Jerry Cotton - 0596 - Ein Koeder fuer den Killer
Eine erstaunliche Entwicklung!«
»Die ist noch nicht zu Ende«, sagte Spyker und aß ruhig weiter. Jetzt sollte der andere mal ein bißchen zappeln.
Die Serviererin trat an den Tisch. »Was kann ich für Sie tun, Mister?« fragte sie den jungen Mann.
»Bringen Sie mir einen Whisky, bitte. Scotch — aber keine Phantasiemarke!«
»Zwei«, sagte Spyker rasch. »Für mich einen doppelten.« Das Mädchen nickte und ging davon.
Am Nebentisch erhoben sich zwei Männer und verließen das Lokal. Ein junger Mann trat an die Musikbox und warf eine Münze ein. Als der Lautsprecher zu dröhnen begann, beugte sich der junge Mann über die Tischplatte nach vorn.
»Das Geld liegt in der Zeitung. Ich habe noch einen Fünfziger dazugelegt«, sagte er augenzwinkernd.
Spyker kaute provozierend langsam. »Das wird nicht reichen«, meinte er gelassen.
Der junge Mann hob mit einem scharfen Ruck sein Kinn. »Was soll das heißen?« erkundigte er sich mit leiser Schärfe.
»Drücke ich mich so unklar aus?« fragte Spyker. »Es ist zuwenig, mein Freund. Viel zuwenig. Ihretwegen hatte ich eine Menge Ärger.«
Der junge Mann blickte über seine Schulter. Er machte einen nervösen Eindruck und sah fast so aus, als fühlte er sich bereits verfolgt. »Ärger?« fragte er unsicher.
»Es war kein Problem, die Tür zu öffnen«, meinte Spyker und tupfte sich mit der Serviette den Mund ab. »Nicht für mich! Es war auch nicht schwierig, die Wohnung zu filzen. Aber dann klingelte es plötzlich, und ich stand auf einmal einem G-man gegenüber.«
»Warum, zum Teufel, haben Sie ihm überhaupt geöffnet?«
»Ich bin nicht auf den Mund gefallen«, meinte Spyker. »Für den Fall, daß es Schwierigkeiten normaler Art gegeben hätte, wäre es mir ein leichtes gewesen, mich mit ein paar Ausreden aus der Affäre zu retten. Aber die Probleme, denen ich mich plötzlich gegenübersah, waren keineswegs normaler Art. Wie ich erfuhr, ging es um einen Mord, um den Tod von May Faber.«
»Keine Namen!« zischte der junge Mann.
»Regen Sie sich nicht auf«, beruhigte ihn Spyker. »Niemand beachtet uns. Die Musik übertönt unser Gespräch.«
»Hat er Ihnen die Briefe abgenommen?« fragte der junge Mann. Er hatte sichtlich Mühe, seine Erregung zu meistern.
»Ich habe keine gefunden.«
»Sie haben nicht richtig gesucht!« stieß der junge Mann hervor.
»Nun bleiben Sie mal auf dem Teppich«, meinte Spyker und schob den Teller zur Seite. »Ich bin ein alter Hase, und mir macht so leicht keiner was vor. Ich weiß, wo ich zu suchen habe. In der Wohnung sind keine Briefe — nicht ein einziger.«
»Haben Sie zwischen die Wäsche geschaut?« wollte der junge Mann wissen.
»Sogar hinter den Spiegel«, spottete Spyker, obwohl das keineswegs zutraf. »Na ja, und dann kam der Bulle vom FBI. Als er meinen Ausweis sehen wolte, mußte ich die Notbremse ziehen. Ich knallte ihm eines vor die Birne und verschnürte ihn wie ein Postpaket. Dann haute ich ab.«
»Soll das heißen, daß Sie überhaupt nichts in der Wohnung gefunden haben?«
»Doch, das Notizbuch des Mädchens und den Telefonblock«, sagte Spyker.
»Na, das ist wenigstens etwas«, knurrte der junge Mann. »Legen Sie die Sachen unauffällig unter die Zeitung, bitte.«
»So einfach ist das nicht«, sagte Spyker. Er lehnte sich zurück und lächelte der Serviererin in die Augen. Das Mädchen beachtete ihn nicht. Sie stellte die Gläser ab und ging davon. »Hübsche Puppe, was?« fragte Spyker. »Warum haben Sie sie eigentlich umgebracht?«
»Wovon reden Sie überhaupt?«
»Von May Faber«, sagte Spyker beinahe genüßlich. Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Wollen Sie etwa bestreiten, die Kleine abserviert zu haben? Als es passiert war, fiel Ihnen plötzlich ein, daß Sie nicht in May Fabers Wohnung kommen konnten, weil Sie keinen Schlüssel dafür hatten. Sie mußten aber unbedingt hinein, um belastendes Material zu vernichten. Briefe, die Sie ihr geschrieben hatten, zum Beispiel. Umschläge mit Ihrem Absender. Notizbücher mit Ihrer Telefonnummer. All das brauchten Sie, um nicht in den Mordfall verwickelt zu werden. Irgend jemand gab Ihnen meine Adresse. Warum auch nicht? Ich bin verdammt geschickt, wenn es darauf ankommt, fremde Schlösser zu knacken, und ich bin immer für einen Job zu haben, der mit harten Dollars entlohnt wird.«
»Ich bin selbst nur ein Mittelsmann«, sagte Spykers Gesprächspartner.
»Na schön«, meine Spyker und griff nach einem Zahnstocher, um sich sein Gebiß zu
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