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Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Titel: Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
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Garricks Augen las ich Erstaunen.
    Wir standen gleichzeitig auf. Meinen Revolver hatte ich verloren, als Garrick mich umgerissen hatte. Im nächsten Augenblick zuckte seine Hand unter die Jacke und kam mit der Pistole wieder zum Vorschein.
    Ich riß instinktiv das Bein hoch. Meine Schuhspitze traf Garricks Handgelenk, noch ehe er erneut auf mich anlegen konnte. In hohem Bogen flog die Pistole durch das Zimmer. Garricks Gesicht verzog sich vor Schmerz. Haßerfüllt funkelte er mich an.
    »Ohne das Spielzeug da gefallen Sie mir viel besser«, knurrte ich.
    Garrick ging erneut zum Angriff Uber. Er stürmte vorwärts wie ein Stier. Mehr instinktiv als bewußt riß ich das rechte Knie in die Höhe. Stöhnend klappte Garrick über mir zusammen. Er hatte seinen Sturmlauf nicht mehr rechtzeitig abbremsen können und war voll aufgelaufen. Mit der Linken stieß ich ihn von mir, schüttelte die Benommenheit ab und ließ von rechts einen Schwinger folgen, in den ich meine ganze Kraft legte.
    Garrick schoß quer durch den Raum, als ob die Druckwelle einer gewaltigen Explosion ihn davontrüge. Die Wand an der gegenüberliegenden Seite, die nur aus Bücherregalen bestand, stoppte ihn auf nicht gerade zarte Weise. Während sein Körper wie leblos an den Regalen herabsank, prasselte eine Reihe verstaubter alter Wälzer auf ihn herunter. Es war eine Szene, die an die Grotesken der Stummfilmzeit erinnerte.
    Ächzend stieß ich mich vom Schreibtisch ab und betastete vorsichtig meine Nase. Sie fühlte sich an wie eine ausgewachsene Kartoffel und sah vermutlich auch so aus. Der ganze Kopf schmerzte höllisch. Ritchie Garrick mußte mich übel zugerichtet haben.
    Er lag unter einem Haufen schwerer Bücher und rührte sich nicht, als ich ihn unstieß. Grimmig nickte ich mit dem Kopf. Was mein Schwinger nicht vollbracht haben mochte, hatten fünf Bänd'e von Gideons Konversationslexikon erledigt.
    Ich beugte mich zu Garrick hinunter, um die Bücher von seinem Gesicht wegzuräumen.
    Das war ein Fehler. Denn als der Schatten über mich fiel, war es schon zu spät.
    Wie ein Schmiedehammer traf mich etwas in den Nacken. Mir war, als ob mein Körper blitzartig gelähmt würde. Garricks Gesicht unter mir begann zu rotieren, immer schneller und schneller, ein Karussell, das sich drehte, bis mir die Sinne schwanden.
    ***
    Zuerst war nur eine endlos tiefe Dunkelheit. Dann begann irgendwo in der Ferne ein winziges Licht zu glimmen. Das Licht tat mir weh, und ich wollte die Augen schließen. Aber ich merkte, daß ich die Augen gar nicht geöffnet hatte. Das Licht, das Ich sah, drang durch meine geschlossenen Lider, und es schien von Sekunde zu Sekunde stärker zu werden. Ich drehte den Kopf zur Seite, um ihm zu entgehen.
    Ein harter Schlag auf die Wange brachte ihn wieder in seine ursprüngliche Lage. Ich kam wieder zur Besinnung. Sogleich fühlte ich meine Nase brennen wie Feuer. Das konnte nur bedeuten, daß ich noch unter den Lebenden weilte. Im ersten Moment war ich mir dessen nicht so sicher gewesen.
    Das Licht wurde immer greller. Jetzt hörte ich auch Stimmen. »Er kommt zu sich«, sagte jemand.
    Vorsichtig blinzelte ich durch die halbgeöffneten Lider. Keine zwei Meter von mir entfernt mußte sich eine Lampe befinden, deren Schein mir direkt ins Gesicht strahlte. Ich wollte noch ein wenig den Scheintoten spielen, aber sie hatten die Bewegung meiner Lider bereits wahrgenommen.
    Als ich die Augen wieder schloß, klatschte mir eine Flüssigkeit ins Gesicht, und das Brennen in meiner Nase verstärkte sich. Ich fing etwas von der Flüssigkeit mit der Zunge auf und probierte. Es war Whisky, und zwar keiner von der schlechten Sorte. Obwohl es höchstens drei Tropfen waren, tat es mir wohl, sie auf der Zunge zergehen zu lassen. Dann riß ich endgültig die Augen auf.
    Zuerst sah ich wegen der hellen Lampe gar nichts. Schließlich drehte jemand den Schirm zur Seite, und meine Augen gewöhnten sich langsam an normale Beleuchtung. Rechts von mir stand Ritchie Garrick. Er füllte gerade das Glas nach, dessen Inhalt er mir ins Gesicht geschüttet hatte.
    An seiner Stirn entdeckte ich eine Beule, die ihm das Aussehen eines verkrüppelten Einhorns verlieh. Auch die Bücher hatten ihre Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Für eine Weile würde es mit Ritchies männlicher Schönheit vorbei sein.
    Dann wandte ich mich dem anderen Mann zu. Kein Zweifel, es war Rosebud. Er stand hinter dem Schreibtisch, die mächtigen Arme aufgestützt, und starrte mich finster

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