Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt
rechnen, daß sie mindestens bis morgen früh — heute früh also — Ruhe hatten. Dann war die erste Chance gegeben, daß der alte Sarghändler sein Lager betrat und sich über deh merkwürdigen Umbau wunderte.«
»Hat unsere Nachrichtenzentrale irgendwelche Hinweise, was heute nacht im Fernschreibnetz passiert sein könnte?«
Mr. High schüttelte den Kopf.
»Sie hat alles geprüft, was sie bekommen konnte, und bei ein oder zwei wichtigen Meldungen, die nicht gleich nachzuprüfen waren, hat sie sich Bestätigungen eingeholt. Bitte?«
Es klopfte, und unser alter Kollege Neville trat ein.
»Die ersten Ergebnisse, Chef«, sagte er und schwenkte ein Karteiblatt. »Übereinstimmend haben das Mädchen und der Junge diese Type wiedererkannt. Louis Konsky, ein alter Kunde, zwar nicht von uns, aber von der Stadtpolizei und deren Kollegen in Philadelphia, Boston, Chicago und so weiter. Bisher sieben Vorstrafen wegen Einbruch, Raub, Diebstahl einfach und Schwer, und was so in dieser Linie liegt.«
Mr. High reichte uns das Blatt mit den Fotos herüber.
»Fahndung«, sagte ich nur. Mr. High nickte.
»Geben Sie es gleich hinauf, Neville. Hoffentlch finden wir noch mehr heraus über die Bande. Wie geht es unten?«
Neville lächelte.
»Der Junge und das Mädchen haben sich auf eine weitere gemeinsame Type geeinigt, die sie gesehen haben Wollen. Der Computer schnurrt, aber daneben ist Peiker schon bei der Arbeit. Scheint etwas zu werden.« Damit verschwand er.
Mir ging immer noch die keifende Frauenstimme im Kopf herum.
»Wag war eigentlich Im Nebenhaus zu finden?« fragte ich Phil. Der sah mich verständnislos an.
»Im Nebenhaus? Du meinst den Heizungskeller unten? Da haben wir uns nicht lange aufgehalten, als du nebenan mit dem Lärm anfingst.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Den Heizungskeller meine ich nicht. Ach, das habe ich ja noch gar nicht erzählt! Ich bin doch durch das Nebenhaus gekommen. In der Parterrewohnung war eine Falltür, und die Wohnung gehörte angeblich der Hausbesorgerin. Komm, Phil — wir müssen sofort noch einmal hin!«
Phil stand auf. Er gähnte.
»Du scheinst dich in dem Sarg ja gut ausgeruht zu haben, auch wenn es nicht einmal dein eigener war!« grinste er. »Aber fahren wir!«
Mr. High nickte. »Ich halte es auch für gut, wenn ich euch jetzt auch einen Schlaf rund um die Uhr gegönnt hätte. Aber das läßt sich nachholen.«
»Wie ich das FBI kenne«, sagte Phil, langte nach seinem Hut, und dann waren wir draußen.
***
Der Lange legte seine Jacke ab und zog die Schuhe aus. Er betrachtete sie noch einmal von allen Seiten, dann sagte er: »Schade drum, aber nicht zu vermeiden. Sie müssen in die Säure.«
»Daß Sie immer mit diesem Teufelszeug arbeiten müssen«, grinste der stoppelbärtige massive Mann auf der Couch. »Na ja, das ist Ihre Sache. Wie ist es gegangen?«
»Hervorragend. Technik ist etwas Schönes, wenn man sie beherrscht.«
»Und — Louis?«
»Ich sagte es ja. Er hat sie nicht beherrscht. Wenn Überhaupt, werden sie ihn mit einem verschmorten Starkstromkabel in der Hand finden.«
Der andere knurrte.
»Ich darf mich nicht auf regen, das wissen Sie. Also keine weiteren Einzelheiten, bitte.«
»Wie Sie meinen. Haben Sie schon Ihre Tabletten genommen?«
»Ich konnte ja nicht ans Wasser. Sie wissen doch, daß ich das Zeug nicht trocken nehmen kann. Geben Sie mir schon das Glas!«
Der Lange reichte ihm ein Glas Wasser und beobachtete, wie der massige Mann drei weiße Tabletten in den Mund nahm und mit einem kräftigen Schluck hinunterspülte.
»Hilft das denn wirklich?« fragte er zweifelnd.
»Und ob. Jedenfalls so lange, bis ich mein Aktenköfferchen nehmen und ins Schweizer Sanatorium fliegen kann. Die bringen mich für den schönen Rest meines Lebens schon wieder auf die Beine. Ist für morgen alles vorbereitet?«
»Ich habe die Telegramme vorhin von der Central Station aus aufgegeben, genau nach Ihrem Wortlaut und mit den Kennwörtern. Wenn Sie sich nicht verschrieben haben, müßte alles klappen.« Der andere schnaufte und nickte. Dann faltete er die Hände über dem beträchtlichen Bauch. »Ist ein herrliches Mittel«, sagte er langsam. »Macht aber immer — müde.«
***
»So können wir nicht hinein«, sagte Phil kopfschüttelnd, als wir vor dem Haus Roland Street 170 standen. Alle Fenster waren dunkel, die Haustür war abgeschlossen, wie es sich für ein normales gutes Mietshaus in dieser Gegend gehörte. »Auch wenn da drinnen ein Verbrechen
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