommen war. Vielleicht befand er sich noch in der Nähe. Ich erreichte die Straße und schaute mich um.
    Es parkten nicht sehr viele Fahrzeuge am Straßenrand. Die meisten davon waren rollende Statussymbole von der Art, wie man sie in dieser vornehmen Gegend erwartete, Cadillac und große Europäer. Ein Fahrzeug hob sich deutlich aus dieser Demonstration des Reichtums ab, es war ein mittelgrauer Chevrolet mit New Yorker Nummer.
    Ich ging auf ihn zu. Hinter seinem Lenkrad saß ein junger Mann. Er hatte den Armaturenbrettspiegel so gedreht, daß er sich darin betrachten konnte, und er fuhr sich mit den Fingern über sein Gesicht. Danach rückte er die Krawatte zurecht. Ich trat an den Wagen und bückte mich, um durch das herabgekurbelte Fenster zu blicken. Er drehte rasch seinen Kopf herum und starrte mich an. Er war etwa fünfundzwanzig Jahre alt und sah nicht gerade freundlich aus.
    »Was gibt’s?« raunzte er.
    Ich lächelte. »Nur eine Routinekontrolle«, sagte ich und zeigte ihm meinen Ausweis. »Jerry Cotton vom FBI. Dürfte ich mal Ihren Führerschein sehen?«
    An seiner Schläfe schwollen ein paar Adern. Ich sah, daß er eine frische Kratzwunde an der Backe hatte. Er schwitzte stark, wie nach einem raschen Lauf.
    »Was ist denn los?« fragte er ungehalten. »Ist hier etwa Parkverbot? Ich sehe kein Schild.«
    »Für Verkehrsdelikte bin ich nicht zuständig«, belehrte ich ihn höflich. »Ganz in der Nähe wurde ein Mann überfallen. Darf ich jetzt Ihren Ausweis sehen?«
    Der junge Mann grunzte etwas Unverständliches. Er hatte dunkelblondes, leicht gewelltes Haar und eine Nase mit auffallend scharfem Rücken. Er war sehr kräftig entwickelt und hübsch auf eine alltägliche, nichtssagende Art. Seine Augen waren babyblau.
    Er griff in seine Tasche. Mit einem

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