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Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle

Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle

Titel: Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
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eingerichtet, war verqualmt. Ich sah die Stehlampe vor den geschlossenen Fenstervorhängen wie durch einen Schleier. Im Sessel flegelte sich ein Mann, eine kurze Pfeife zwischen den Zähnen. Er hatte ein Grinsen aufgesetzt und das »Hallo, Ida« auf den Lippen. Bei meinem Anblick erlosch das Grinsen, und die grauen Augen wurden kalt wie Marmor.
    Langsam stemmte er sich aus dem Sessel. Es war ein Hüne, schlank, sportlich, jung. Er trug einen blauen maßgeschneiderten Anzug mit Weste. Dazu eine goldfarbene Krawatte, die wirkungsvoll mit dem gebräunten Adlergesicht kontrastierte. Er sah meinen 38er und hielt die Hände ruhig.
    Ich spannte die Gesichtsmuskeln an. Kein Zucken sollte meine Überraschung verraten. Denn ich kannte den Mann. Er hieß Osborn Greely und gehörte zu den Bossen eines New Yorker Gangstersyndikats.
    ***
    Helen May wartete, bis die Serviererin die Kaffeetassen auf den Tisch gestellt und sich hinter die Theke zurückgezogen hatte. Dann sagte sie: »Ich geh’ jetzt ’rüber und sehe mir das Bewohnerverzeichnis an. Alles andere später.« Leeds nickte. Er sah ihr nach, als sie zur Tür des kleinen Cafés schritt. Es lag am Vernon Boulevard, nur eine Steinwurfweite von dem Apartmenthaus entfernt.
    Sie hatten den Ford draußen geparkt und waren hereingekommen, um sich zu stärken. Von dem Fensterplatz aus konnten sie den Eingang des Apartmenthauses sehen. Seit zehn Minuten hockten sie hier. Sie hatten beobachtet, wie Sam Bessner Nr. 137 verließ, diesmal in Begleitung eines nervösen Burschen. Beide waren in eine graue Buick-Limousine gestiegen und in Richtung Williamsboro Bridge gefahren.
    Leeds nahm sich vor, mit Bessner später abzurechnen. Wichtig war jetzt nur, an diesen Ash heranzukommen.
    Während Leeds seinen heißen Kaffee schlürfte, näherte sich Helen dem Apartmenthaus. Ihre Gedanken arbeiteten. Sie war fest -entschlossen, Harry Shures Diamantenbeute an sich zu bringen — ob sie Ash deswegen kaltstellen oder das Haus am Central Park auseinandernehmen mußte.
    Zwei Halbwüchsige kamen an Helen vorbei, blieben stehen und pfiffen bewundernd durch die Zähne.
    Der Eingang des Apartmenthauses stand einem Grandhotel nicht nach. Helen wußte, wie sie sich zu verhalten hatte. Unbefangen schob sie das Glasportal auf, ging über den flaschengrünen Läufer und ließ den Blick durch die Halle gleiten.
    Hinter dem Schreibtisch saß niemand. Aber die Tür dahinter stand spaltweit offen. Jeden Moment mußte der Portier zurückkommen. Hinter einem erleuchteten Springbrunnen, der alle fünf Sekunden die Farbe wechselte und seine Fontänen in Grün, Violett, Orange und Weiß sprühen ließ, hing die Tafel mit dem Bewohnerverzeichnis an der Wand.
    Helen brauchte eine Minute. Dann hatte sie den Namen gefunden. Geo Ash. Er hatte 12 a gemietet, vermutlich eine Wohnung mit Dachterrasse.
    Ungesehen verließ Helen die Einganshalle. Als sie sich auf der Straße umdrehte, sah sie, daß der Portier, ein junger Farbiger in marineblauem Anzug, zurückkam. Er setzte sich hinter den Schreibtisch und schlug eine Zeitung auf. Helen ging in das Café zurück.
    Leeds rührte in seiner Tasse, als sich Helen zu ihm setzte. »Das ging aber schneller, als ich dachte.«
    »Ich hatte Glück. Der Portier hat mich nicht gesehen.«
    »Und? Wohnt Ash drüben?«
    »Ganz oben, eine Wohnung mit Dachterrasse.«
    »Teufel, muß der Kies haben.«
    »Nicht mehr lange, falls er seinen Aufwand von den Diamanten bestreitet.«
    Helen griff nach ihrer Tasse. Der Kaffee war noch warm. Sie trank ihn schwarz und ungesüßt. »Ich habe es mir überlegt, Jim. Ash anhauen und umgarnen dauert zu lange. Außerdem ist nicht mal sicher, ob er auf meinen Typ fliegt. Besser, wir fragen ihn direkt.« Leeds verzog das Gesicht. »Wenn er nichts mit der Sache zu tun hat, kriegen wir die Bullen auf den Hals.«
    »Und wenn schon. Eine Million in harter Währung sollte dir das Risiko wert sein.«
    »Du vergißt wohl, was ich früher gedeichselt habe. Ich bin kein Waschlappen geworden, aber vorsichtiger. Wenn sie mich noch mal schnappen, buchten sie mich für den Rest meiner Tage ein.«
    »Uns schnappt niemand.«
    »Dann müssen wir es schon verdammt schlau anstellen, auf jeden Fall so, daß dieser Ash nicht anschließend zur Polizei rennt.«
    »Die Garantie haben wir nur, wenn wir ihn stumm machen. Aber das wird nicht nötig sein.« Helen schob die Kaffeetasse von sich. »Ich stelle es mir so vor: wir überrumpeln ihn in seiner Wohnung. Eine halbe Stunde später

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