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Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn

Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn

Titel: Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Saunders hatte fraglos Geschmack besessen. Die Mädchen waren ausnahmslos hübsch.
    Pryscilla Rayburn befand sich jedoch nicht darunter.
    Auf einem Buchregal entdeckte ich eine billige Rollfilmkamera. Der Film, den sie enthielt, war nur zur Hälfte verknipst. Ich nahm ihn heraus und steckte ihn ein.
    Die Firmenetikette in den Anzügen verrieten, daß Saunders Kaufhausware der mittleren Preislage bevorzugt hatte. Er hatte allerdings eine Schwäche für teure Schuhe und Krawatten entwickelt. Das ging aus den Rechnungen einiger Spezialgeschäfte hervor. Ich nahm ein paar dieser Rechnungen an mich. Vermutlich kannte man Saunders in diesen Läden.
    Die Untersuchung von Saunders’ Eigentum ließ keine Schlüsse auf seine Erwerbsquellen zu. Ich entdeckte weder Geld noch Bankauszüge, ich fand nicht einmal Saunders’ Papiere. Der Eindringling hatte die Unterlagen offenbar mitgenommen.
    »Seit wann wohnt Mr. Saunders bei Ihnen?« fragte ich Miß Ipswich.
    »Er ist vor zehn Monaten eingezogen, Sir. Mr. Saunders ist ein sehr aufmerksamer Mieter. Er zahlt seine Miete stets pünktlich und gibt niemals Anlaß zu Klagen. Was hat das alles zu bedeuten, Sir? Was ist geschehen?«
    »Es ist zu befürchten, daß Ihr Mieter nicht zurückkehren wird, Madam«, sagte ich. Miß Ipswich drehte an ihrem Hörgerät herum, um es richtig einzustellen. »Er ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen«, fuhr ich fort. »Sie können uns helfen, es rasch aufzuklären.«
    »Ich?« stotterte Miß Ipswich verwirrt. »Wie stellen Sie sich das denn vor? Und weshalb sollte Mr. Saunders nicht zurückkehren? Wurde er verletzt? Liegt er im Krankenhaus?«
    »Es besteht Grund zu der Annahme, daß Mr. Saunders ermordet wurde«, sagte ich behutsam. »Und zwar drüben in New Jersey, in der Nähe von Riverdale. Hat Mr. Saunders jemals diesen Ort erwähnt?«
    »Nein, Sir«, meinte Miß Ipswich und setzte sich abrupt. Sie war leichenblaß und zitterte am ganzen Körper. »Ermordet? Ich kann es nicht glauben. Er war doch so ein netter Junge, so unbeschwert und lustig…«
    »Hatte er Angehörige in New York?«
    »Nicht, daß ich wüßte, Sir. Er stammte ja vom Land, aus Idaho, glaube ich.«
    »Leben seine Eltern noch?«
    »Das weiß ich nicht, Sir. Es gehört zu meinen Prinzipien, die Mieter nicht mit neugierigen Fragen zu belästigen. Und von sich aus hat Mr. Saunders niemals über seine Familie gesprochen. Ich habe das respektiert.«
    »Er muß doch Post empfangen haben…«
    »Nein, die hat er nie bekommen«, unterbrach Miß Ipswich mich. »Nicht einmal eine schäbige Drucksache. Er hat weder Briefe geschrieben noch welche erhalten. Er sei kein großer Schreiber, hat er mir einmal gesagt.«
    »Wie sah es mit seinen Freunden und Bekannten aus? Bekam er oft Besuch?«
    »Eigentlich nie, Sir. Das hat mir so an ihm gefallen. Keine Mädchenaffären, keine nächtlichen Besuche, die eine anständige Frau ins Gerede bringen könnten…«
    »Besaß er einen Wagen?«
    »Ja, einen grünen Ford, ein älteres Modell. Meines Wissens hat er das Fahrzeug vorige Woche verkauft. Er wollte sich einen neuen Wagen zulegen.«
    »Wovon lebte er?«
    »Von einer Erbschaft, Sir.«
    »Das haben Sie ihm geglaubt?«
    »Ich hatte keinen Anlaß, Mr. Saunders’ Worte zu bezweifeln, Sir«, wies mich Miß Ipswich zurecht.
    »Wann hat Mr. Saunders gestern das Haus verlassen?«
    »Nachmittags, so gegen fünf Uhr«, erinnerte sich Miß Ipswich. »Er hatte seinen guten Anzug an und war gut gelaunt. Das merkte ich schon daran, daß er sich eine weiße Nelke ins Knopfloch gesteckt hatte.«
    »Sagte er Ihnen, was er vorhatte und mit wem er sich zu treffen beabsichtigte?«
    »Nein, Sir — wie ich schon erwähnte, bin ich ein Gegner neugieriger Fragen.«
    »Sie müssen heute früh bemerkt haben, daß er nicht nach Hause gekommen war. Geschah das eigentlich oft?«
    »Ja«, antwortete Miß Ipswich gedehnt. »Das passierte häufiger. Mr. Saunders übernachtete manchmal bei Freunden. Das sagte er jedenfalls. Deshalb sah ich auch keinen Anlaß zur Besorgnis, als ich das unberührte Bett entdeckte.«
    »Kennen Sie sein Stammlokal?«
    Miß Ipswich blinzelte irritiert. »Hatte er denn eines?«
    »Das möchte ich von Ihnen hören.«
    »Hm«, machte Miß Ipswich. Sie zog die blasse, nahezu farblose Unterlippe zwischen die Zähne. Es war zu spüren, daß sie mit sich kämpfte und nicht so recht wußte, ob sie über eine von ihr gemachte Beobachtung sprechen durfte. »Da waren diese Briefchen«, meinte sie

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