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Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle

Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle

Titel: Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
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die getroffene Stelle tasteten, fühlte ich Blut.
    Langsam drehte ich mich um. »Das wird dir bald leid tun, Kleiner.«
    Er grinste höhnisch, und ich sah ihm an, daß er Lust hatte, ein zweites Mal zuzuschlagen.
    In diesem Moment irrte mein Blick ab. Ich sah die Blonde, die in der Bar gesessen hatte. Sie lief, sich ständig umblickend, die Straße hinab.
    »Fahr endlich, Sam!« meinte das Frettchen.
    Sam ließ die Kupplung kommen. Ich merkte mir den Weg, die 34. hinab, in Richtung Hudson, djnn durch winklige Straßenzüge, bis ich das Plätschern der Wellen hörte. Schuppen und Lagerhäuser verbauten den Blick auf den Hudson. Daß mich die beiden hierherbrachten, hatte ich nicht erwartet. Sam kurvte durch eine schmale Unterführung. Der West Side Elevated Highway lag jetzt hinter uns. Die graue Buick-Limousine rollte auf den breiten Pier der American Pioneer Line, der sich weit in den Hudson hineinschiebt. Der Wagen hielt zwischen zwei Schuppen.
    Im selben Augenblick schmetterte mir das Frettchen seine Pistole ins Genick.
    Es kam, obwohl ich auf nichts Gutes gefaßt war, völlig unerwartet. Ich fühlte keinen Schmerz. Aber ich war wie gelähmt. Ich versuchte, zum 38er zu greifen. Meine Hand wedelte nur schwach. Ein dunstiger Schleier senkte sich über meine Augen. Trotzdem blieb ich bei Bewußtsein.
    Die Tür, an der ich lehnte, wurde aufgerissen. Ich kippte hinaus. Das Frettchen packte mich an den Haaren und zerrte mich auf den Pier. Mit dem Gesicht nach unten lag ich auf den Steinen. Ich schmeckte feuchten Sand und roch den Moderdunst angestauten Brackwassers. Ich hörte, wie Möwen kreischten. Die Sirene eines großen Kahns tutete.
    Der Kleine bearbeitete mich mit den Füßen. Er trug harte Schuhe, offenbar mit Stahlkappen. Spitz waren die Dinger auch. Beim ersten Tritt glaubte ich, ein Dolch bohre sich in meine Seite. Dann hagelte es auf mich ein. Jede Stelle an Schultern, Rippen und Armen schien mit glühenden Nadeln gespickt zu werden.
    Ich vermochte nicht, mich zu rühren. Ich hoffte nur, daß er nicht auf die Idee kam, mich gegen Hals oder Kopf zu treten. Unter mir, zwischen Gürtel und Hemd, spürte ich den harten Umriß des 38er. Aber ich konnte ihn nicht erreichen.
    »Das langt«, sagte Sam. Er stand neben dem Wagen und sah zu. »Hör auf, sonst bringst du ihn um. Wir sollen ihm nur ’ne Abreibung verpassen.«
    Keuchend hielt der Kleine inne. Ich spürte eine Hand an meiner' Schulter und wurde auf den Rücken gewälzt. Der Bullige beugte sich über mich.
    Ich hatte die Augen fast geschlossen. Ich atmete gepreßt. In meinen Lungen tobte ein höllischer Schmerz.
    Sam zog mir die Brieftasche aus der Jacke. Er klappte sie auf und beschäftigte sich mit dem Inhalt. Sie enthielt einen Führerschein, knapp hundert Dollar, einen Blutgruppenausweis und einige abgegriffene Fotos.
    Sam steckte das Geld in seine Tasche. »Nachher teilen wir«, beruhigte er das Frettchen. Denn der Kokser zischte böse, als er die Dollars verschwinden sah.
    Sam ließ die Brieftasche fallen. Beide stiegen in den Buick, dessen Motor noch lief. Ich hörte, wie sie vom Pier fuhren.
    Über mir segelte eine Möwe. Ich sah die kalten Augen und den gefräßigen Schnabel. Dann schlossen sich meine Lider. Jeder Atemzug stach in den Lungen. Das Bedürfnis zu schlafen, überwältigte mich. Ich döste, umnebelt vom Schmerz und schlapp wie ein nasses Handtuch, vor mich hin. Ich versuchte nachzudenken. Aber jedes Gedankengebilde verwischte sich, löste sich auf, ehe es Konturen hatte.
    Ich weiß nicht, wie lange ich auf dem Pier lag. Aber es können nur Minuten gewesen sein.
    Dann hörte ich ein Geräusch, das nicht in den Lärm des Hafens paßte. Schritte, leise und klappernd. Harte Pfennigabsätze auf dem Beton des Piers. Die Schritte verhielten. Kamen näher. Noch war die Frau hinter denj Schuppen. Aber gleich mußte sie um die Ecke biegen und mich sehen.
    Ich versuchte aufzustehen. Aber es gelang mir lediglich, mich auf die Seite zu wälzen. Die Sonne war jenseits des Hudson hinter Union City versunken. Bleigrau schimmerten die Fluten. Dämmerung lag auf der Stadt.
    Ich spähte zur Ecke. Wieder klickten die Schritte. Jetzt kam die Frau in mein Blickfeld. Vor Überraschung vergaß ich den Schmerz. Es war die Blondine aus Harrys Bar. Sie trug auch jetzt ihre Handtasche, von der ich wußte, daß viel Geld und eine kleine Pistole darin steckten.
    Die Frau kam rasch zu mir. Sie kniete nieder; und ich roch ihr Parfüm. Das hübsche, etwas billig

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