Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn

Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn

Titel: Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
stieg zur dritten Etage hinauf. Ich klingelte an Miß Ipswich’ Tür, ohne daß im Innern der Wohnung die Glocke anschlug. Mir fiel ein, daß Miß Ipswich schwerhörig war. Vermutlich löste der Klingelknopf ein optisches Signal aus.
    Ich drückte noch einigemal auf den Knopf, aber niemand öffnete. Ich gab es auf und wandte mich zum Gehen.
    Ich fragte mich plötzlich, was wohl Saunders’ Mörder an diesem Morgen unternehmen würde. Sicherlich war er daran interessiert, alle Spuren der Tat zu tilgen. Vielleicht hielt er es sogar für notwendig, sich in Saunders’ Wohnung umzusehen, um eventuelle Tathinweise zu vernichten.
    Ich hielt es für einen guten Gedanken, für ein paar Minuten hinter dem Fahrstuhlschacht in Deckung zu gehen. Ich steckte mir eine Zigarette an und wartete.
    Dann schlich ich an die Wohnungstür und lauschte. In der Diele ertönten Schritte. Ich huschte erneut in Deckung. Die Tür öffnete sich. Ich ging die Treppe hinauf wie jemand, der hier zu Hause ist. Hinter mir eilte ein Mann die Stufen hinab. Ich machte kehrt und folgte ihm.
    Der Mann blickte sich nicht um. Er war groß und hager und hielt sich beim Gehen sehr gerade. Bekleidet war er mit einem mittelgrauen Sommeranzug, der ein dünnes blaues Überkaro hatte. Auf dem Kopf trug er einen leichten Panamahut mit farbig bedrucktem Band. Aus der Art, wie er sich bewegte, war zu erkennen, daß er nicht älter als fünfunddreißig Jahre war.
    Er verließ das Haus und überquerte die Fahrbahn. Dann ging er in südlicher Richtung die Berry Street hinab.
    Je weiter er sich von dem Haus entfernte, um so langsamer wurde er. Er blieb hin und wieder vor einem Schaufenster stehen, um sich die Auslagen zu betrachten. Ich sah zum erstenmal sein Profil. Es war scharf geschnitten und von südländischem Charakter. Der Mann hatte eine bronzefarben getönta Haut von der Art, die nicht einmal im tiefsten Winter weiß wird. Sein Haar war dunkel und lief in schmalen Koteletten aus.
    In einem Tabakwarenladen erstand er eine Stange Zigaretten. Dann bummelte er, die Stange unter den Arm geklemmt, weiter die Straße hinab. Er bog in eine schmale Seitenstraße ein und näherte sich einem Parkplatz, der zu einem Supermarkt gehörte.
    Ich wollte ihm folgen, aber jemand legte mir seine Hand auf die Schulter.
    »Feuer, Partner?« fragte mich eine Stimme.
    Unwillig drehte ich mich um und griff gleichzeitig in die Tasche, um das Feuerzeug hervorzuholen. Im nächsten Moment rammte mir ein großer, breitschultriger Mann seine Faust auf den Solarplexus.
    Ich riß den Mund auf und rang nach Luft. Mein gesamtes Muskel- und Nervensystem war wie gelähmt. Der Mann grinste. Er trug einen teuren Stetsonhut und eine riesige Sonnenbrille. Zwischen seinen Zähnen, von denen fast die Hälfte mit Goldplomben garniert war, steckte eine Zigarre. Sie ragte so aggressiv wie ein Rammpfahl in die Luft.
    Er wuchtete mir erneut die Faust in die Magengrube. Ich sackte in die Knie. Der Mann hielt es nicht einmal für notwendig, sich nach den Leuten umzusehen, die das Geschehen eventuell verfolgten. Ich sah, wie er einen Totschläger aus der Tasche zog, eine Stahlrute, an deren wippendem Ende eine mit Leder bezogene Kugel befestigt war.
    Ich überwand die Schwäche und das Ubelkeitsgefühl, die mein Reaktionsvermögen hemmten, und griff nach dem Revolver in meiner Schulterhalfter. Ich hatte das Gefühl, daß meine Bewegungen im Zeitlupentempo abrollten.
    Der Mann grinste. Dann schlug er zu. Der Smith and Wesson fiel mir aus den Fingern. Der Schlag mit der Stahlrute ließ sie völlig gefühllos werden. Ich starrte auf eine Platzwunde, die rasch zu bluten begann. Ich wußte, daß der Schmerz nicht lange auf sich warten lassen würde.
    Der Mann lachte kurz auf. Es war ein Lachen, das mir unter die Haut ging. Ich wußte, daß ich es so schnell nicht vergessen würde. Dann schlug er erneut zu.
    Instinktiv riß ich den Kopf zur Seite, so daß mich die wippende Kugel nicht voll traf. Trotzdem durchzuckte meinen Kopf ein heißer, scharfer Schmerz.
    Ich ließ mich vornüberfallen und merkte, wie mein Bewußtsein in dunkle Nebel zu tauchen drohte. Unter mir sah ich die dandyhaften Schuhe, die der Fremde trug. Sie waren braun-weiß abgesetzt und mit einer Menge Ziernähten versehen.
    Ich stemmte mich gegen die aufkommende Ohnmacht und spannte die Muskeln, weil ich mit einem weiteren Schlag rechnete. Statt dessen hörte ich nur ein scharfes metallenes Geräusch. Der Angreifer hatte meinem Revolver einen Tritt

Weitere Kostenlose Bücher