Jerry Cotton - 0596 - Ein Koeder fuer den Killer
betrifft. Versuchen Sie nicht, mich aufs Glatteis zu führen. Ich war heute nacht mit einigen Freunden zusammen. Wir haben Karten gespielt bis zum Morgengrauen. Die Burschen können Ihnen bestätigen, daß ich den Raum nicht verlassen habe. Höchstens zwei-, dreimal, um für ein paar Minuten zur Toilette zu gehen. Zufrieden?«
»Regen Sie sich nicht auf. Zeigen Sie mir Ihren Ausweis, und nennen Sie mir die Namen Ihrer Freunde, das genügt.« Er griff in die Tasche. Mit einer raschen, gekonnt ausgeführten Bewegung riß er eine Pistole hervor. Er richtete die Waffenmündung auf mich und donnerte: »Hände hoch!«
Ich blieb sitzen, ohne mich zu rühren. »Lassen Sie diesen Unsinn«, sagte ich.
Er grinste erneut. »Ich will mit der Geschichte nichts zu tun haben«, sagte er. »Mord ist mir zu heiß. Deshalb werden Sie weder meinen richtigen Namen erfahren noch meinen Ausweis zu Gesicht bekommen.«
»Was haben Sie hier getrieben?«
»Briefe gesucht«, gab er zu.
»Wessen Briefe?«
»Das hat mein Auftraggeber nicht gesagt. Ich sollte alles mitbringen, was handgeschrieben oder getippt ist — die Umschläge des Absenders inbegriffen. Außerdem Notizbücher und Zettel, einfach alles.«
»Haben Sie etwas gefunden?«
»Nur ein Notizbuch und den Telefonblock«, sagte er und klopfte mit der linken Hand auf seine Jackentasche.
»Wenn Sie wirklich darauf versessen sind, nicht in diesen Mordfall verwickelt zu werden, würde ich Ihnen raten, diese Dinge mir zu überlassen.«
»Nichts zu machen, Mister«, meinte er kopfschüttelnd. »Ich bin für diesen Job bezahlt worden. Ich werde jetzt das Honorar noch etwas in die Höhe treiben. Mein Auftraggeber hat mir nämlich verschwiegen, daß es um einen Mord geht.«
»Wann haben Sie den Auftrag erhalten?«
»Heute morgen. Gegen sieben Uhr. Ein Bote brachte mir einen Briefumschlag mit dreihundert Dollar. Außer dem Geld befand sich in dem Kuvert eine getippte Aufforderung ohne Anrede und Unterschrift. Ich habe mich gleich nach dem Frühstück auf die Socken gemacht, um mir weitere zweihundert Dollar verdienen zu können. Die soll ich nämlich kriegen, wenn ich die gefundenen Sachen abliefere.«
»Soll das heißen, daß Sie den Auftraggeber nicht einmal kennen?« fragte ich.
Der Gangster nickte. »Er wird mich anrufen und mit mir einen Treff vereinbaren«, erwiderte er. »Stehen Sie auf, los, und nehmen Sie die Hände hoch.«
»Was geschieht, wenn ich’s nicht tue?«
»Ich wäre dann gezwungen, Ihnen eine Kugel auf den Pelz zu brennen. Ins Bein meinetwegen oder in den Arm. Ich rate Ihnen, es nicht darauf ankommen zu lassen. Ich weiß nicht, ob ich so ’n guter Schütze bin, um wirklich das zu treffen, was ich treffen möchte. Es könnte leicht passieren, daß ich Sie härter erwische.«
Er meinte, was er sagte, das drückte schon sein Gesicht aus. Er hatte nicht vor, mich zum nächsten Revier zu begleiten. Er wollte unter keinen Umständen in diesen Mordfall verwickelt werden und bildete sich ein, sein Ziel mit diesem Gewaltmanöver erreichen zu können.
Ich stand auf und hob die Hände. »Drehen Sie sich mit dem Gesicht zur Wand«, befahl er. Ich gehorchte. Ich hörte, wie der Gangster rückwärts zum Fenster ging. Ein paar scharfe Laute ertönten. Offenbar riß der Gangster die Gardinenschnüre ab. »Das wird reichen«, sagte er. »Sie können sich umdrehen. Legen Sie sich auf die Couch, mit dem Gesicht nach unten.«
Ich befolgte die Aufforderung.
Der Gangster trat an mich heran. »Hände auf den Rücken!« kommandierte er. Ich tat, was er sagte, und spannte die Muskeln. Wenn er mich fesseln wollte, mußte er die Pistole zur Seite legen. Ich war entschlossen, diese Chance zu nutzen, aber ich kam nicht dazu. Der Gangster hieb mir plötzlich den Pistolenlauf über den Schädel. Ich verlor für ein paar Sekunden das Bewußtsein. Als ich wieder zu mir kam, war ich zu benommen, um kontern zu können. Der Gangster hatte keine Mühe, meine Hände und Füße zu fesseln. Er verließ die Wohnung, ohne nochmals das Wort an mich zu richten.
Ich kämpfte das Übelkeitsgefühl nieder, das in meiner Kehle zerrte, und fing an, die Fesseln zu lockern. Der Gangster hatte keine sonderlich gründliche Arbeit geleistet. Ich brauchte nur fünf Minuten, um mich zu befreien. Als ich mich aufrichtete, brummte mir der Schädel. Ich ging ins Bad und hielt meinen Kopf unter das kalte Wasser. Danach fühlte ich mich etwas besser.
Es hatte keinen Sinn, den Gangster zu verfolgen. Der war
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