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Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle

Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle

Titel: Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
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wirkende Gesicht zeigte Besorgnis. Erschreckt war die Frau nicht.
    Ihre Finger, kühl und gepflegt, berührten meinen Hals.
    »Können Sie aufstehen?«
    »Mit Ihrer Hilfe…« Ich versuchte zu grinsen.
    »Sie sind überfallen worden?«
    »So kann man es nennen.«
    Die lähmende Wirkung des Genickschlags wich langsam. Ich stemmte mich mit den Armen hoch und richtete mich in kniender Haltung auf. Es ging besser, als ich gedacht hatte. Ich griff nach der Brieftasche und steckte sie ein. Die Blonde stellte sich hinter mich. Ihre Hände faßten meine Schultern. Derart gestützt, stand ich auf.
    Ungewollt lehnte ich mich für einen Moment an die Frau. Ihr Körper war fest und biegsam. Das blaue Seidenkleid knisterte.
    »Vorn am Pier steht mein Wagen. Kommen Sie.«
    Meine Knie wackelten wie Pudding. Aber ich stakste neben der Frau her.
    Warum war sie uns gefolgt? Wer war sie überhaupt? Eine Kollegin? Phil wußte zwar, daß ich mich in Harrys Bar mit Geo Ash treffen wollte, aber wir hatten nicht vereinbart, für mich Rückendeckung hinzuschicken.
    »Wir haben uns doch vorhin schon gesehen, Madam«, sagte ich. »Darf ich fragen, wieso Sie jetzt hierherkommen?«
    »Später.« Ihre Altstimme war angenehm, klang aber ein bißchen nach New Yorker Slang.
    Vorn am Pier stand ein 1100er Austin. Ich war froh, als ich saß. Die Lady klemmte sich hinters Lenkrad. Dabei glitt das Kleid hoch, und ich konnte ihre gebräunten Beine bewundern.
    »Wo wohnen Sie, Mister…«
    »Ryan«, sagte ich, »Donald Ryan. Ich habe ein Zimmer in Coopers Hotel in der Murray Street.«
    »Kümmert sich dort jemand um Sie?«
    »Ich fürchte, nein.« Das war nicht ganz ehrlich, denn Evelyn, die Tochter des Besitzers, hätte mich sicherlich versorgt. Aber ich wußte, was die Blonde jetzt sagen würde, und wollte es ihr leicht machen. Ich war neugierig.
    »Dann nehme ich Sie mit zu mir, Mr. Ryan. Sie brauchen Pflege. Jemand muß die Wunde desinfizieren. Sind Sie sonst noch verletzt?«
    »Der Bursche hat mich als Fußball benutzt. Wahrscheinlich bin ich übersät mit Blutergüssen und Quetschungen.« Sie nickte, ließ den Motor an und fuhr in Richtung City.
    »Ich möchte noch mal auf meine erste Frage zurückkommen, Madam: Warum sind Sie uns gefolgt?«
    »Nehmen Sie an, es ist meine Aufgabe, Bessner und Aiston zu beobachten.«
    Ich pfiff durch die Zähne. »Sie sind Detektivin?«
    »Ja.«
    »Bessner und Aiston. Welcher von beiden ist Sam?«
    »Sam Bessner — so heißt der Große, der andere Mortimer Aiston.«
    »Was haben die beiden ausgefressen?«
    »Darüber« — sie lächelte — »möchte ich -nicht reden. Es hängt mit meinem Auftrag zusammen. Sie haben sicherlich schon davon gehört, daß für einen Privatdetektiv der Klient König ist. Deshalb darf ich auch über diesen Fall nicht sprechen.«
    Ich musterte sie von der Seite. Ihr kühnes Profil hob sich wie ein Scherenschnitt vom hellen Hintergrund der erleuchteten Schaufenster ab.
    »Sagen Sie nur soviel, Madam: Arbeiten die beiden mit einem gewissen Geo Ash zusammen?«
    Kein Muskel zuckte in ihrem Gesicht. Es war zu beherrscht, für meinen Geschmack. Trotzdem spürte ich, daß sie log, als sie sagte: »Ich heiße Ida Lipkin.« Und dann, fünf Straßen weiter: »Wie fühlen Sie sich? Werden Sie durchhalten? Wir müssen noch hinauf in die 190. Straße.«
    »Das würde ich zu Fuß schaffen«, behauptete ich. Tatsächlich kehrte allmählich der Mumm in die Knochen zurück. Zwar fühlte ich mich bei den Schmerzen wie durch die Mangel gedreht, aber den Hieb ins Genick hatte ich völlig überwunden.
    Ida Lipkins Wohnung lag im zweiten Stock der 190. Straße. Die Gegend war düster. Nur wenige Laternen brannten. Ein paar Gestalten drückten sich auf der Straße herum.
    Mit dem Lift fuhren wir in den vierten Stock. Der Flur war eng. Die Wände, einstmals tapeziert, zeigten Risse. Die Wohnungstür hatte außen keine Klinke.
    Ida öffnete mit ihrem Schlüssel. In der Diele brannte Licht.
    Ida Lipkin blieb stehen, krauste die Stirn und sah mich an. Ich lehnte an der Wand und zeigte auf die Lampe. Ida nickte. Wir verstanden uns. Sie hatte die Wohnung verlassen, als es hell war, also kein Licht eingeschaltet.
    »Leben Sie hier allein?« fragte ich leise.
    »Ja.«
    Ich zog den 38er aus dem Gürtel. Ich sah noch, wie Ida ihre Handtasche öffnete und die kleine Pistole herausnahm. Dann stieß ich die erste der vier Türen, die von der Diele abzweigten, auf.
    Der Wohnraum, mit beigen Klubmöbeln behaglich

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