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Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn

Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn

Titel: Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schlafraum um. Kolonialstil, solide und gemütlich. Ich wandte mich dem Girl zu. Es trug eine sehr knapp sitzende Drillichhose aus verwaschenem, fast weißem Material und einen engen knallgrünen Pulli. Ein Band vom gleichen Grün hielt die Flut ries seidig schimmernden Haares zurück, ich sah das Girl zum erstenmal.
    »Wollen Sie sich nicht setzen?« fragte es mich. Ich spürte, wie nervös es war. Ich nahm Platz. Auf dem Tisch stand nur ein Ascher. Ich zählte in ihm mehr als ein halbes Dutzend Kippen. Alle hatten Lippenstiftrot an den Mundstücken. Das Girl setzte sich mir gegenüber. »Rauchen Sie?«
    Ich schüttelte den Kopf und gab dem Mädchen Feuer, als es sich eine Zigarette zwischen die Lippen schob. Beim Inhalieren legte es den Kopf in den Nacken. Langsam ließ es den Rauch durch die Nase entweichen. Mir schien es so, als legte Miß Rayburn es darauf an, mir und sich selbst zu demonstrieren, wie gelassen sie sei.
    »Ja, ich bin Pryscilla Rayburn«,' sagte sie.
    »Können Sie sich ausweisen?«
    »Ich habe keine Papiere, falls Sie das meinen sollten. Aber Sie können ja meine Fingerabdrücke untersuchen. Oder Sie können sich mein Bild zeigen lassen. Zur Not läßt sich auch eine Gegenüberstellung mit Freunden und Verwandten arrangieren.«
    »Wie sind Sie davongekommen?« fragte ich sie. »Wie haben Sie den Schiffsuntergang überlebt?«
    »Wir haben ihn alle überlebt — bis jetzt jedenfalls«, antwortete Pryscilla Rayburn bitter.- »Den Funker ausgenommen. Er ist mit dem Schiff untergegangen.«
    Ich beugte mich nach vorn. »Was soll das heißen?«
    Pryscilla Rayburn blickte mich voll an. »Können Sie sich das nicht denken?« fragte sie. »Wir befinden uns in der Gewalt einer skrupellosen Gangsterbande.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß es den Gangstern gelungen ist, einhundertdreizehn Passagiere und siebenundzwanzig Besatzungsmitglieder zu kidnappen?« fragte ich sie.
    »Sechsundzwanzig Besatzungsmitglieder, glaube ich. Ich habe sie nicht gezählt.«
    »Wo befinden sich diese Menschen?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand das Girl. »Ich wurde mit einem Hubschrauber abgeholt und dann bei Nacht und Nebel hierhergebracht. Man gab mir den Auftrag, mit Ihnen zu verhandeln. Ich bekomme nichts dafür. Dafür versprach man mir, mich zu schonen. Auch die anderen werden am Leben bleiben — vorausgesetzt, daß die Forderungen der Gangster erfüllt werden.«
    »Warum wurden gerade Sie ausgewählt, mit den Behörden zu verhandeln?«
    »Den Gangstern ist klar, daß sie der Öffentlichkeit beweisen müssen, daß die Passagiere und die Besatzungsmitglieder der ›Diana Mortimer‹ noch am Leben sind. Ich bin vermutlich der einzige Passagier ohne dickes Bankkonto, ohne reiche Familie. Da die Gangster von mir kein Geld bekommen können, ernannten' sie mich zu ihrem Sprecher. Ich möchte jedoch klarstellen, daß ich nicht die Interessen dieser Unmenschen vertrete. Ich tue es nur, weil ich hoffe, daß die Gefangenen gerettet werden können…«
    »Sie können die Gangster beschreiben?«
    »Ja, einige davon, aber Sie werden verstehen, daß ich darauf verzichten muß.«
    »Warum?«
    »Ich fühle mich für das Leben von hundertachtunddreißig Menschen verantwortlich«, sagte das Girl. »Von meinem Verhandlungsgeschick hängt es ab, was aus diesen Menschen wird.«
    »Welche Forderungen stellen die Gangster?«
    »Es sind ausnahmslos Geldforderungen«, sagte das Mädchen. »Sie bewegen sich, je nach Vermögenslage und Bedeutung der Passagiere, zwischen hunderttausend und zwei Millionen Dollar.«
    »Wie ist es zu dem Kidnapping gekommen?« fragte ich.
    »Es war so simpel, daß andere Leute leicht auf die Idee kommen könnten, die Aktion zu wiederholen«, sagte Pryscilla Rayburn bitter. Sie drückte die Zigarette im Ascher aus und erhob sich. »Nehmen Sie einen Drink?«
    Ich nickte und beobachtete, wie sie auf den Barschrank zuging und ihn öffnete. Pryscilla Rayburn war gut gewachsen und hatte eine graziös sinnliche Art, sich zu bewegen. Ohne Zweifel gehörte sie zu den Mädchen, die sich stets im Mittelpunkt wissen und entsprechend darauf reagieren.
    »Whisky?« fragte sie.
    »Whisky mit Soda, bitte«, sagte ich. Ich hatte nicht vor, viel davon zu trinken. Ich wollte nur sehen, wie gut sich das Girl im Haus auskannte. Pryscilla Rayburn ging mit den Gläsern in die Küche. Ich hörte, wie sie den Kühlschrank öffnete und ein paar Eiswürfel aus einer Schale brach. Dann kehrte sie zurück.
    »Sie kennen sich recht gut aus«,

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