Jerry Cotton - 0594 - Die Herrin der Schreckenskammer
erwiderte er. »Sie liegt drüben in New .Jersey. Sie waren in meinem Haus? Das verstehe ich nicht!«
»Sind Sie verheiratet, Mr. Spotter?«
»Ja«, sagte er und zeigte mir seine beringte Hand. »Seit neun Jahren.«
»Würden Sie mir bitte Ihre Frau vorstellen? Ich werde Ihnen alle weiteren Fragen später beantworten.«
Er zuckte mit den Schultern, stand auf und ging hinaus. Ich erhob mich, als ich wenig später in der Halle das Klicken hoher Damenabsätze hörte. Die Tür öffnete sich. Spotter kehrte mit einer blonden, etwa dreißigjährigen Frau zurück. Sie sah gut aus und trug einen enganliegenden Hausanzug aus silberdurchwirktem Jersey.
Die Frau kam auf mich zu. Sie streckte mir eine schlanke, gepflegte Hand entgegen. Dann setzten wir uns. Ich berichtete den Spotters mit wenigen Worten, was sich ereignet hatte und weshalb ich gekommen war. Während ich sprach, wurden die beiden zusehends verwirrter. Sie sahen sich am Ende meines Berichtes fassungslos an.
»Ein Mord in unserem Haus?« murmelte die Frau. »Das geht über meinen Verstand.«
»Gehen wir nach oben«, meinte Spotter und stand auf. »Ich muß sehen, wo es passiert ist.«
Ich winkte ab. »Das hat Zeit bis später.« Ich schaute die Frau an. »Wo waren Sie heute nacht, Madam?«
»Drüben in Jersey, zusammen mit ' Irvin«, antwortete sie.
»Und die Dienstboten?« fragte ich. Spotter setzte sich wieder. »Wir haben keine«, meinte er. »Nicht im Augenblick. Das heißt, jeden Tag kommen zwei Mädchen, die meiner Frau helfen, das Haus in Ordnung zu halten, und zweimal in der Woche kommt der Gärtner und kümmert sich um den Garten.«
»Lassen Sie das Haus oft allein?« wollte ich wissen.
»Ja, ziemlich oft«, sagte Spotter. »Ich bin leidenschaftlicher Jäger, und meine Frau leistet mir Gesellschaft. Wir bleiben oft wochenlang weg.«
»Müssen Sie sich nicht um Ihre Geschäfte kümmern?«
»Ich bin kein talentierter Geschäftsmann«, sagte er. »Ich habe schon vor einigen Jahren begriffen, daß ich gut daran tue, die Leitung meiner Firma einem cleveren Manager zu überlassen. Er arbeitet, und ich kassiere — ich finde diese Regelung sehr befriedigend.«
»Darf man erfahren, was das für eine Firma ist?« fragte ich.
»Spotter and Vreden«, antwortete er. »Mir gehören achtzig Prozent der Firmenanteile. Den Rest habe ich meinem Manager überschrieben. Man muß die Leute bei Laune halten. Sie arbeiten besser, wenn sie am Gewinn beteiligt sind. Die Firma stellt Spezialschrauben her.«
»Ist in diesem Haus schon mal ein Einbruch verübt worden?« fragte ich.
»Vor zwei Jahren hat es mal jemand versucht. Glücklicherweise war ich zu Hause. Ich habe die Burschen mit meiner Jagdflinte verscheucht«, meinte Spotter.
»Es sieht so aus, als würde Ihr Haus von Gangstern als heimlicher Treffpunkt benutzt«, sagte ich und beschrieb den Spotters das Aussehen des Girls, das versucht hatte, O. M. und mich auf recht ungewöhnliche Weise loszuwerden.
Die Spotters schüttelten die Köpfe. »Damit können wir nicht viel anfangen«, meinte die Frau. »Man müßte ein Bild von dem Mädchen sehen.«
»Es wird bereits angefertigt«, sagte ich. »Ich lasse Ihnen eine Kopie zukommen. Wer, außer Ihnen, hat einen Schlüssel für das Haus?«
»Niemand — aber jetzt, da Sie davon sprechen, fällt mir ein, daß vor etwa sechs Monaten ein Hausschlüssel verschwunden ist«, sagte Spotter. »Das war, als Swift uns verließ. Als er gegangen war, vermißten wir den Schlüssel. Wir nahmen an, daß er ihn versehentlich mitgenommen hatte.«
»Wer ist Swift?«
»Das war unser Butler. Er ist nach England zurückgekehrt. Ein untadeliger Dienstbote, aber ich konnte ihn nicht ausstehen. Er hatte diese trockene, spröde Art, die mich immer etwas provozierte.«
»Haben Sie wegen des Schlüssels an ihn geschrieben?«
»Nein, das fand ich nicht so wichtig. Ich hätte mir ja einen Reserveschlüssel anfertigen lassen können, aber bisher bestand keine Notwendigkeit.« Er stand auf. »Hatten Sie das Gefühl, daß das Girl und der Mann sich in dem Haus auskannten?«
»O ja«, sagte ich. Mr. Spotter erhob sich ebenfalls. Sie baten mich ins obere Stockwerk.
»Wann sind Sie aus Jersey zurückgekommen?« erkundigte ich mich.
»Vor zwei Stunden«, sagte Spotter. Ich wandte mich an die Frau. Sie hatte mandelförmige, sehr stark geschminkte graue Augen. »Waren Sie schon in der Küche?«
»Aber ja«, meinte sie. »Ich habe gleich einen starken Kaffee für uns gekocht.«
»Fanden
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