Jerry Cotton - 0585 - Das Superding um Mitternacht
Kopf gegen den Türrahmen und taumelte. Eine flinke kleine Gestalt huschte vorbei. Ich wollte hinterher flitzen, da sah ich Phil am Boden liegen.
Er lag unter dem Mann, den ich angeschossen hatte, und stöhnte leise. Ich zerrte den Gangster zur Seite, der plötzlich losschrie. Rasch untersuchte ich meinen Freund. Ich tastete ihn von oben bis unten ab. Äußerlich schien alles heil zu sein. Er stöhnte und bewegte den Kopf. »Verdammt, gibt das eine Beule!« preßte er hervor und drückte eine Hand gegen die Stirn. Er versuchte aufzustehen. Erleichtert half ich ihm dabei.
Das Schreien des Angeschossenen ging in ein leises Wimmern über. Ich stieg über ihn hinweg und suchte nach einem Lichtschalter.
Endlich hatte ich den Schalter gefunden. Das Licht flammte auf. Der Vorhang, der die Bar vom Nebenraum trennte, war heruntergerissen und bedeckte eine Gestalt, von der nur eine Hand zu sehen war, die sich in dem Stoff verkrallt hatte, und ein Fuß, der darunter hervorragte. Ich faßte nach dem Handgelenk — dem Mann war nicht mehr zu helfen.
Phil lehnte mit blassem Gesicht im Türrahmen, er war noch nicht wieder einsatzfähig. Der Gangster preßte seine Hände auf den Bauch. Blut sickerte zwischen den Fingern hervor. Er war still.
Ich ging nach draußen. Oben an der Treppe hatten sich einige Neugierige, überwiegend Männer in Overalls, angesammelt und sahen mir schweigend entgegen. Ich eilte zum Jaguar und forderte über Sprechfunk einen Krankenwagen und die Mordkommission an.
***
»Wie konntet ihr das tun!« flüsterte Joey heiser vor Wut und Erregung. Die Sommersprossen sahen wie Dreckspritzer in seinem käseweißen Gesicht aus.
Eddy Martin hatte viel von seiner Sicherheit verloren. »Er hätte uns verpfiffen, der hat doch nur Angst um seine Konzession.«
»Der konnte auf seine Konzession pfeifen, er war mit ’ner viertel Million an diesem Ding beteiligt!«
»Ach nee, und warum?«
»Weil er uns vor so Typen wie dem Professor und den G-men warnen sollte, wenn du es genau wissen willst.«
»Das hättest du ja vorher sagen können!«
»Warum sollte ich? Ich bin schließlich der Boß hier, und ich habe nicht gesagt, daß ihr Jack umlegen sollt!« Joey wischte mit dem Handrücken über die feuchte Stirn. »Wenn das man gutgeht«, stöhnte er, und als er an den unbekannten Anrufer dachte, der ihm die Befehle erteilte, krampfte sich sein Magen zusammen. Er beschloß, ihm nichts von den Ereignissen der Nacht zu sagen. »Geh in den Tunnel«, sagte er müde. »Die anderen brauchen Hilfe.«
***
Die Leute von der Mordkommission packten ihre Sachen wieder ein, einer warf eine Decke über den Gangster, der noch vor Eintreffen der Ambulanz gestorben war. Es war acht Uhr durch.
Phil und ich lehnten an der Theke und rauchten eine Zigarette, die uns nicht mehr schmeckte. Wir brauchten Schlaf oder einen riesigen Topf Kaffee. Lieutenant Carl Hobson, der die Ermittlungen leitete, trat zu uns. Er war ein schlanker jüngerer Mann.
»Wollen Sie den Fall haben, oder dürfen wir den Täter suchen?« Es klang nicht sehr begeistert.
»Jeder auf seine Weise«, sagte ich langsam. »Wir sind nicht besonders an dem Mörder von Jack Valenti interessiert. Für uns ist im Moment der Sprengstoff wichtiger.«
»Und der da«, er deutete auf die Gestalt unter der Decke, die gerade herausgetragen wurde, »heißt entweder Martin oder Dugdale?«
»Ja. Sie geben mir dann Bescheid?«
»Bis heute abend haben Sie einen Durchschlag von meinem Bericht.«
Der Lieutenant tippte grüßend an seinen Hut und folgte seinen Leuten.
Wir gingen auch hinaus. Ein Cop vom Revier schloß die Tür von Jack Valentis Bar hinter uns ab und klebte ein Siegel dran. Schweigend fuhren wir nach Hause.
***
Eine farbige Nurse mit hübschem Kopf auf langem Hals schob leise trällernd einen Kinderwagen durch den Central Park. Der kleine Junge mit sorgfältig gekämmtem blondem Haar lief dem schwarzen Pudel nach, der hechelnd einer Fährte ins Gebüsch folgte.
»Phipsie« rief der Junge vergnügt und stürzte hinterher. Plötzlich schlug der Hund erregt an, das Bellen steigerte sich zu einem wütenden Gekläff.
»Nan! Nan!« schrie die helle Kinderstimme entsetzt.
»Was ist los?«
»Nan! Komm schnell! Hier liegt einer! Der bewegt sich nicht!«
Eine Minute später sah Gordon Hagman, der Besitzer einer Imbißstube, in der Nähe der Rollschuhbahn die farbige Kinderschwester, die mit fliegenden Schürzenbändern genau auf seinen Stand zurannte. Der Kinderwagen
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