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Jerry Cotton - 0585 - Das Superding um Mitternacht

Jerry Cotton - 0585 - Das Superding um Mitternacht

Titel: Jerry Cotton - 0585 - Das Superding um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Erichsen
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Lampen brannten, denn die Sonne, die draußen hell und freundlich schien, drang nicht in diesen Hof.
    »Mrs. Milton?« fragte ich.
    »Ja, das bin ich.«
    »Ich bin Special Agent Jerry Cotton vom FBI Distrikt New York. Das ist mein Kollege Phil Decker.« Dabei zeigte ich meinen Dienstausweis. Sie sah kaum hin.
    »Es geht um Paul, ja?« fragte sie mit leiser Stimme.
    Ich nickte.
    Sie bedeutete uns mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen. »Was hat Paul denn mit dem FBI zu tun?«
    »Nur indirekt«, versuchte ich auszuweichen. Aber es mußte ja doch heraus.
    Da kam Phil mir zu Hilfe. »Mrs. Milton«, begann er sanft, »Ihr Bruder ist heute nacht gestorben. Mein herzliches Beileid, auch im Namen meines Kollegen.«
    Sie wandte sich ab und drückte ein Taschentuch gegen ihre Augen. Ihre Schultern zuckten. Hilflos saßen wir herum. Sie schneuzte sich und drehte sich wieder um. »Wie ist er gestorben?«
    »Er wurde ermordet«, sagte ich.
    »Mein Gott!« Fassungslos bedeckte sie das Gesicht mit den Händen.
    Ich ließ ihr etwas Zeit. Dann sagte ich: »Wir müssen herausbekommen, warum er ermordet wurde und wer es getan hat. Können Sie uns einige Fragen beantworten?«
    »Natürlich. Was wollen Sie wissen?«
    »Wann haben Sie Ihren Bruder zuletzt gesehen?«
    »Das muß mehr als zwei Wochen her sein, eher drei.«
    »Kam er regelmäßig?«
    »Das nicht, aber wenn es irgend ging, kam er mal vorbei. Wenn er Geld hatte, drückte er mir ein paar Dollars in die Hand. Wenn er keins hatte, pumpte er mich an. Das durfte allerdings Pat, mein Mann, nicht merken.«
    »Verstand er sich mit Ihrem Mann?«
    »Nicht besonders. Paul kam meistens, wenn Pat nicht da war. Pat wollte nicht in irgendwelche Geschichten verwickelt werden.«
    »Hat Ihr Bruder bei seinem letzten Besuch Geld gehabt?«
    »Ja, er schien eine ganze Menge zu haben. Es war ziemlich aufgekratzt. Bald geht’s mir besser, hat er gesagt. Und er hat Pat auch Geld für das Holz gegeben. 40 Dollar.« ‘
    Ich wurde aufmerksam. »Was für Holz?«
    »Rund- und Vierkanthölzer, glaube ich. Paul sagte, er wolle einem Freund bei einem Umbau helfen.«
    »Holz für 40 Dollar für einen Umbau?«
    »Das Holz kostete 28 Dollar. Pat hatte eine Rechnung von der Brooklyn Harbour Building Corporation, die alle Neubauten und Umbauten hier im Hafen macht. Paul hatte ihm dann 40 gegeben.« »Wieso hat Ihr Mann das Holz besorgt?«
    »Paul hatte ihn gefragt, und Pat hatte die Gelegenheit. Er hatte früher einmal bei dieser Firma gearbeitet. Und obwohl er Paul nicht mochte, hat er das Holz eben besorgt. Pat kann keinem etwas abschlagen.«
    »Und wie wurde das Holz geliefert?«
    »Paul hat es mit seinem Freund abgeholt. Sie hatten einen kleinen Lastwagen. Glauben Sie mir, Mr. Cotton, mit dem Holz war alles in Ordnung. Pat hat es bezahlt!«
    »Ich glaube ihnen, Mrs. Milton. Wir versuchen nur herauszubekommen, was Ihr Bruder in der letzten Zeit getrieben hat und mit wem er zusammen war. Haben Sie diesen Freund gesehen?«
    »Nein. Ich weiß auch nicht, wie er heißt. Vielleicht weiß Pat mehr. Er muß bald kommen. Wenn er so früh angefangen hat, ist er meistens früh wieder zu Hause.«
    »War Ihr Mann gestern abend zu Hause?«
    Sie sah erschrocken auf. »Warum fragen Sie das? Natürlich war er zu Hause. Er geht fast nie aus. Wir sparen, was wir können, weil wir von hier weg wollen. Mein Mann macht keine krummen Dinge.« Jetzt griff Phil wieder ein. »Ihr Mann ist vorbestraft, Mrs. Milton und wir müssen alle…«
    Die Frau war rot geworden. »Mein Mann wurde bei etwas geschnappt, das damals alle in seiner Situation getan hatten, alle«, sagte sie heftig. »Erinnern Sie sich an den großen Streik 1958?«
    Ich nickte. Wie konnte ich diesen Streik, einen der größten, den New York je erlebt hatte, vergessen? Es gab kaum frische Lebensmittel, keine Kohlen, kein Öl, das Benzin wurde knapp. Kein Transportarbeiter an der Ostküste hatte drei Monate lang einen Handschlag getan.
    »Mein Mann war damals nicht in der Gewerkschaft. Er wollte arbeiten, verstehen Sie? Aber suchen Sie mal Arbeit im Hafen, wenn die Gewerkschaftsgangster die Streikbrecher zu Krüppeln schlagen und die Reedereien und Lagerhausgesellschaften niemand haben wollen! Weil es keinen Sinn hat, mit drei Mann einen 20 000-Tonner zu entladen.«
    Sie weinte wieder leise. »Sechs Wochen haben wir es ausgehalten. Aber fragen Sie nicht, wie! Dann ist er mit einigen anderen in ein Lagerhaus eingestiegen, um ein paar Konserven zu holen. Sein Pech, daß

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