Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament
an.
»Das werden Sie bereuen, G-man.« Er sprach langsam und betont, mit einer sonoren Stimme, die zu seinem Äußeren paßte.
»Ich werde überhaupt nichts«, gab ich zurück, »aber Sie und Ihr Killergehilfe werden hinter Gittern landen.«
Noch ehe Rosebud antworten konnte, hatte mir Garrick mit der flachen Hand quer übers Gesicht geschlagen. Die Schmerzen wurden nahezu unerträglich. Ich sank zurück in den Sessel, in den sie mich verfrachtet hatten, und verhielt mich ruhig, bis der Schmerz etwas abgeklungen war. Zu gern hätte ich es Garrick heimgezahlt, aber meine Arme waren so fest an die Lehnen gefesselt, daß ich kaum einen Finger rühren konnte.
»Nicht doch, Ritchie«, sagte Rosebud beinahe sanft. »Das ist unnötig und unfair obendrein. Sie müssen sich mit der Tatsache abfinden, daß Sie ihm unterlegen waren. Lassen Sie mich die Unterredung führen. Später können Sie sich dann seiner annehmen.«
Garrick starrte mich mit solchem Haß an, daß ich erschrak. Seine Niederlage mußte ihn tiefer getroffen haben als alles andere. Er war jetzt mein Todfeind. Wenn Rosebud mich ihm auslieferte, war ich erledigt.
»Nun zu Ihnen!« wandte sich Rosebud wieder an mich. »Sie dringen in mein Haus ein, schnüffeln herum und verprügeln meinen Partner. Ich wüßte gern, was das alles zu bedeuten hat.«
Ich sah ihn verächtlich an. »Tun Sie doch nicht so scheinheilig, Rosebud! Soviel Grips sollten Sie haben, um zu wissen, daß Sie nicht hemmungslos morden dürfen.«
Er zog interessiert die Augenbrauen in die Höhe. »Und wen sollte ich Ihrer Meinung nach ermordet haben?«
Ich ging aufs Ganze: »Arthur C. Rosebud, ich beschuldige Sie des Mordes an Zacharias Tatum, genannt Whistling Tate, Fred Riddle, dessen Lagerverwalter Smithers und Rechtsanwalt Lucas Tybell. Für den Anfang genügt das wohl.«
»Nicht schlecht.« Rosebud nickte gedankenverloren. »Jawohl, ganz gute Arbeit, obwohl ich nicht unbescheiden sein möchte, denn Ihr Kombinierstückchen geht nicht ganz auf. Sie lassen mir zuviel Ehre angedeihen, G-man. Dem Kerl im Lager hat Ritchie eins verpaßt. War selbst schuld, der Alte! Was mußte er auch kreischend durch die Gegend rennen! Und was Tatum betrifft, so können Sie mir glauben, daß ich noch nie in meinem Leben so wütend gewesen bin, wie in diesem Augenblick, als ich hörte, daß man ihn umgelegt hatte. Ich habe sofort veranlaßt, daß die Schuldigen bestraft werden. Ritchie versteht sich auf so etwas.«
»Ich weiß, seine Spezialität sind Autounfälle. Nur hat Ihr famoser Ritchie diesmal versagt. Drei Männer saßen in dem Auto, aber nur zwei Leichen wurden gefunden. Raten Sie mal, was mit dem dritten Mann geschah, Rosebud!«
»Reden Sie!« fauchte er.
»Nun, er sitzt im Untersuchungsgefängnis und brennt schon darauf, als Kronzeuge gegen Sie aufzutreten.«
Garrick zuckte zusammen. »Das ist nicht wahr!« stieß er hervor. »Der Kerl lügt, Mr. Rosebud. Er will nur seine Haut retten und blufft, so lange er kann. Der Wagen ist mit drei Männern in Flammen aufgegangen, das habe ich selbst gesehen. Unmöglich, daß jemand lebend herausgekommen ist.«
»Klar. Es sei denn, er ist vorher herausgesprungen.« Es war wohltuend, Garrick in Anwesenheit seines Bosses zu beweisen, daß er Stümperarbeit geleistet hatte. Nun würde er mich noch mehr hassen.
Rosebud sah Garrick an wie eine Schlange das Kaninchen. »Könnte der G-man recht haben, Ritchie, oder haben Sie genau gesehen, daß drei Männer verbrannt sind?«
Garrick schluckte zweimal. Mit seiner Selbstsicherheit war es vorbei. »Ich — ich weiß nicht, Mr. Rosebud, ich war mir eigentlich sicher. Aber jetzt, nun, es könnte sein, daß es so ist, wie er sagt.«
»Sie wissen, was das für uns bedeutet, hoffe ich. Wenn einer von den dreien in der Hand der Polizei ist, hat er längst gesungen. Die Anwesenheit der beiden G-men in unserem Haus ist der beste Beweis dafür.«
Er brachte mich wieder auf Phil, den ich ganz vergessen hatte. »Was ist mit meinem Kollegen?« fragte ich.
Rosebud machte eine wegwerfende Handbewegung. »Unwichtig, jedenfalls für Sie. Er wird nie mehr in fremden Häusern herumschnüffeln, soviel ist sicher.«
Ich sah ihn fest an. »Wenn Sie ihn umgebracht haben, Rosebud, dann werden Sie nicht mehr viel von Ihrem Leben haben, das schwöre ich Ihnen.«
»Für einen, der mit einem Bein schon in der Grube steht, spucken Sie noch verdammt große Töne, Cotton. Aber so gefallen Sie mir besser, als wenn Sie um ihr Leben
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