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Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Titel: Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie sich darum kümmern konnten.
    Anschließend setzten wir ein Fernschreiben an alle Polizeidienststellen in den an New York angrenzenden Bundesstaaten und in New York selbst ab. Wir baten um sofortige Unterrichtung, falls irgendwo ein kopfloser Leichnam gefunden würde. Das Resultat kam schneller als erwartet.
    »Hier spricht Lieutenant Forth«, sagte eine sonore Stimme am Telefon. »Ich befinde mich im Augenblick in einem Wäldchen, einige Meilen westlich von Jersey City. Bauarbeiter haben dort eine Leiche gefunden. Sie fällt unter die Merkmale, die in Ihrem Fernschreiben erwähnt' werden. Sie hat nämlich keinen Kopf…«
    ***
    Erst das Poltern riß Nancy aus ihrem höllischen Alptraum, der doch schmerzhaft-blutige Realität war. Stewitt hatte sie wieder hinauf in die Kammer geschleppt, nachdem er ihren Selbstmordversuch vereitelt hatte. Als es polterte, öffnete Nancy die geschlossenen Augen.
    Stewitt beugte sich vom Bett hinab. Er tastete auf dem Boden herum, bis er ihn gefunden hatte: den schweren, blauschwarz glänzenden Revolver, den er unter der alten Matratze versteckt hatte. Mit der Linken schob er die Waffe wieder unter das Kopfende.
    Der Revolver ging dem Mädchen nicht mehr aus dem Sinn. Kalt wie ein Eisblock ertrug sie, was sie ertragen mußte. Aber nicht einen Augenblick mehr wich das Bild der brünierten Waffe von ihr. Es schien die Verheißung selbst zu sein. Die Rettung, der letzte Ausweg.
    Stewitt wälzte sich auf die Seite. Er schien vergessen zu haben, daß er sie mit der Kette nur unsicher an einem Fuß des Bettes angebunden hatte. Er atmete schwer, und bald ging sein Atmen in Schnarchen über.
    Nancy setzte sich langsam auf. Ihr Gesicht war so bleich wie eine Kalkwand. Als ihr Blick über den schlafenden Stewitt glitt, war es nicht der Blick, mit dem man einen Mitmenschen betrachtet. Sie schob unendlich langsam die Beine vom Bett herab, bis sie den Boden an ihren Füßen spürte. Noch langsamer stand sie auf. Das Bett bewegte sich ein wenig, aber Stewitt erwachte nicht.
    Das gequälte Mädchen ging langsam um das Bett. Nicht eine Sekunde ließ sie Stewitt aus den Augen, die starr und reglos blickten. Als sie sich bückte, wunderte sie sich selbst über die eisige Kälte, die in ihrer Brust herrschte. Vorsichtig schob sie die linke Hand unter die Matratze. Die Kette an ihrem Fuß klirrte. Nancy erstarrte. Stewitt murmelte etwas Unverständliches im Schlaf. Schweißperlen standen auf seinem Gesicht, seinem Hals und der Brust. Bartstoppeln durchbrachen den glitzernden Film. Nancy sah sein Gesicht wie eine Großaufnahme. Das Gesicht einer Bestie, die ihr Leben zerstört hatte. Vorsichtig schob sie die Finger weiter.
    Und dann spürte sie zum erstenmal das kalte Metall. Ihre Finger krochen darüber hin, obgleich sie sich Mühe geben mußte, jetzt nicht zu schnell und dadurch zu unachtsam zuzugreifen. Aber endlich hatten sich ihre kalten Finger um den kalten Kolben der todbringenden Waffe geschlossen. Ebenso langsam zog sie ihre Hand zurück.
    Der Revolver war schwer. Nancys Hand fiel herab, als das ganze Gewicht in ihre Hand geriet. Um ein Haar hätte der Revolver durch das Aufschlagen auf dem Fußboden Lärm gemacht. Im letzten Augenblick noch konnte sie ihn mit ihrer Hand abfangen. Dann starrte sie auf die Waffe wie auf ein geheimnisvolles Instrument.
    Bis Stewitt sich plötzlich regte. Im Zwielicht der Mondnacht sah sein Gesicht fahl aus. Wie das Gesicht eines jenseitigen Wesens, eines Vampirs, eines Vorboten der leibhaftigen Hölle. Bruce Stewitt drehte sich ein wenig. Und dann schlug er aus irgendeinem Grund die Augen auf.
    Nancy reagierte nicht mehr bewußt. Irgend etwas in ihr handelte für sie. Sie sah die aufgerissenen Augen, die sie erschrocken und doch noch vom Schlaf gezeichnet anstarrten. Da wußte die letzte, verschwindend geringe Kraft des Lebenswillens in ihr, daß dieser Sekundenbruchteil alles entschied. Es war, als ob sie wie eine Marionette an unsichtbaren Drähten bewegt würde. Etwas riß ihr den Arm hoch, etwas setzte Stewitt die Revolvermündung auf die Brust, und etwas ließ sie den Finger krümmen.
    Es krachte mörderisch, sie zog wieder durch, es krachte erneut, und sie krümmte schon wieder den Finger. Stewitt bäumte sich auf, sie drückte ab, er zuckte, sie drückte wieder ab, sein Körper fiel kraftlos zurück, sie zog noch immer durch, er rührte und regte sich nicht mehr, und Nancy Winters riß noch pausenlos am Abzugshahn. Die Trommel drehte sich schon zum

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