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Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn

Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn

Titel: Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
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erstreckte sich über zwölf Stockwerke und blickte aus trostlosen, stumpfen Fenstern über den McCarren Park. Ich suchte den Hausmeister auf. Er hieß Fred Brown und wohnte im Erdgeschoß.
    Brown führte mich in sein Wohnzimmer. In der Wohnung roch es penetrant nach Sauerkraut. Ich wies mich aus. Brown befummelte meine ID-Card von vorn und hinten. Er benahm sich dabei wie ein Experte für gefälschte Papiere. Endlich gab er mir meinen Dienstausweis zurück.
    »Setzen Sie sich«, bat er und wies auf einen Stuhl. »Was gibt es?«
    Um ein Haar wäre ich mitsamt dem Sitzmöbel zu Boden gegangen. Der Stuhl hatte ein loses Bein.
    »’tschuldigen Sie«, meinte Brown, der ganz offensichtlich Mühe hatte, ein zufriedenes Grinsen zu unterdrücken. »Ich hatte ganz vergessen, daß die Klamotte ein bißchen wacklig ist. Nehmen Sie diesen.«
    Ich setzte mich. Brown ließ sich mir gegenüber auf einem purpurroten Sofa nieder. Neben ihm erhob sich eine weiße Katze und machte einen Buckel.
    »Sie kennen doch Mr. Saunders, nehme ich an?« fragte ich ihn.
    Die Katze sprang auf Browns Schoß und machte es sich dort bequem. Brown begann sie zu kraulen. Die Katze schnurrte zufrieden. Brown zog ein Gesicht, als käme das Schnurren von ihm.
    »Kenn’ ich, kenn’ ich«, bestätigte er. »Was ist mit ihm?«
    »Darauf komme ich gleich. Wo wohnte er im Haus?«
    »Wohnte?« fragte Brown und hob seine buschigen Brauen. »Er wohnt noch immer hier, und zwar in der dritten Etage, bei Miß Ipswich.«
    »Er wurde ermordet«, stellte ich fest und beobachtete die Wirkung meiner Worte.
    »Was Sie nicht sagen!« meinte er, aber er blickte mich weiter ungerührt an. Er fuhr sogar fort, die schnurrende Katze zu liebkosen.
    »Sie sind nicht sonderlich überrascht«, stellte ich fest.
    »Ich bin in New York großgeworden«, informierte er mich. »Da wundert man sich über nichts mehr.«
    »Wovon lebte Mr. Saunders?«
    »Das wüßte ich auch gern«, sagte Mr. Brown. »Verraten hat er es keinem.«
    »Sie wollen damit sagen, daß er keiner geregelten Tätigkeit nachging?«
    »Exakt«, meinte Brown und nickte. »Er war eine Nachteule. Er schlief meistens bis gegen elf oder zwölf Uhr und ging dann zum Essen. Frühmorgens kehrte er selten vor fünf oder sechs von seinen Lokalrunden zurück.«
    »Hatte er eine Stammkneipe?«
    »Schon möglich, aber das weiß ich nicht. Ich bin ihm zweimal über den Weg gelaufen, als er frühmorgens nach Hause kam. Er hielt sich nur noch mit Mühe aufrecht.«
    »Empfing er oft Besuch?«
    »Nein.«
    »Wer waren seine Freunde?«
    »Ich bezweifle, daß er welche hatte«, meinte Brown. »Er war der Typ des Einzelgängers.«
    »Wie sah es mit den Girls aus?«
    »In der Hinsicht traue ich ihm schon eher etwas zu. Er sah ja nicht übel aus, aber gesehen habe ich ihn nur einmal mit ’ner Puppe. Das war vorige Woche.«
    »Können Sie das Mädchen beschreiben?«
    »Und ob«, sagte Brown, »So was .vergißt man nicht so schnell. Sie war hellblond. Hochgestecktes Haar. Wirklich Klasse! Vor allem die Figur!«
    »Erinnern Sie sich an die Augenfarbe?«
    »Dunkelblau«, sagte er.
    »Kann sie violett gewesen sein?«
    »Schon möglich«, meinte er und setzte die Katze auf das Sofa zurück. »Glauben Sie, daß die Puppe es getan hat?«
    »Nein, nein«, sagte ich. »Aber natürlich müssen wir alle Leute unter die Lupe nehmen, die in letzter Zeit mit ihm verkehrten. Stammte das Mädchen aus dieser Gegend?«
    »Schwer zu sagen. Ich glaube nicht. Sie gehört zu den Puppen, die man nur einmal zu sehen braucht, um sie nicht wieder zu vergessen. Ich bin sicher, daß ich sie weder vorher noch nachher zu Gesicht bekommen habe.«
    »Ich werde mich mit Miß Ipswich unterhalten«, sagte ich. »Vielleicht weiß sie ein wenig mehr.«
    »Ausgeschlossen«, meinte Brown. »Die hat sich nicht um Saunders gekümmert. Sie ist fast taub, wissen Sie. Ich nehme an, daß Saunders das sehr recht war. Er störte sie nicht, wenn er spät nach Hause kam. Sie konnte es gar nicht hören.«
    »Wo haben Sie die beiden gesehen?« wollte ich wissen.
    »Saunders und Miß Ipswich?« fragte Brown verdutzt.
    »Nein, Saunders und das Girl.«
    »Ach so — das war oben am Greenpoint. Sie fuhren mit der U-Bahn in Richtung Plaza. Sie schienen ganz verliebt zu sein. Er hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt.«
    »Würden Sie das Mädchen wiedererkennen, wenn Sie es auf einem Bild sähen?«
    »Ich denke, schon.«
    Ich bedankte mich und ging. Der Lift im Haus funktionierte nicht. Ich

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