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Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Titel: Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
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Innenwände, und dann hielt ich den kleinen Schlüssel in der Hand. Er paßte zur rechten Tür des Schreibtisches.
    Ich stieß einen überraschten Pfiff aus. Was in dem Schreibtischschränkchen lag, war ein kleines Vermögen. Gebündelte Banknoten, fein säuberlich aufgeschichtet. Nach grober Schätzung mindestens 50 000 Dollar.
    Mehr noch als das Geld erregte aber ein in ein Tuch eingewickelter länglicher Gegenstand meine Aufmerksamkeit. Ich faltete das Tuch auseinander. Da lag sie nun vor mir, die unheilbringende Mundharmonika. Ein unscheinbares Ding, abgegriffen und verschrammt. Eine der Seitenschalen war locker. Sie löste sich, als ich sie anfaßte. Auf der Innenseite der Schale war das Wort Tinetto eingeritzt. Nicht kunstvoll graviert, sondern mit einem spitzen Gegenstand hineingekratzt.
    Enttäuscht schraubte ich die Seitenschalen wieder fest. Abschätzend betrachtete ich noch einmal das Instrument. Rosebud war es 5000 Dollar wert gewesen, also mußte etwas daran sein.
    Ich schaute auf und blickte in Garricks lächelndes Gesicht.
    Er mußte schon eine ganze Weile in der Tür gestanden haben. Ich war ein verdammter Narr gewesen, meine Aufmerksamkeit auf den Schreibtisch zu konzentrieren.
    Ich sah ihm in die Augen und wuße, wer er war. Dieser Mann war ein Killer von der Gefährlichkeit einer Klapperschlange. Leute seines Schlages sehen auf den ersen Blick völlig harmlos aus, haben Manieren und Erfolg bei Frauen. Sie lächeln viel, plaudern charmant und sind beliebt.
    Die meisten dieser Leute haben einen Hang zum Sadismus. Garrick bildete offenbar keine Ausnahme, denn er hätte mich längst abschießen können. Seine Pistole war genau auf meinen Leib gerichtet. Aber er wollte mich wohl erst zittern sehen und mich um mein Leben flehen hören.
    Ich mußte ihn enttäuschen. »FBI«, sagte ich, »mein Name ist…«
    »Halt’s Maul!« zischte Garrick nur. Sein Lächeln wurde noch amüsierter. Man sah ihm an, wie sehr er die Szene genoß. Mit der Zungenspitze befeuchtete er die trockenen Lippen. Die Hand mit der Pistole zuckte nervös.
    Es war eine lebensgefährliche Angelegenheit. Garrick konnte plötzlich des Spiels überdrüssig werden und unvermutet den Finger krumm machen. Im Moment schien er noch seinen Spaß daran zu haben.
    Doch dann sah ich, wie Garrick sich entspannte. Er hielt mich offenbar nicht für gefährlich. Daß ich FBI gesagt hatte, schien er gar nicht wahrgenommen zu haben. Er genoß es augenscheinlich, mich vor seiner Pistole zu haben.
    Plötzlich kam von irgendwoher ein Geräusch. Garrick drehte den Kopf in die vermutete Richtung. Das war meine Chance.
    Ich schleuderte mit aller Kraft die Mundharmonika, die ich während der ganzen Zeit immer noch in der Hand gehalten hatte, nach Garricks Kopf. Gleichzeitig ließ ich mich zur Seite fallen. Der schwere Eichenschreibtisch bot die erste lebensnotwendige Deckung.
    Garricks Kugel klatschte hinter mir in die Wand. Eine zweite riß fingerdicke Splitter aus dem Holz des Schreibtisches. Ein Glück, daß der Tisch auf der meinem Gegner zugewandten Seite keine Öffnung hatte. Hoffentlich war das Holz stark genug! Nun da auch ich meinen 38er in der Hand hielt, waren die Chancen wieder einigermaßen verteilt.
    Ich dachte an Phil. Er mußte die Schüsse gehört haben, war mir aber nicht zu Hilfe gekommen. Das konnte nur bedeuten, daß ihm etwas zugestoßen war.
    Garrick ließ mir keine Zeit, weiter über das Schicksal meines Freundes nachzudenken. Etwas Schweres flog über den Schreibtisch und zerschellte auf meinem Rücken. Ich stöhnte vor Schmerz. Garrick hatte die große Vase aus Ton, die ich bei meinem Eintritt neben der Tür gesehen hatte, in meine Deckung geworfen!
    Mir wurde schwindlig! Ich richtete mich halb auf. Von meinem Hinterkopf floß etwas Warmes in den Kragen.
    Das nächste, was geflogen kam, war Garrick selbst. Er hechtete mit einem wahren Panthersprung Über den Schreibtisch hinweg. Als er mich mit zu Boden riß und mein Kopf trotz des Teppichs hart auf die Erde schlug, fühlte ich meine Sinne schwinden.
    Ein neuer stechender Schmerz rettete mich vor der tödlichen Ohnmacht. Eine spitze Scherbe der zersplitterten Vase hatte sich in meine linke Wange gebohrt. Ich riß die Augen auf und sah Garrick über mir, der in diesem Moment seine Hände um meinen Hals schloß.
    Mit dem rechten Arm konnte ich Garricks Hände wegfegen, noch ehe sie ihre mörderische Umklammerung vollzogen hatten. Für einen Augenblick starrten wir uns gegenseitig an. In

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